Kiezclub reist mit Billigairline ins Trainingslager. Die Argumente sind fragwürdig. Und der HSV wählte einen anderen Weg.
Hamburg. Der Imageschaden fiel erst durch ein Eigentor des FC St. Pauli auf. Vor dem Abflug ins Trainingslager nach Spanien postete der Kiezclub am Donnerstag bei Twitter ein Foto seiner Spieler auf dem Rollfeld des Hamburger Flughafens. Im Hintergrund zu sehen war der Ryanair-Flieger, mit dem es nach Valencia ging. Ryanair? Die Bilder entfachten sofort Kritik in den sozialen Netzwerken. Viele Fans konnten es nicht wahrhaben, dass ihr für soziales Engagement bekannter Verein ausgerechnet in die Maschine eines Unternehmens steigt, das wie kein zweites für die negativen Folgen des Preiskampfs in der Luftfahrt steht.
Ryanair ist dafür bekannt, Personalkosten zu drücken und sich Sozialabgaben zu sparen, indem eine große Zahl an Mitarbeitern scheinselbstständig arbeitet. Nicht ohne Grund haben Piloten und Flugbegleiter der irischen Billigairline den Kampf angesagt und einige Flüge durch Streiks lahmgelegt. Doch wie passt dieser umstrittene Arbeitgeber mit den Werten des FC St. Pauli zusammen?
Der Hamburger Zweitligist erklärt gelassen, dass nur Ryanair einen Direktflug anbietet und dadurch mehr trainiert werden könne. Argument Nummer zwei: Der günstige Preis. Autsch! Gerade der Preis sollte bei einem Verein, der auch in sozialen Fragen ein Vorreiter sein will, keine Rolle spielen. Denn der Preis ist genau der Grund, weshalb Ryanair bei seinen Arbeitsbedingungen Nachholbedarf hat.
Der HSV macht es St. Pauli vor
Übrigens bezieht auch der HSV am Sonnabend sein Trainingslager in Spanien – und fliegt zunächst nach Alicante. Die einzige Direktverbindung wird von Ryanair angeboten. Und wofür entschied sich der HSV? Für eine Reise mit Lufthansa inklusive eines zeitintensiven Zwischenstopps in Frankfurt. Vielleicht kann der FC St. Pauli in Sachen Vorbild sogar noch vom ungeliebten Nachbarn lernen.