Hamburg. Der dienstälteste Innenverteidiger des FC St. Pauli geht nach zwei schweren Jahren fit in die neue Saison.

Verantwortung – das ist natürlich so ein Schlagwort. Damit kann Philipp Ziereis nicht so viel anfangen, sagt er. Zunächst. „Verantwortung muss schließlich von allen übernommen werden“, sagt er. Und überhaupt, das hätte er schon immer gemacht.

Wie kommt man darauf? Der 25-Jährige ist beim FC St. Pauli nach dem Abgang von Lasse Sobiech zum 1. FC Köln der Innenverteidiger, der am längsten dabei ist, seit 2013 um genau zu sein. Fünf Jahre Reife und Entwicklung – „ich war noch sehr jung damals“ –, da stellt sich die Frage nach einem „Führungsspieler“ ja praktisch von allein. „Ach“, sagt Ziereis, „Lasse war ja nun auch nicht der Lautsprecher schlechthin.“

Fitness-Werte sind gut

Bevor er sich auf solche Hierarchie-Gedankenspiele einlässt, geht es Ziereis vor allem darum, körperlich komplett fit in die Saison zu kommen. Im Augenblick sieht das gut aus („Ich fühle mich sehr gut, die Werte sind top)“, das war in den vergangenen beiden Jahren leider anders. Immer wieder war der 1,89-Meter-Schlaks außer Gefecht gesetzt.

Acht Spiele konnte er in der vergangenen Saison nur machen, eine Muskelsehne im Oberschenkel war komplett durch. Im Jahr davor kam er lediglich auf 15 Einsätze, eine Viruserkrankung hatte ihn für weite Strecken der Serie lahmgelegt. Unbefriedigend, frustrierend. Dabei achtet er schon seit vier Jahren genau auf seine Ernährung, war bei diversen Spezialisten, um wirklich jeden körperlichen Grund auszuschließen. „Ich bin froh, dass diese Zeit vorbei ist.“

„Ich habe keinen Druck"

Alles auf Reset also vor der anstehenden Saison. Als der Spielplan veröffentlicht wurde, hat auch Philipp Ziereis als Erstes geschaut, wann das Spiel gegen den HSV ansteht: „Das ist doch das heißeste Derby neben Dortmund-Schalke“, meint der gebürtige Oberpfälzer, „wir freuen uns alle darauf.“ Bis dahin gilt, gut in die Saison zu kommen, für den Verein beim schweren Programm, auch für ihn persönlich. Der Club möchte den 2019 auslaufenden Vertrag gerne verlängern, aber Ziereis möchte das noch nicht. Lieber abwarten: „Ich habe keinen Druck.“

In Marvin Knoll ist ein neuer Innenverteidiger von Ziereis’ altem Verein Jahn Regensburg gekommen. „Er ist ein anderer Typ als Lasse“, sagt Ziereis, „sehr gut im Spielaufbau und ein Linksfuß, das ist wichtig, und wir hatten zuletzt keinen.“ Da ist auch noch Christopher Avevor, der sich in der letzten Saison während Ziereis’ Verletzung als feste Größe in der Abwehr etabliert hat.

Gute Alternative

Warum es also nicht mit einer Dreierkette versuchen? Beim Test am Sonntag bei Eutin 08 (4:0) hat Trainer Markus Kauczinski das schon ausprobiert: „Das ist eine gute Alternative bei manchen Gegnern, deshalb beschäftigen wir uns damit.“ Es ist ja klar, St. Pauli muss sich verbessern. „Ins obere Drittel“, möchte Sportchef Uwe Stöver. Ein fitter Philipp Ziereis will dabei helfen, ob man es nun „Führungsspieler“ nennt oder nicht. Und traut sich doch noch verbal aus der Defensive: „Klar habe ich den Anspruch, dass ich Verantwortung übernehme.“

Leon Jensen (21), vertragsloser Mitelfeldspieler, der vergangene Saison beim SV Werder Bremen II in der 3. Liga aktiv war, nimmt in dieser Woche bis einschließlich Donnerstag als Testspieler am Training teil.