Oliva Nova. Der prominente Neuzugang erzielt im ersten Testspiel das 1:0 gegen Charleroi. Am Ende aber verliert sein Team noch mit 2:3.
Er hätte ja allen Grund zu ausgelassener Freude haben können, doch als Alexander Meier am Freitagnachmittag seinen Arbeitstag beendet hatte, wirkte er zwar glücklich, vor allem aber ganz schön geschafft. 60 Minuten war der prominente Neuzugang des FC St. Pauli im Testspiel gegen den belgischen Erstliga-Achten RSC Charleroi auf dem Platz gewesen und hatte prompt das getan, wofür er als Ersatz für den mit einem Kreuzbandriss ausgefallenen Henk Veerman geholt worden war – Tore schießen.
Dabei hatte der Stürmer, der am kommenden Donnerstag 36 Jahre alt wird, zunächst noch eine riesige Torchance vergeben, als er perfekt von Cenk Sahin angespielt, ganz allein vor dem gegnerischen Tor auftauchte, aber am Keeper Nicolas Penneteau scheiterte. Doch es spricht eben für einen erfahrenen Profi und echten Torjäger, sich von einem solchen Erlebnis nicht frustrieren zu lassen.
In der 26. Minute erreichte ein Freistoß von Standard-Spezialist Marvin Knoll den aufgerückten Innenverteidiger Florian Carstens, dessen Kopfballvorlage verwertete Meier mit der Fußspitze aus der Luft und aus kurzer Distanz zur verdienten Führung. Es war ein typisches „Alex-Meier-Tor“, weil er in dieser Szene, wie so oft schon in seiner mehr als 16 Jahre langen Profikarriere, einfach ahnte, wohin der Ball kommen würde, wenn sein Mitspieler ihn nicht direkt verwandelt. Torinstinkt nennt man gemeinhin diese Fähigkeit, die nicht wirklich erlernbar ist.
Letztes Punktespiel in der Startelf knapp zwei Jahre her
Es spricht für Alexander Meier, dass er später die beiden Vorbereiter des Treffers hervorhob und seinen eigenen Anteil daran eher niedrig bewertete. „Es war eine gute Flanke und ein guter, quer gelegter Kopfball. Ich hatte dann Glück, dass ich da stand“, sagte er bescheiden über seinen Treffer, der durchaus als Muster anzusehen ist, wie St. Pauli auch in den verbleibenden 16 Spielen der Zweitligasaison zu Toren kommen kann.
„Es war ein schönes Gefühl, nach so langer Zeit wieder mal ein Spiel zu bestreiten. Aber ich glaube, ich brauche noch ein paar Spiele, um richtig reinzukommen“, sagte Meier weiter. Die Abstimmung mit den neuen Mitspielern sei aber schon ganz gut gewesen.
Im vergangenen Frühjahr hatte der 1,96 Meter große Angreifer zuletzt in der Bundesliga für Eintracht Frankfurt Kurzeinsätze gehabt. Sein letztes Punktspiel, in dem er in der Startelf war, ist im März zwei Jahre her. Jetzt musste er nach den 60 Minuten noch ein paar kurze, schnelle Läufe absolvieren und war entsprechend erschöpft, zumal er am Vormittag nach dem Training auch noch eine kleine Extraschicht eingelegt und mit Marvin Knoll lange Diagonalbälle geübt hatte.
Nach dem 2:0 schien St. Pauli auf dem besten Weg
„Ich habe gedacht, vielleicht geht er in seinem Alter gleich rein, weil er müde und kaputt ist. Aber er wollte selbst noch eine Extraschicht machen. Darüber habe ich mich gefreut“, sagte Knoll über Meier. Auch außerhalb des Platzes ist die Integration offenbar kein Problem. „Er spielt mit uns Karten, quatscht mit uns und ist auch im Kopf noch ein bisschen jung geblieben. Auch vom Menschlichen her ist er ein Super-Neuzugang“, sagte Knoll.
Das Spiel gegen Charleroi war für zweimal 60 Minuten angesetzt, beide Teams wechselten für die zweite Hälfte praktisch ihr gesamtes Personal, nur St. Paulis Torwart Korbinian Müller durfte noch 30 Minuten länger spielen, ehe er Talent Leon Schmidt Platz machte. Nach dem 2:0 (72. Minute) durch Stürmer Jan-Marc Schneider schien St. Pauli auf dem besten Weg, auch das erste Spiel des Jahres 2019 zu gewinnen, nachdem das Team mit drei Punktspielsiegen in Folge das Jahr 2018 beendet hatte.
Doch am Ende hieß es 2:3, weil die Belgier nach dem umstrittenen Anschlusstor (75.) – Luca Zander beklagte, gefoult worden zu sein – noch zwei weitere Treffer nachlegten. „Es ist ärgerlich, dass wir uns am Ende noch zwei Tore eingefangen haben. Vorher hatten wir das Spiel unter Kontrolle und waren selbst torgefährlich“, sagte St. Paulis Trainer Markus Kauczinski.
Der Coach war zufrieden mit Meiers Einstand
Zufrieden war der Coach verständlicherweise mit Meiers Einstand. „Das war ordentlich. Alex hat bei seinem Tor und anderen Szenen gezeigt, dass er immer noch gefährlich ist“, sagte er über den Stürmer, auf dem die Hoffnung lastet, entscheidend dazu beitragen zu können, dass St. Pauli bis zum Saisonende um den Aufstieg mitspielt.
FC St. Pauli, 1. Halbzeit (60 Minuten): Müller – Park, Ziereis, Carstens, Buballa – Buchtmann (31. Dudziak), Knoll – Sahin, Sobota – Meier, Allagui. 2. Halbzeit (60 Minuten): Müller (91. Schmidt) – Zander, Kalla (91. Hornschuh), Koglin, Coordes (106. Avevor) – Zehir, Flum – Möller Daehli, Becker, Miyaichi – Schneider.