Hamburg. Der Verein feiert beste Hinrunde seit 2011. Nach dem 2:0 gegen Fürth beschenkt Trainer Kauczinski die Spieler, warnt sie aber auch.
In Geberlaune zeigte sich Markus Kauczinski am Sonnabend nach dem 2:0 (1:0)-Heimsieg seiner Mannschaft gegen die SpVgg. Greuther Fürth. Zusätzlich zum schon zuvor trainingsfreien Montag gab er seinen Spieler auch für den Sonntag frei, die auch am Dienstag ausschlafen dürfen und erst von 14 Uhr an ihre nächste Übungseinheit absolvieren.
Und es kam für die Profis des FC St. Pauli und deren Angehörige sogar noch besser. Dank des neunten Saisonsieges und der damit verbundenen 31 Punkte nach Abschluss der Zweitliga-Hinrunde verlängert sich der am 23. Dezember beginnende Weihnachtsurlaub um zwei Tage. Statt am 4. Januar erwartet Kauczinski seine Spieler nun erst am 6. Januar zum ersten Training des neuen Jahres. Vier Tage später geht es dann schon ins Trainingslager nach Oliva Nova (Spanien).
Urlaubsnachschlag für die Spieler
„Wir hatten einen Deal. Ursprünglich wollten wir am 4. Januar wieder anfangen. Aber dann haben wir gesagt, dass es bei 30 Punkten der 5. Januar und bei mehr als 30 Punkten der 6. Januar wird“, berichtete St. Paulis Trainer. Einen weiteren Urlaubs-Nachschlag wird es allerdings auch bei einem weiteren Sieg am kommenden Sonnabend (13 Uhr) im ersten Rückrunden-Heimspiel gegen den Tabellen-17. 1. FC Magdeburg nicht geben.
Ein Motivationsabfall ist bei den Spielern dennoch nicht zu erwarten. „Wir wollen diesen Schwung und Teamgeist mitnehmen, der bei uns herrscht. Jetzt holen wir noch mal drei Punkte, und dann haben wir geile Weihnachten“, sagte Mittelfeldspieler Marvin Knoll in seiner erfrischenden Art.
Ein Erfolg über Aufsteiger Magdeburg, der schon im ersten Saisonspiel auswärts mit 2:1 bezwungen werden konnte, wäre für St. Pauli eine gelungene Fortsetzung nach der erfolgreichsten Hinrunde seit sieben Jahren. In der Saison 2011/12, also direkt nach dem Abstieg aus der Ersten Bundesliga, kam das Team vom Millerntor in den ersten 17 Punktspielen unter Trainer André Schubert auf 36 Punkte und war damit ebenso wie jetzt Tabellenvierter. In der zweiten Saisonhälfte folgten nur noch 26 Zähler. Ein Punkt mehr als die damaligen 62 Zähler hätten schon gereicht, um als Dritter anstelle von Fortuna Düsseldorf an den Aufstiegs-Relegationsspielen teilzunehmen.
Wie Knoll das Wort Aufstieg umschifft
Derzeit stellt sich als direkter Konkurrent um den dritten Rang das punktgleiche Team von Union Berlin da, das am Sonnabend ebenfalls 2:0 gegen Bochum gewann und am kommenden Wochenende das Jahr 2018 mit dem Auswärtsspiel bei Erzgebirge Aue beschließen wird. „Wir wollen in der Spitzengruppe dabeibleiben, holen unsere Punkte und irgendwann wird man dann sehen, wohin die Reise geht“, sagte Knoll am Sonnabend. Es war ein geschickter Weg, über hohe Ambitionen zu sprechen und das Wort „Aufstieg“ dabei zu umschiffen.
Auch wenn Trainer Kauczinski bislang nur dem Hinrundenmeister HSV und dem Tabellenzweiten 1. FC Köln das Prädikat „Spitzenteam“ zugesteht und seine eigene Mannschaft im oberen Bereich eines „breiten Mittelfelds“ sieht, ist zu spüren, welche Zuversicht die beiden vergangenen Siege in Bochum (3:1) und jetzt gegen Fürth ausgelöst haben. „Wir haben eiskalt gewonnen und damit wieder einen Schritt nach vorn gemacht“, sagte Mittelfeldspieler Knoll. Statt vergeblich zu versuchen, eine Ein-Tor-Führung irgendwie über die Zeit zu retten, suchte St. Pauli jetzt zweimal aktiv und erfolgreich die Entscheidung durch einen weiteren Treffer, was tatsächlich als Weiterentwicklung zu bewerten ist.
Trainer bleibt verhalten
Um nach nun sechs ungeschlagenen Spielen in Folge und der Wiederentdeckung der Heimstärke nicht in eine grenzenlose und damit gefährliche Euphorie zu verfallen, blieb Kauczinski in seiner Bewertung des 2:0 gegen Fürth ziemlich verhalten. „Es war nicht unser bestes Spiel. Das Ergebnis hört sich vielleicht souverän an, aber so habe ich es nicht empfunden“, sagte der Trainer. „Es waren immer wieder Phasen dabei, in denen es gefährlich für uns wurde.“
Mit Freude nahm aber auch Kauczinski zur Kenntnis, dass sein Team seine Torchancen zweimal „eiskalt nutzte“ und damit ebenso effektiv war wie zuvor in Bochum. Dazu blieb das Team nach sechs Spielen erstmals wieder ohne Gegentreffer. Auf eine ausgiebige Hinrundenbilanz wollte sich der Cheftrainer allerdings nicht so gern einlassen. „Wir stehen nicht umsonst dort. In einigen Spielen hatten wir Glück, in anderen aber auch Pech. Letztendlich haben wir uns gut entwickelt.
Aber wir brauchen jetzt nicht zufrieden zu sein. Wir wollen uns noch weiterentwickeln“, stellte er klar. Bei aller großzügiger Geberlaune hat er – völlig berechtigt – also auch noch einige Erwartungen an sein Team. Die Hinrundenbilanz ist eine gute Grundlage für eine richtig erfolgreiche Saison – mehr aber auch nicht.