Hamburg. Der Publikumsliebling des FC St. Pauli geht in seiner Rolle als Vater und Torjäger auf. Körperlich hat der Hüne noch Nachholbedarf.

Hendrik Andreas Jacobus genannt Henk Veerman ist ein tiefenentspannter Typ. Sanfte Stimme, fester Händedruck, kein Lautsprecher, der besonders gerne im Rampenlicht steht. Sich unnötig stressen? Nicht mit dem Stürmer des FC St. Pauli. Da passt es gut, dass der Vorweihnachtswahnsinn komplett an ihm vorbeigeht. „Ich habe Leute in meinem Umfeld, die für mich die Geschenke besorgen. Vor allem meine Schwestern helfen mir bei den Besorgungen. Ich gebe ihnen Geld, und sie erledigen den Rest. Clever, oder?“, scherzt der 2,01 Meter große Hüne.

Für Veerman wird das Fest der Liebe in diesem Jahr ein ganz besonderes. Normalerweise feiert man in den Niederlanden am 5. Dezember den Sinterklaas-Tag, tauscht Geschenke aus und ist mit der Familie zusammen. Da Veerman aber verhindert war, wird in diesem Jahr Weihnachten wie in Deutschland gefeiert. „Wir essen zusammen, gehen in die Kirche und feiern anschließend mit Freunden und der Familie das Fest. Es ist schön, sie mal länger als nur ein paar Stunden zu sehen“, erklärt Veerman, der keinen Hehl daraus macht, wie sehr er sich auf die besinnlichen Tage im Kreise seiner Liebsten freut.

Mit sechs Treffern Toptor­jäger bei St. Pauli

Anfang Oktober brachte Ehefrau Alyssa Sohn Jake zur Welt. Seitdem hat sich das Leben des St.-Pauli-Stürmers komplett verändert. „Eine noch größere Herausforderung als das Toreschießen in der Zweiten Liga ist das Windelnwechseln bei Jake. Ein Profi bin ich darin noch lange nicht, aber ich arbeite daran“, scherzt Veerman. Baby Jake ist auch der Grund, warum er es noch nicht geschafft hat, mit HSV-Verteidiger und Landsmann Rick van Drongelen einen Kaffee trinken zu gehen: „Wir haben aber Kontakt, auch wenn er für den anderen Hamburger Verein spielt. Das ist ja sein Pech, nicht meines“, scherzt Veerman.

Während sich Veerman in Hamburg bestens eingelebt hat, befindet er sich auf dem Platz noch in einem Eingewöhnungsprozess. Der Niederländer, der im August vom Erstligaclub SC Heerenveen ans Millerntor gewechselt war, zeigte auf Anhieb, dass er die Qualität hat, St. Pauli besser zu machen. Der 90-Kilo-Koloss begeistert die Fans mit feiner Technik, hoher Spielintelligenz und der Fähigkeit, Bälle festzumachen. Zudem ist er mit sechs Treffern Toptor­jäger bei St. Pauli.

Allerdings fremdelt der Stürmer mit dem etwas ungewöhnlichen Laufstil nach wie vor mit der laufintensiven und körperbetonten Spielweise in der Zweiten Liga. Auch deshalb stand der gebürtige Volendamer auch erst in fünf von 14 Spielen in der Startelf. Dabei war der Hauptgrund seines Wechsels nach Hamburg, dass er die Jokerrolle in Heerenveen satt hatte. „Ich gewöhne mich an die Liga. Das ist mir bisher noch nicht zu 100 Prozent gelungen. Auch am Montag in Bochum war ich kurz vor Schluss ganz schön platt. In diesem Bereich muss ich zulegen“, gesteht der Offensivspieler ein.

Körperliche Defizite blieben dem Trainer nicht verborgen

Die Tendenz geht in die richtige Richtung. Bei seinem Startelfdebüt gegen den 1. FC Köln lief er 8,93 Kilometer. Am vergangenen Montag gegen Bochum waren es bereits 10,32 Kilometer. Damit reiht er sich bei seinen Offensivkollegen ein, die zwischen neun und zehn Kilometer pro Partie absolvieren. Die körperlichen Defizite sind auch Trainer Markus Kauczinski nicht verborgen geblieben. Als der 48-Jährige gefragt wurde, wie er Veermans Leistung einschätzt, analysierte er: „Ich finde es gut. Überragend ist es noch nicht. Ich will mehr von ihm.“

Es waren Worte, die Veerman, der zweimal pro Woche Deutschunterricht nimmt, vernommen hat. „Den Artikel habe ich gelesen“, sagt Veerman und lächelt süffisant: „Wenn ich mich nicht steigere, werde ich das wohl noch häufiger in der Zeitung lesen. Ich werde aber hart dafür arbeiten, dass der Coach komplett zufrieden ist.“

Eben typisch Veerman. Nicht überreagieren, sondern einfach cool weiterarbeiten.