Hamburg. Der Kiezclub, der am Sonntag auf Köln trifft, verzichtet auf weitere Neuverpflichtungen. Es gibt aber einen Leidtragenden.
Markus Kauczinski konnte sich einen kleinen Spaß nicht verkneifen. „Uwe, hast du meinen Wunschzettel bekommen, oder ist er verloren gegangen?“, fragte der Trainer des FC St. Pauli Sportchef Uwe Stöver, der im Pressekonferenzraum an der Kollaustraße Platz genommen hatte. Der 51-Jährige verneinte die nicht ganz ernst gemeinte Frage, die letztlich beide zum Lachen brachte.
Der medial hochstilisierte „Deadline-Day“, also der letzte Tag der Transferperiode, mutierte beim Kiezclub vor dem Spiel am Sonntag (13.30 Uhr, Sky live) gegen den 1. FC Köln zum sterbenslangweiligen Wechsel-Freitag. Trotz der enttäuschenden Vorsaison, in der die Hamburger lange um den Ligaverbleib zittern mussten, verzichtete St. Pauli in der Sommerpause auf einen bei den Fans durchaus erwünschten radikalen Umbruch. „Wir haben uns dazu entschlossen, dass wir den Spielern, die vielleicht letztes Jahr ihre Leistung nicht so gebracht haben, vertrauen und eine Chance geben. Bisher sind wir auch nicht enttäuscht worden“, sagte Kauczinski.
Enttäuschung bei Clemens Schoppenhauer
Eine gewisse Enttäuschung dürfte bei Clemens Schoppenhauer durchaus vorhanden gewesen sein. Der Innenverteidiger, der in den Planungen seit Monaten keine Rolle mehr spielt, wäre gerne gewechselt. Seit dem Winter absolvierte der 23-Jährige drei Probetrainings in den Niederlanden und der Schweiz. Allein ein Vertragsabschluss wollte nicht gelingen. Auch in den vergangenen Tagen gingen lediglich lose Anfragen für den Abwehrspieler beim Club ein. „Die Situation ist nicht einfach für ihn“, gestand Stöver ein: „Aber Clemens hat sich in keiner Weise etwas zu Schulden kommen lassen. Er bringt sich voll ein. Es zählt bei uns das Leistungsprinzip“, erklärte der Sportchef des FC St. Pauli.
Somit bleibt es zumindest bis zur Winterpause bei den vier Neuzugängen. Für den fest verpflichteten Leihspieler Mats Möller Daehli (600.000 Euro), Stürmer Henk Veerman (450.000 Euro), Marvin Knoll (300.000 Euro) und Korbinian Müller (ablösefrei) gab St. Pauli 1,35 Millionen Euro aus. Dem stehen nach den Abgängen von Aziz Bouhaddouz (750.000 Euro) und Marvin Ducksch (zwei Millionen Euro) sowie den ablösefreien Wechseln von Lasse Sobiech, Joel Keller, Philipp Heerwagen, Kyoung-rok Choi und Maurice Litka Einnahmen in Höhe von 2,75 Millionen Euro entgegen.
Personell dünn besetzte Innenverteidigung
„Wirtschaftlich haben wir keine Überdinge gemacht. Dafür stehen wir nicht. Ein einstelliger Tabellenplatz ist ein Muss. Wir wollen die ersten sechs Mannschaften angreifen“, erklärte Stöver. Für diese Zielsetzung darf aber vor allem in der personell dünn besetzten Innenverteidigung nichts passieren. Mit Philipp Ziereis und Christopher Avevor stehen nur zwei zweitligaerfahrene Profis zur Verfügung. Der eigentlich für die Abwehr eingeplante Marvin Knoll zeigte seine Qualitäten bisher im defensiven Mittelfeld. Dahinter lauert mit Florian Carstens (19) ein Youngster auf seine Chance. „Wir können nicht ständig sagen, dass wir unsere Talente fördern wollen und dann immer die Tür für sie schließen“, sagte der Sportchef.
Auch wenn die Transferaktivitäten bis zur Winterpause abgeschlossen sind, wird es Sportchef Stöver in den kommenden Monaten nicht an Arbeit mangeln. Im nächsten Sommer laufen 15 Verträge, darunter das Arbeitspapier von Torhüter Robin Himmelmann, bei St. Pauli aus. Gut möglich, dass der in diesem Jahr ausgebliebene Umbruch dann nachgeholt wird.