Hamburg. 17.000 Menschen unterzeichnen Petition gegen Vereinsausrüster Under Armour. Nun äußert sich Präsident Oke Göttlich zu der Forderung.

Zuletzt war es ruhig geworden um die umstrittene Kooperation des FC St. Pauli mit Under Armour. Nach gut zwei Jahren hatte sich womöglich ein Gewöhnungseffekt eingestellt, dass da zwei gemeinsame Sache machen, die eigentlich so gar nicht zueinander passen: auf der einen Seite der Kiezclub, der sich gegen Gewalt und Kommerz, für Toleranz in der Gesellschaft und für Moral im Profifußball positioniert; auf der anderen Seite ein Sportausrüster, der eine große Nähe zum US-Militär, zur Jagd und wohl auch zur Waffenlobby pflegt und seine Werbeträger martialisch zu inszenieren pflegt.

Jetzt aber setzt eine neue Petition den Zweitligaclub unter Druck. Sie fordert vom FC St. Pauli den sofortigen Kooperationsstopp und ruft zum Boykott der von Under Armour produzierten Trikots auf. "Der Profit durch den Deal mit Under Armour scheint der Vereinsführung wichtiger zu sein als die Zusammenarbeit mit regionalen, nachhaltiger wirtschaftenden Sportartikelherstellern, wie dem vorherigen Vertragspartner Hummel", heißt es in dem Aufruf, der auf der Plattform "Change.org" verbreitet wird.

Und weiter: "Diese Petition verlangt ein klares Bekenntnis des Vereins zu den so oft betonten Werten der Achtung von Menschen und Tieren, der deutlichen Positionierung gegen Gewalt, der Entkommerzialisierung des Fußballs und der Nähe zur Stadt und Region."

Petition hat schon 17.000 Unterstützer

Gestartet wurde die Petition "Keine blutigen Under Armour-Trikots für den FC St. Pauli!" bereits Mitte September, doch ein Aufruf vergangene Woche brachte ihr noch einmal deutlichen Schub. Am Sonntag hatten schon mehr als 17.000 Unterstützer unterzeichnet.

Präsident Oke Göttlich verteidigt den Ausrüsterdeal und verweist gegenüber dem Abendblatt darauf, dass "jeder der großen Sportartikelhersteller auch Zulieferer für das Militär ist, wie zum Beispiel Adidas bei der Bundeswehr." Man habe außerdem die Frage nach einer möglichen Nähe zur US-Waffenlobby NRA geprüft und klar beantwortet bekommen, "dass es keine Vereinbarungen, Verträge oder ähnliches zwischen Under Armour und der NRA gibt."

Der FC St. Pauli wird seit 2016 von Under Armour ausgestattet, der Vertrag gilt laut einem Bericht der Fachzeitschrift "Sponsors" bis 2021. Schon als die Entscheidung im Herbst 2015 bekannt gegeben wurde, rollte eine Welle der Empörung durch die Fanszene.

Vor Vertragsabschluss habe die Vereinsführung aber eine eingehende Marktanalyse vorgenommen, versichert Göttlich. "Wir sind in der Gesamtbetrachtung zum Ergebnis gekommen, dass diese Entscheidung die für den Verein Beste ist", sagt Göttlich weiter. "Nicht zuletzt, weil Under Armour der einzige Kandidat war, der im Rahmen seines Engagements auch Gelder für Projekte und unser Nachwuchsleistungszentrum zur Verfügung gestellt hat."

Under Armour zahlt angeblich eine Million Euro jährlich

Tatsächlich hat der FC St. Pauli seine Einnahmen in diesem Segment durch den Wechsel des Ausrüsters deutlich steigern können. Zahlte der frühere Ausrüster Hummel jährlich 300.000 Euro, lässt sich Under Armour die Kooperation angeblich eine Million Euro kosten.

Die Frage, ob der in der Petition geforderte Trikot-Boykott nun tatsächlich zu einem Umsatzrückgang mit Merchandise-Artikeln geführt hat, ließ Göttlich unbeantwortet. "Trikots und Trainingsware waren auch bei den vorherigen Ausstattern nicht die Topseller im Fanshop, sondern unsere Totenkopf-T-Shirts", sagte er.

Erklärtes Ziel der Marke ist, Bekanntheit und Marktanteil in Deutschland und Europa zu steigern. Versuche, mit weiteren Clubs auch aus der Ersten Liga ins Geschäft zu kommen, scheiterten allerdings. In den USA ist die Marke im Profisport dank prominenter Werbeträger wie Basketballer Stephen Curry, Skifahrerin Lindsey Vonn und Footballer Tom Brady bereits stark präsent.

Die Mannschaft des FC St. Pauli hatte die vergangene Saison mit einer Reise in die USA ausklingen lassen und dabei auch die Under-Armour-Zentrale in Baltimore besucht. Das Textilunternehmen hatte den Trip zu Werbezwecken genutzt. Der FC St. Pauli dementierte jedoch, dass dies von Vornherein Sinn und Zweck der Reise gewesen sei.