Hamburg. Der FC St. Pauli muss sich nach dem Brimborium vor dem Stadtderby auf den nächsten Gegner fokussieren.
Wenn der FC St. Pauli an diesem Sonntag (13.30 Uhr, Sky und Liveticker abendblatt.de) gegen den SV Sandhausen antritt, wird eine Gefahr ganz sicher nicht bestehen. Die eigenen Anhänger werden den Unterhaltungswert dieser Partie bestimmt nicht zu hoch einschätzen. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen, dass sich die St. Paulianer gegen das Team aus dem mit rund 14.000 Einwohnern kleinsten Zweitliga-Standort durchweg schwertun. Der letzte Heimsieg gegen den SVS ist sogar schon mehr als vier Jahre her (2:1) und kam damals auch erst in der Nachspielzeit zustande.
„Sandhausen ist ein kompakter, unbequemer Gegner, der immer von Saisonbeginn an ums Überleben kämpft. Das wissen sie und treten entsprechend auf. Das wird ein enges, umkämpftes und hartes Spiel“, ahnt auch St. Paulis Trainer Markus Kauczinski.
„Wir haben uns durch die erfolgreichen Spiele zuletzt eine gute Ausgangsposition geschaffen. Jetzt wird es in den kommenden Partien, die einen ganz anderen Charakter als zuletzt das Stadtderby gegen den HSV haben werden, darauf ankommen, diese Ausgangsposition zu nutzen“, gibt St. Paulis Sportchef Uwe Stöver die Marschrichtung für das eigene Team vor. Das entscheidende Stichwort, Charakter des Spiels, ist damit genannt.
Nach Stadtderby gab es zwei Tage frei
Nach dem großen Brimborium insbesondere vor dem Stadtderby beim HSV (0:0) am vergangenen Sonntag gilt es jetzt, sich wieder auf den normalen Liga-Alltag und in diesem Fall sogar auf einen der namenlosesten Gegner der Liga zu konzentrieren. „Ich hoffe, dass wir die Spieler dafür sensibilisieren konnten“, sagt St. Paulis Trainer Markus Kauczinski dazu. Zwei Tage hatte er ihnen nach dem Derby frei gegeben in der Hoffnung, auf diese Weise auch das Spiel im Volksparkstadion gedanklich zu verarbeiten und abzuhaken.
„Uwe und ich haben den Spielern klargemacht, dass wir jetzt nicht aufhören dürfen. Wir haben noch Dinge besser zu machen“, berichtete Kauczinski über die Ansprachen des Sportchefs und von ihm selbst. „Ich spüre es auch nicht, dass die Spieler die Aufgabe zu leicht nehmen würden.“
Diesen Eindruck bestätigt zumindest verbal Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann. „Es hat jeder verstanden, dass es in dieser Liga keinen Gegner gibt, den man mal eben mit 3:0 wegputzt. Das wird ein schweres Spiel. Die brauchen unbedingt Punkte, und auch wir wollen weiter punkten. Wir müssen im eigenen Ballbesitz mutiger und cleverer sein“, sagte jetzt der 26-Jährige, der voraussichtlich wieder als „Zehner“ hinter dem Mittelstürmer agieren wird.
Buchti muss sich mehr Freiräume suchen
Kauczinski ist dabei bewusst, dass dies nicht Buchtmanns Idealposition ist, weil dieser lieber etwas weiter zurückgezogen agiert, um das Spiel mehr vor sich zu haben und von dort gelegentlich in die Spitze zu stoßen. „Buchti hat die Freiheit, sich von der offensiven Position zu lösen. Er muss sich diese Freiräume mehr suchen“, sagt Kauczinski zu dieser Problematik.
Auch sonst gibt es kaum Bedarf, Änderungen an der Startelf, die zuletzt die Spiele gegen Paderborn (2:1) und beim HSV (0:0) bestritten hat, zu verändern. Da Stürmer Henk Veerman, der in den Niederlanden seiner Frau bei der Geburt des gemeinsamen Sohnes zur Seite gestanden hatte, erst am Freitag wieder trainierte, wird er kaum eine Option für die Anfangself sein. „Er ist mit der Sonne im Herzen wiedergekommen und wirkte auch nicht müde. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es reicht, von Anfang an zu spielen“, sagte Kauczinski dazu.
Eher könnte Sami Allagui eine Alternative zu Dimitrios Diamantakos als zentrale Spitze, aber auch auf einer der beiden offensiven Außenpositionen sein. „Er ist voll dabei und heiß auf einen Einsatz. Das entscheide ich immer erst auf der letzten Strecke“, stellte St. Paulis Trainer klar.
Nur 400 Plätze im Gästeblock am Sonntag
Am Freitag habe er im Geheimtraining elf gegen elf spielen lassen und dabei einiges getauscht, berichtete er. „Ich wollte mir ein Bild davon machen, wer körperlich und mental fit ist. Ich habe viele Spieler auf gleichem Niveau und muss gerecht bleiben.“
Im Millerntor-Stadion wird der Gästeblock am Sonntag auf die kleinste Größe reduziert. Das heißt, dass hier nur Platz für 400 Zuschauer ist. Dennoch werden noch rund 150 Karten an der Tageskasse für diesen Bereich erhältlich sein. Ebenfalls 150 Tickets waren am Freitagmittag auch noch für den Heimbereich zu haben. „Wir wollen unsere 29.000 Fans im Stadion glücklich machen“, sagte daher Trainer Kauczinski angesichts des Kräfteverhältnisses bei den Zuschauern.