Bochum. Die Mini-Krise der Hamburger wurde mit einem Auswärtssieg im Verfolgerduell beim VfL Bochum beendet.

Nach drei Unentschieden in Folge konnten die Spieler des FC St. Pauli am Montagabend wieder einmal richtig ausgelassen feiern und mit ihren Fans singen. Der 3:1 (2:1)-Sieg beim VfL Bochum war aufgrund der zweiten Halbzeit verdient und sorgte dafür, dass das Team als Tabellenvierter wieder engen Kontakt zum Aufstiegsrelegationsplatz hält.

„Wir hatten in den entscheidenden Momenten vor dem eigenen Tor immer einen Fuß dazwischen, haben auf der Linie geklärt und auch vorne waren wir entschlossener und in den entscheidenden Situation kaltschnäuziger", sagte St. Paulis Trainer Markus Kauczinski. "Wir haben die Führung nicht nur über die Zeit gebracht, sondern auch ausgebaut. Das ist wieder ein Schritt nach vorne in der Entwicklung. Es war heute ein guter, harter Fight.“

Kalla gibt Saisondebüt

Es war eine handfeste Überraschung, dass Kauczinski auf Jan-Philipp Kalla auf der Position des linken Außenverteidigers gesetzt hatte. Der mit mehr als 15 Jahren dienstälteste St.-Pauli-Spieler ersetzte den mit einem Außenband-Teilriss im Sprunggelenk verletzten Daniel Buballa. Kalla dagegen hatte zuvor noch keine Minute in einem Punktspiel in dieser Spielzeit absolviert. „Wenn man Jan-Philipp bringt, muss man das Vertrauen haben, dass er es hinbekommt“, hatte Kauczinski am Sonntag noch etwas nebulös gesagt.

Die Entscheidung für Kalla hatte zur Folge, dass Jeremy Dudziak auf der Position im zentralen Mittelfeld bleiben konnte. Hier hatte er beim jüngsten 1:1 gegen Dresden nicht nur wegen seines Führungstores eine starke Partie gezeigt. Im Kader fehlte indes Außenbahnspieler Cenk Sahin.

St. Pauli überrascht mit Doppel-Spitze

Ebenfalls nicht zwingend erwarten konnten die mehr als 2000 mitgereisten St.-Pauli-Anhänger, dass Kauczinski im Angriff neben Sami Allagui auch Henk Veerman von Beginn an aufbot. Der 2,01 Meter lange Niederländer bedankte sich schon in der ersten Minute für dieses Vertrauen mit einem beherzten 25-Meter-Schuss, der allerdings sein Ziel doch deutlich verfehlte.

Mats Möller Daehli jubelt über seinen vorentscheidenden Treffer.
Mats Möller Daehli jubelt über seinen vorentscheidenden Treffer. © dpa

Da wollte Veermans Sturmpartner Allagui nicht nachstehen und versuchte nach starkem Diagonal-Zuspiel von Ryo Miyaichi Bochums Torwart Manuel Riemann mit einem Schuss ins kurze Eck zu überraschen. Der Ball prallte gegen den Außenpfosten und von dort ins Aus (6. Minute). In die folgende Drangphase der heimstarken Bochumer hinein leitete Johannes Flum mit einem langen Pass auf Luca Zander einen Konter ein. Dessen Flanke fand Allagui, der den Ball per Aufsetzer zum 1:0 (15.) ins Bochumer Tor köpfte.

In der Defensive aber verlieh diese Führung den St. Paulianern keineswegs Sicherheit. Vielmehr geriet das Team in diverse Verlegenheiten, Innenverteidiger Philipp Ziereis handelte sich bei einem Foul an Anthony Losilla die fünfte Gelbe Karte ein und wird damit im Heimspiel am Sonnabend gegen Fürth gesperrt sein. Auch sonst schienen die Bochumer mit einem oder gar zwei Mann mehr auf dem Rasen zu sein. Immer wieder konnte sie vor dem Hamburger Strafraum kombinieren, ohne entscheidend gestört zu werden. Und wenn ein St.-Pauli-Spieler dann doch den Ball gewann, verlor der spätestens der nächste ihn gleich wieder.

Allagui verschießt Elfmeter

Es war so nur eine Frage der Zeit, wann Bochum Kapital aus dieser Überlegenheit schlagen würde. In der 35. Minute war es dann so weit. Aus der Drehung nutzte Lukas Hinterseer die Freiheit, die ihm Miyichi und Zander in dieser Szene gewährte und drosch den Ball flach an den rechten Innenpfosten und von dort zum 1:1 ins Netz.

Während die Bochumer nun angefeuert von ihren durch den Ausgleich erwachten Fans alles daran setzten, das Spiel komplett zu drehen, leitete Allagui mit einem überragenden Pass auf Ryo Miyaichi einen Konter ein. St. Paulis Japaner zog mit dem Ball an Torwart Riemann vorbei und fiel. Während Riemann seine Unschuld beteuerte, entschied Schiedsrichter Benedikt Kempkes auf Strafstoß und Gelb für den Keeper, der Miyaichi eindeutig am Fuß getroffen hatte.

Torschütze Henk Veerman handelte nach dem verschossenen Elfmeter durch Allagui reaktionsschnell.
Torschütze Henk Veerman handelte nach dem verschossenen Elfmeter durch Allagui reaktionsschnell. © imago/Team 2

Allagui wollte sein zweites Tor erzielen, doch Riemann hielt den Elfmeter, ließ den Ball aber ein Stück zu weit nach vorn prallen, sodass der in den Strafraum sprintende Veerman mit voller Wucht zu St. Paulis 2:1-Führung (42.) einschießen konnte. Er hatte allerdings den Strafraum zu früh betreten. Ganz korrekt hätte der Strafstoß wiederholt werden müssen.

Möller Daehli mit der Entscheidung

In der zweiten Halbzeit waren gerade acht Sekunden (!) gespielt, als Dudziak auf Zuspiel von Veerman allein vor Riemann auftauchte, aber am Bochumer Keeper scheiterte. Es sollte nicht die einzige hochkarätige Chance zum dritten Tor bleiben. Auch Veerman verpasste noch zweimal.

Insgesamt aber verstand es St. Pauli im zweiten Abschnitt viel besser, den Ball vom eigenen Tor fernzuhalten als in den ersten 45 Minuten. Doch auch Glück gehörte dazu wie etwa beim Flachschuss von Sindey Sam (84.), der knapp am Tor vorbeistrich.

An der Entscheidung zu St. Paulis fünften Auswärtssieg waren die eingewechselten Bernd Nehrig und Mats Möller Daehli beteiligt. Nehrig lief im Mittelfeld an den Bochumern vorbei Slalom, über Veerman kam der Ball zu Möller Daehli, der den Ball nur abprallen lassen musste, um das 3:1 (86.) zu erzielen. Der Rest war Jubel. St. Pauli hat jetzt mit zwei Heimspielen vor Weihnachten die Chance, ein Halbjahr überaus erfolgreich abzuschließen.