Darmstadt/Hamburg. Knapper Sieg in Darmstadt: Titz vertraute den Routiniers. Holtby mit vielsagendem Jubel. Felix Magath setzt zum Rundumschlag an.
Das war der erste Schritt aus der Mini-Krise und ein wichtiger Sieg für den von den Fans gefeierten Trainer Christian Titz: Der HSV hat dank eines millimeterknappen 2:1-Sieges bei Darmstadt 98 drei Spiele ohne Tor in Folge vergessen gemacht und Anschluss an die Spitze der Zweiten Liga gehalten. Für den Aufstieg reicht diese Leistung aus Darmstadt noch nicht. Aber vor allem die zuletzt gescholtenen Aaron Hunt und Lewis Holtby zeigten mit ihren Toren, dass der HSV mit Trainer Titz auf die Erfolgsspur zurückkommen konnte. Nach seinem Tor zum 2:0 lief Holtby demonstrativ auf Titz zu und umarmte ihn.
Für den HSV bedeutete der Sieg vorerst den Sprung auf den zweiten Tabellenplatz. Darmstadt verlor zum vierten Mal in Folge. In Kapitän Aaron Hunt (13.), der seinen ersten Zweitliga-Treffer erzielte, und Lewis Holtby (45.) sorgten am Böllenfalltor zwei Routiniers für den fünften Saisonsieg des HSV.
HSV 290 Minuten ohne Tor
Der HSV drängte den Gegner von Beginn an in die Defensive und hatte viel Ballbesitz, die erste echte Torchance brachte die Führung. Hunt bekam zu viel Platz und traf mit einem platzierten Flachschuss, der 32-Jährige beendete eine 290-minütige HSV-Durststrecke ohne Tor.
Darmstadt wurde nach dem Rückstand stärker und brachte die Gäste, die sich in dieser Phase viele Fehler leisteten, in Bedrängnis. Doch die nächste Chance der Hamburger resultierte wieder in einem Tor. Holtby ließ Lilien-Schlussmann Daniel Heuer Fernandes keine Chance.
Vor 17.400 Zuschauern hätten Tobias Kempe (63.) und Kapitän Aytac Sulu (71.) die Darmstädter schon heranbringen können, Serdar Dursun (89.) verkürzte kurz vor dem Ende zum 1:2. Die Darmstädter hatten noch weitere Chancen, trafen aber nicht.
Aufwind für Christian Titz
War das der Fingerzeig für die Zukunft von HSV-Trainer Christian Titz? Der von den Fans hochgelobte und im Vorstand um Bernd Hoffmann und Ralf Becker nüchtern beäugte Coach musste offenbar an diesem Freitag bei Darmstadt 98 gewinnen, um im Amt bleiben zu können. Das zumindest sagten die Titz-Skeptiker im Volkspark.
Doch die Fans zeigten zuletzt, dass sie mit der Arbeit von Titz trotz des 0:5 gegen Jahn Regensburg und trotz der beiden Nullnummern gegen Greuther Fürth und den FC St. Pauli zufrieden sind. Beim öffentlichen Training gab es Plakate für Titz. Auch die Anhänger wollen Ruhe im Verein, die es vermutlich bis zum erhofften Wiederaufstieg in die Bundesliga nicht geben wird.
HSV bei Darmstadt 98 im Liveticker
Felix Magath über den HSV
Bei Sky kritisierte Ex-Trainer und HSV-Legende Felix Magath die "Auswüchse" im Verein. So sei es "nicht gesund", dass Trainer Titz und Lewis denselben Berater hätten. Torschütze Holtby hatte sich zuletzt vehement für Titz eingesetzt. Nach seinem Tor zum 2:0 stürmte er auf Titz an der Seitenlinie zu und klopfte ihm bei der Umarmung mehrfach auf den Rücken. "Die Spieler sollen für den Verein spielen, nicht für den Trainer, das habe ich meinen Spielern immer gesagt", ätzte Magath. Auch Vorstandschef Bernd Hoffmann bekam sein Fett weg. Er wünsche sich, so Magath, mehr sportlichen Sachverstand an der HSV-Spitze.
Union Berlin verkündete am Freitag, man habe in der Zweiten Liga trotz der "weißen Weste" keine Favoritenrolle. „Der zweite Platz ist nur eine Momentaufnahme. Köln und der HSV sind die beiden Größen in dieser Liga. Ich gehe davon aus, dass sich diese Mannschaften über längere Sicht durchsetzen werden“, sagte Union-Trainer Urs Fischer. Union spielt am Sonntag (13.30 Uhr) gegen den 1. FC Heidenheim.