Hamburg. Rund 250 Anhänger verfolgten das erste Training des neu verpflichteten Stürmers. Doch der Rückkehrer gibt sich bescheiden.

Es war am Sonntag 14.33 Uhr, als Alexander Meier erstmals wieder den Rasenplatz auf der Trainingsanlage des FC St. Pauli an der Kollaustraße betrat. Auf dem Weg dorthin bildeten die Fans ein Spalier und streckten ihre Hände nach vorn, um mit dem neuen Hoffnungsträger abzuklatschen. Meier lächelte, grüßte freundlich und bekam unweigerlich zu spüren, welch hohe Erwartungen auf ihn gesetzt werden. Rund 250 Anhänger des Kiezclubs waren trotz Nieselregens gekommen – so viele wie seit Jahren nicht mehr. Am Tag nach dem 1:0-Derbysieg beim HSV im Februar 2011 seien es zuletzt ähnlich viele gewesen, hieß es unter den regelmäßigen Trainingskiebitzen.

Doch wird Alexander Meier, der in zehn Tagen 36 Jahre alt wird und im vergangenen Sommer beim DFB-Pokalsieger Eintracht Frankfurt keinen neuen Vertrag mehr erhalten hatte, die großen Hoffnungen auch erfüllen können?

Noch fehlt es an der Feinabstimmung

Das erste Trainingsspiel, in dem er von Trainer Markus Kauczinski in die vermeintliche B-Elf beordert wurde, konnte darüber noch längst keinen Aufschluss geben. Zu erkennen war, dass er auch schwierig anzunehmende Bälle unter Kontrolle bringen und ansatzlos zum Mitspieler passen kann. Ansonsten aber fehlte es verständlicherweise noch an der Feinabstimmung mit seinen neuen Kollegen. Seinen ersten Torschuss setzte er zu hoch an, bei einem Kopfball bekam er nicht genügend Druck hinter den Ball, um Torwart Robin Himmelmann in die Bredouille zu bringen. Am Ende hieß es 1:1, nachdem Dimitrios Diamantakos das A-Team in Führung gebracht und Meiers Mitspieler Christopher Buchtmann zum Ausgleich getroffen hatte.

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„Ich will versuchen, der Mannschaft zu helfen – so gut ich kann“, hatte Meier in einer Medienrunde vor dem ersten Training gesagt – eine sehr bescheidene Aussage angesichts der hohen Erwartungen. Aber so ist der in Buchholz in der Nordheide geborene Profi nun einmal gestrickt. Vollmundige Ankündigungen sind nicht sein Metier. „Ich habe noch nie Zahlen genannt, wie viele Tore ich schießen will“, beteuerte er. Die Taktik hat in seiner bisherigen Laufbahn bekanntlich ziemlich gut funktioniert. 126 Treffer in 365 Profispielen stehen für ihn zu Buche. In der Saison 2014/15 war er sogar Torschützenkönig (19 Treffer) der Bundesliga. Und für seinen bisher letzten Torerfolg reichten ihm nur ein paar Einsatzminuten, um zu treffen – gegen den HSV.

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Meier hat noch eine Rechnung offen

Nach einem halben Jahr ohne Vertrag startet Meier nun also beim FC St. Pauli in ein neues, zunächst auf ein halbes Jahr befristetes Kapitel mit einem stark leistungsbezogenen Vertrag. „Ich habe kurz vor Weihnachten einen Anruf bekommen und wurde gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich habe hier meine erste Profistation gehabt. Daher war es sehr schnell klar, dass ich das machen will“, sagte Meier am Sonntag. St. Paulis Sportchef Uwe Stöver sprach denn auch von „sehr angenehmen Vertragsgesprächen“ mit Meier und seinem Berater Jürgen Milewski. Im Sommer 2001 war er noch als A-Jugendlicher vom HSV zum FC St. Pauli gekommen und gab im Bundesliga-Lokalderby beim HSV seinen ersten Profieinsatz. 0:4 verlor sein Team damals.

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So gesehen hat er also noch eine Rechnung offen mit dem Stadtrivalen, auch wenn er im Sommer 2003 für ein Jahr selbst wieder zum HSV ging. Am 10. März wird es im Millerntor-Stadion zum nächsten Aufeinandertreffen mit dem aktuellen Zweitliga-Tabellenführer kommen. Schon am Sonntag sprachen die St.-Pauli-Fans am Rande des Trainingsplatzes offen von ihren Träumen, dass dem als „Fußballgott“ gefeierten Meier insbesondere in diesem Spiel das entscheidende Tor gelingen werde.

Meier geht in die Offensive

Bis dahin ist es aber noch ein beschwerlicher Weg für die Mannschaft vom Millerntor. Nur rund drei Wochen Zeit bleiben bis zum ersten Punktspiel nach der Winterpause beim SV Darmstadt 98. Es folgen das Heimspiel gegen den Tabellenvierten Union Berlin und das Auswärtsmatch beim Tabellenzweiten 1. FC Köln. So richtig einschätzen könne er noch nicht, wie stark seine Mannschaft wirklich sei“, sagte Trainer Kauczinski am Sonntag und dachte dabei an einige Spiele, die sein Team gewinnen konnte, ohne dem Gegner überlegen gewesen zu sein. Für Alexander Meier dagegen ist die Sache ziemlich klar. „Die Mannschaft steht nicht zu Unrecht auf dem dritten Platz. Wenn man dort steht, hat man eine sehr gute Hinrunde gespielt. Wenn wir das in der Rückrunde bestätigen, ist alles möglich“, sagte er. Das klang dann doch schon etwas offensiver.

Gedanken daran, nach fast 17 Profijahren die Profikarriere zu beenden, habe er in den vergangenen Monaten nicht gehabt, stellte Meier klar. „Sonst hätte ich nicht den Aufwand betrieben und mich die ganze Zeit fit gehalten“, sagte er. „Ich wollte weiter Fußball spielen.“ Das darf er jetzt auch wieder.