Ingolstadt. Die Hamburger gewinnen nach drei Zweitliga-Niederlagen in Folge dank ihres Japaners ein schwaches Spiel beim FC Ingolstadt mit 1:0.

Welch eine schöne Fußballgeschichte! Ausgerechnet Ryo Miyaichi, der sich im Frühjahr vermeintlich den dritten Kreuzbandriss seiner Karriere zugezogen hatte, beendete am Freitagabend die Negativserie des FC St. Pauli. Mit einem Kopfballtreffer zwölf Minuten nach seiner Einwechslung sorgte der Japaner beim FC Ingolstadt für den 1:0-Erfolg seines Teams, das zuvor vier Pflichtspielniederlagen (inklusive Pokal) hatte hinnehmen müssen und von der Tabellenspitze auf Platz elf der Zweiten Liga gestürzt war.

Miyaichi hatte im Sommer auf eine erneute Operation verzichtet und auf eine Stabilisierung seines Knies durch gezielten Muskelaufbau gesetzt. Eine glänzende Entscheidung für ihn und seinen Club. „Das Ganze ist für mich wie ein Märchen. Noch vor wenigen Monaten hatte ich Sorge, dass ich meine Karriere beenden muss. Ich danke allen, die mich so sehr unterstützt und zu mir gestanden haben während meiner Verletzungen“, sagte der 25-Jährige.

Ein verdienter Sieg für St. Pauli

Letztlich war es in einem insgesamt wenig unterhaltsamen Spiel ein verdienter Sieg St. Paulis. Trainer Markus Kauczinski hatte sich entschieden, den flinken Außenbahnspieler Cenk Sahin in die Startelf zu beordern, nachdem der Türke zuletzt beim 1:3 in Aue nicht einmal dem 18er-Kader angehört hatte. Nach überstandener Verletzung stand zudem Innenverteidiger Christopher Avevor erstmals seit dem Pokalaus in Wiesbaden am 17. August wieder in der Anfangsformation.

In der ersten Halbzeit war beiden Teams anzumerken, dass sie angesichts ihrer jüngsten Erfahrungen in erster Linie darauf bedacht waren, das eigene Tor zu sichern. St. Pauli hatte in den vorherigen vier Pflichtspielen 15 Gegentore kassiert, Ingolstadt war am vergangenen Wochenende gar 0:6 beim VfL Bochum untergegangen. Und doch hätte St. Pauli schon in der achten Minute zu einem Erfolgserlebnis kommen können, als die Ingolstädter Defensive bei einer Ecke den an der Strafraumgrenze lauernden Christopher Buchtmann total aus den Augen verlor. Als der Mittelfeldspieler mustergültig angespielt wurde, traf er den Ball, aber – ungewöhnlich für ihn – mit seinem ansonsten starken linken Fuß nicht richtig.

In der eigenen Defensive benötigte St. Pauli zweimal ein bisschen Glück. Thomas Pledl (22.) schoss reichlich frei stehend ans Außennetz. Und nach einer Ecke von links herrschte im Hamburger Strafraum Verwirrung, die erst Sahin mit einem Befreiungsschlag beendete.

Nach der Führung in Überzahl war das Spiel entschieden

In die zweite Halbzeit startete der FC St. Pauli mutiger und hatte durch einen gerade noch abgeblockten Kopfball von Avevor sowie einen zur Ecke gelenkten Linksschuss von Marvin Knoll die ersten Gelegenheiten. Dazu waren die in den Strafraum gechippten Eckbälle immerhin latent gefährlich. Wirklich bedrohlich aber war auf der anderen Seite der Kopfball von Pledl (59.), der nur knapp über das Tor strich.

Das Spiel entschied dann aber Miyaichi. Nach einigen unglücklichen Situationen direkt nach seiner Einwechslung bewies der Japaner nach einem langen Ball aus der eigenen Hälfte das richtige Timing und köpfte den Ball über den aus dem Tor gelaufenen Ingolstädter Keeper Marco Knaller ins Tor (82.). „Beim Tor habe ich kurz nachgedacht, ob ich den Fuß nehmen soll, aber zum Glück habe ich mich für den Kopf entschieden“, sagte Miyaichi.

Jubel und Erleichterung bei den St. Paulianern

Da fünf Minuten zuvor Ingolstadts Konstantin Kerschbaumer nach einem Foul an Philipp Ziereis die Gelb-Rote Karte gesehen hatte, war das Match nach Miyaichis Treffer praktisch entschieden. In Unterzahl gelang den „Schanzern“ keine wirklich gefährliche Aktion mehr. „Es freut mich für Ryo und für uns sehr, dass ihm das entscheidende Tor gelungen ist. Er war einfach im richtigen Moment da“, sagte Trainer Kauczinski. „Ich denke, dass die Situation nach vier Niederlagen nicht spurlos an uns vorbeigegangen ist. Ingolstadt hat vielleicht den feineren Fußball gespielt. Aber ich bin froh, dass die Zählerei jetzt vorbei ist.“

Der Rest war Jubel und Erleichterung bei den St. Paulianern und den rund 1800 mitgereisten Fans. Gleichzeitig war es ein verheißungsvoller Auftakt in die englische Woche mit dem Heimspiel am Mittwoch gegen Aufsteiger SC Paderborn und dem Stadtderby beim HSV am Sonntag danach.