Hamburg. Das Abwehrtalent erzielte beim 2:0-Sieg gegen Greuther Fürth sein erstes Profitor, welches er seinem Papa zum Geburtstag schenkt.
Als Florian Carstens gut 15 Minuten nach dem Abpfiff erschöpft, aber glücklich in die Mixedzone stapfte, wusste er, dass die Arbeit längst noch nicht beendet war. Das 19 Jahre alte Abwehrtalent war eine der Geschichten beim souveränen 2:0-Sieg des FC St. Pauli gegen Greuther Fürth und somit ein gefragter Interviewpartner. Zum ersten Mal in seiner noch jungen Karriere durfte der Youngster im Millerntorstadion von Beginn an auflaufen und als wäre das noch nicht besonders genug, köpfte das Eigengewächs in Minute 21 sein allererstes Tor im Profibereich.
"Es war super, das erste Mal am Millerntor auflaufen zu dürfen und das noch mit einem Tor krönen: Mehr geht nicht", sagte Carstens, der seinen ersten Treffer seinem Vater Jörn, der live im Stadion war, widmete, der am Sonntag seinen 51. Geburtstag feiert.
Carstens mit beeindruckender Ruhe in der Abwehr
Es war vor allem die Art und Weise wie der junge Verteidiger vor 29.546 Zuschauern seinen Mann stand, die beeindruckte. Konsequent im Zweikampf, ohne Nevenflattern und mit zunehmender Spieldauer wurde er auch im Spielaufbau immer selbstbewusster. "Beim Einlaufen in Stadion hatte ich Gänsehaut und war aufgeregt, aber die Mannschaft hilft mir ungemein auf dem Platz. Dann kommen noch die ersten beiden Bälle von mir an und dann fällt alles ab und spiele so wie ich immer spiele", sagte St. Paulis Toptalent ebenso sachlich, wie er zuvor die 90 Minuten absolviert hatte.
St. Pauli-Trainer Kauczinski belohnt Team mit Extra-Urlaub
Mit seinem Tor ebnete Carstens den Weg zum Heimsieg, der dafür sorgte, dass der Kiezclub dem Top-Trio mit dem HSV, dem 1. FC Köln und Union Berlin auf den Fersen bleibt. Mit 31 Punkten bleibt St. Pauli in Schlagdistanz zu den Aufstiegsplätzen. "Wir haben eiskalt gewonnen", scherzte Mittelfeldspieler Marvin Knoll angesichts der nasskalten Witterung mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. "Wir hätten noch ein Tor mehr machen können, aber es ist einfach geil, wie wir uns feiern, wenn Zweikämpfe gewinnen. So liebe ich Fußball, wenn er voller Emotionen und Leidenschaft ist. Wir haben gut gespielt, verdient gewonnen und wieder einen Schritt nach vorne gemacht", lobte Knoll.
Und dafür gab es von Trainer Markus Kauczinski gleich zwei Belohnungen. Für diesen Sonntag bekam die Mannschaft ebenso trainingsfrei wie für den Montag. Und als besonderes Schmankerl gab es vom 48 Jahre alten Übungsleiters zwei Tage länger Urlaub in der Winterpause. Am 6. Januar startet St. Pauli mit der Vorbereitung auf das Fußballjahr 2019. "Wir hatten einen Deal. Ich hatte vorgeschlagen am 4. Januar ins neue Trainingsjahr einzusteigen. Die Jungs haben vorgeschlagen, je nach Punkteausbeute das Training nach hinten zu verschieben. Durch die 31 Punkte fangen wir jetzt am 6. Januar an", sagte Kauczinski.
Biedere Fürther brachten St. Pauli nicht in Verlegenheit
Und das haben sich die Profis auch verdient. St. Pauli dominierte die Partie über weite Strecken. Nach der Führung durch Carstens verpasste es das Kauczinski-Team aber zunächst die Führung auszubauen. Dafür sorgte in der 69. Minute Ryo Miyaichi, der eine traumhaft schöne Flanke von Mats Möller Daehli per Flugkopfball verwandelte. "Das 2:0 hört sich souverän an, aber so habe ich es nicht empfunden. Letzten Endes haben wir die Möglichkeiten genutzt, die da waren. Wir haben aber auch viele Bälle verloren", sagte Trainer Kauczinski. Die lange Zeit biederen Gäste aus Franken kamen erst in der zweiten Hälfte zu Chancen. Mehr als ein Abseitstor von Daniel Keita-Ruel in der 50. Minute und einer Großchance von Fürths Daniel Steininger ließ St. Pauli wenig klare Gelegenheiten zu. "Es war nicht unser bestes Spiel, aber wir haben gewonnen. Das spricht für das Team", so Kauczinski.
Am ersten Rückrundenspieltag treffen die Kiezkicker am Sonnabend auf den 1. FC Magdeburg. Mit einem Sieg gegen den Abstiegskandidaten kann St. Pauli pünktlich zum Weihnachtsfest die bisher so starke Saison krönen.