Hamburg. Polizei im Dauereinsatz, aggressive Fangruppen mehrfach gestoppt. Viele gefälschte Tickets im Umlauf. „Alter Schwede“ leuchtet braun-weiß.

Ein Ball, zwei Mannschaften, 90 Minuten auf dem Rasen – aber ein ganzes Wochenende der Anspannung und der brisanten wie kuriosen Momente in Hamburg. Bereits ab Freitagabend musste die Polizei gegen gewaltbereite Anhänger des FC St. Pauli und des HSV durchgreifen. Und bis hin zum Elbstrand hinterließ die Partie im Millerntorstadion sichtbare Spuren.

Freitag, 22.45 Uhr Bei der Polizei gehen mehrere Notrufe ein, weil bis zu 300 Personen große Gruppe von vermummten St.-Pauli-Fans von der Harald-Stender-Platz zum Millerntorplatz bewegten ziehen. Aus der Gruppe wird ein Gegenstand auf ein ziviles Polizeiauto geworfen und eine Scheibe beschädigt. Bereitschaftspolizisten können mit ihrer Präsenz weitere Krawalle verhindern. Etwa zur gleichen Zeit zieht eine Gruppe von HSV-Fans lautstark durch Eimsbüttel. Die Polizei beobachtet die Szenerie, auf einige Passanten wirkt der Pulk bedrohlich. Als die Fans dann Richtung U-Bahn Osterstraße zogen, lässt die Polizei die Bahnen durchfahren, ohne zu halten. Der Pulk zieht daraufhin zu Fuß zur U-Bahnstation Hagenbecks Tierpark. Weitere Zwischenfälle in der Nacht bleiben aus.

Sonnabend, 10 Uhr Den Spaziergängern am Elbstrand bietet sich ein

Der Findling
Der Findling "Alter Schwede" ist am Elbstrand braun, weiß, rot, nachdem ihn offenbar St.Pauli Fans im Vorfeld des Lokalderby zwischem dem FC St. Pauli und dem HSV in ihren Vereinsfarben angestrichen haben. © dpa | Markus Scholz

kurioser Anblick: Der Findling „Alter Schwede“ wurde in den Vereinsfarben des FC St. Pauli bemalt. Die Fotos verbreiten sich schnell in den sozialen Medien. Da der Stein imprägniert ist, wäscht der Regen die Farbe wieder ab.

Sonnabend, 16 Uhr Die Polizei zeigt bereits massive Präsenz auf St. Pauli. Beim Derby sind insgesamt rund 1500 Polizisten am Einsatz. Die Trennung beider Fanlager ist die oberste Priorität. Auch Reiter-, Hunde- und Wasserwerferstaffeln bereiten sich auf den Einsatz vor.

Sonnabend, 23.45 Uhr Erneut setzt sich eine Gruppe von bis zu 300 aggressiven St.-Pauli-Fans in Bewegung. Sie tragen teils Reifenschlüssel als mögliche Waffen in der Hand, versuchen über die Hein-Hoyer-Straße in den Bereich der HSV-Fans auf der anderen Seite des Kiezes zu gelangen. Polizeikräfte drängen sie sofort zurück. Die Gruppe marschiert zurück zur Fankneipe „ Jolly Roger“ an der Budapester Straße und löst sich dort später auf. Zwei Hundertschaften der Polizei bleiben in der Nacht an der Reeperbahn präsent und können Aufeinandertreffen der Fans verhindern.

Sonntagmorgen, 10 Uhr Rund 2000 HSV-Fans haben sich am Dammtorbahnhof eingefunden und marschieren zum Millerntorstadion.

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Die Menge wächst auf dem Weg auf 3500 Menschen an, es werden wiederholt Böller angezündet. Die Polizei begleitetet den Fanmarsch eng, droht mit einer Auflösung des Aufzuges, da sich einige HSV-Anhänger vermummt haben.

Zu größeren Zwischenfällen kommt es nicht. 700 Fans des FC St. Pauli marschieren ebenfalls gemeinsam zum Stadion, dabei kommt es zu Flaschenwürfen auf einen Streifenwagen und eine Polizistin. Die Beamtin wird getroffen, aber nicht verletzt. Wasserwerfer fahren am Stadion auf, um die Lager weiterhin zu trennen.

Sonntag, 13 Uhr HSV-Anhänger versuchen, eine Einlasskontrolle zu überlaufen. Sie brechen kurzzeitig ins Innere des Stadions vor, werden jedoch von Ordnern und Polizisten zurückgedrängt. „Dabei mussten Schlagstöcke und Pfefferspray als Zwangsmittel eingesetzt werden“, sagt eine Polizeisprecherin.

Mit Vorfällen dieser Art hatte die Polizei bereits im Vorfeld gerechnet. 157 HSV-Fans werden außerdem überprüft, weil sie sich offenbar mit gefälschten Tickets Einlass verschaffen wollten. Sie werden teilweise mit Aufenthaltsverboten belegt und zurück zum U-Bahnhof St. Pauli gebracht.

Sonntag, 14.30 Uhr Vor der Fankneipe „ Jolly Roger“ werden Bengalos gezündet. Im Millerntorstadion entsteht beim Abbrennen von Pyrotechnik ein kleineres Feuer auf der Südtribüne. Die Feuerwehr greift sofort ein.

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Sonntag, 15.15 Uhr: Die Fans verlassen das Stadion. In der Gerhardstraße wird ein Böller in Richtung von Polizisten geworfen und ein Beamter leicht am Bein verletzt.

Der Abmarsch der HSV-Fans verzögert sich, es werden mehrere Hundertschaften zusammengezogen, auch der Polizeihubschrauber „Libelle“ kreist über dem Stadion. Bei HSV-Anhängern des Vereins, die das Spiel am Hans-Albers-Platz verfolgt haben, wird die Stimmung plötzlich aggressiv. Es kommt zu Flaschenwürfen auf Polizisten. Die Lage kann jedoch bald beruhigt werden.

Sonntag, 17.30 Uhr Die Polizei muss beide Seiten auf der Reeperbahn weiterhin auseinanderhalten, die Straße bleibt noch gesperrt.

Nach dem Derby: Polizisten begleiten HSV-Fans über die Reeperbahn
Nach dem Derby: Polizisten begleiten HSV-Fans über die Reeperbahn © Michael Arning

Ein HSV-Fan wird an der Gerhardstraße festgenommen, nachdem er den Fanschal eines St.-Pauli-Anhängers rauben wollte. Außerdem werden bei Fan- Schlägereien zwei Menschen verletzt.

Sonntag, 20 Uhr Die Bilanz der Polizei am Abend: Auf St. Pauli wurden vor und während des Spiels zwei Menschen in Gewahrsam genommen und vier weitere vorläufig festgenommen. Auch beim „Public Viewing“ im Volksparkstadion kamen zwei Männer in Gewahrsam, weil diese verbotene Böller mit sich führten. „Unser Konzept der räumlichen Trennung ist bis hierhin aufgegangen“, sagte eine Polizeisprecherin am Abend.