Hamburg. Keine Interessenten für das Nachwuchs-Trio – es spielt in den Planungen von Trainer Marcus Kauczinski keine Rolle.
Uwe Stöver war auf alles vorbereitet. Er kennt das Geschäft schließlich. Deadline Day – wenn sich Panik, Nervosität, Aktionismus und professionelles Kalkül treffen. Je nach Verein, je nach sportlicher Situation. Also lagen am letzten Tag der Winterwechselfrist auch beim Geschäftsleiter Sport des FC St. Pauli die notwendigen Unterlagen bereit. „Erreichbar ist man eigentlich immer“, sagt der 50-Jährige: „Aber vielleicht ist die Verfügbarkeit in diesen Tagen noch etwas höher.“
Am Mittwoch ging es bei St. Pauli noch um die Zukunft von Joël Keller (22), Kyoung-Rok Choi (22) und Maurice Litka (22). Alle drei wurden vom neuen Trainer Markus Kauczinski im Wintertrainingslager gewogen und für zu leicht befunden. Angesichts des inzwischen auf 30 Spieler angewachsenen Profikaders suchte Stöver also Abnehmer für die drei. „Es macht nach unserer Meinung sportlich Sinn, über eine Leihe oder wie bei Keller über eine vorzeitige Veränderung nachzudenken“. sagte der Manager.
Papiere liegen bereit
Aber natürlich wartete er nicht still auf einen Anruf. Die Spieler und ihre Berater wurden über die Lage informiert, damit sie sich auch selbst nach neuen Arbeitgebern umsehen konnten. Am Training bei grauestem Hamburger Schmuddelwetter nehmen sie teil. Ein fester Teil des Teams irgendwie – und irgendwie auch nicht. Voll dabei und äußerlich unmerklich auf dem Sprung. Auch bei Stöver sind alle Lampen an: „Man muss auf diesen letzten Tag vorbereitet sein, wenn es doch noch kurzfristig zu Aktivitäten kommt. Die Papiere liegen sozusagen bereit.“
Ist die Einigung über die finanziellen und sonstigen vertraglichen Rahmenbedingungen erst einmal zwischen Vereinen und Spielern erzielt, kann es sehr schnell gehen. Aus der Vergangenheit gibt es zudem Vorlagen. Da muss man oft nur noch die Namen und Daten ändern, das hilft natürlich. Stöver: „Die Formalitäten sind immer die gleichen.“ Hektik kam so nicht auf, auch weil St. Pauli keinen Neuzugang in letzter Minute mehr holen wollte. „Wir haben unsere Vakanzen ja bereits vor dem Deadline Day geschlossen und Dimitrios Diamantakos und Thibaud Verlinden verpflichtet“, sagte Stöver.
Kader im Winter nachjustieren
Grundsätzlich sieht er die Möglichkeit, im Winter den Kader nachzujustieren, positiv: „Der Konkurrenzkampf mit den Spielern, die schon da sind, wird härter, das kann auch einen positiven Effekt nach sich ziehen.“ Der Klassenerhalt im letzten Jahr habe auch an den im Winter nachgeholten Profis Johannes Flum, Mats Möller Daehli und Lennart Thy gelegen: „Die Wintertransfers von St. Pauli im letzten Jahr waren eine positive Geschichte.“
Aber warum passiert denn so viel auf den allerletzten Drücker? „Unvorhergesehene Verletzungen oder sportliche Situationen können dazu führen, zum Ende der Transferperiode nachmals aktiv zu werden. Der eine oder andere hofft noch bis zum letzten Moment auf ein Schnäppchen. Es gibt auch diesen Dominoeffekt, dass ein Spieler plötzlich auf dem Markt ist, weil auf seiner Position ein anderer verpflichtet wurde“, erklärt St. Paulis Sportchef.
Für seine drei Abgabekandidaten allerdings fand sich bis 18 Uhr kein Interessent. Jedenfalls zunächst. „In einigen Ländern ist der Transfermarkt über den 31. Januar hinaus geöffnet“, weiß Stöger. Er bleibt vorbereitet.
Marc Rzatkowski (27), ehemaliger Mittelfeldspieler des FC St. Pauli, hat RB Salzburg verlassen. Er unterschrieb bei New York Red Bulls aus der Major League Soccer einen Leihvertrag bis 31. Dezember 2018.