Hamburg. Dem FC St. Pauli gelangen zuletzt in Braunschweig wichtige Erfolge. Trainer Olaf Janßen aber warnt vor Eintracht.
Es ist erst knapp acht Monate her, dass der FC St. Pauli zuletzt bei Eintracht Braunschweig antrat. Die Tabellenkonstellation war damals eindeutig, Braunschweig stand mit 35 Punkten aus 18 Spielen auf dem zweiten Rang der Zweiten Liga, also einem direkten Aufstiegsplatz, St. Pauli wies gerade einmal elf Zähler auf, war Tabellenletzter und hatte sechs Punkte Rückstand auf den rettenden 15. Platz. So eindeutig die Grundvoraussetzungen beim Anpfiff schienen, so überraschend war bekanntlich das Ergebnis. St. Pauli siegte 2:1 und legte damit den Grundstein für eine atemberaubende Aufholjagd, die in 34 Rückrundenpunkten und dem siebten Platz der Abschlusstabelle mündete.
„In der Nachbetrachtung hatte das Spiel die elementare Wirkung für unsere Rückrunde. Es war für unsere Psyche ungeheuer wichtig zu sehen, dass wir keine Luftschlösser im Kopf haben mit unserem Glauben daran, den Klassenerhalt noch schaffen zu können. Der Sieg hat uns brutal gutgetan“, sagte am Freitag St. Paulis Cheftrainer Olaf Janßen, der damals noch Co-Trainer des Teams war.
Richtig zufrieden ist keiner
Da die Braunschweiger ihren damaligen zweiten Rang nicht halten konnten und in der Relegation am VfL Wolfsburg scheiterten, blieben auch sie in der Zweiten Liga. Wenn an diesem Sonntag (13.30 Uhr, Sky live und Liveticker bei abendblatt.de) nun also wieder St. Pauli bei der Eintracht antritt, ist die Konstellation allerdings eine völlig andere als an jenem 5. Februar. Die Kiezkicker haben mit bisher 13 Punkten aus den ersten acht Spielen dieser Saison schon zwei mehr als damals gesammelt und stehen damit vor den Braunschweigern, die zwar erst einmal verloren haben, aber wegen ihrer fünf Unentschieden noch zwei Punkte weniger als St. Pauli aufweisen.
Richtig zufrieden ist man daher bei keinem der beiden Nordclubs, die in dieser Saison grundsätzlich zum großen Kreis der potenziellen Topteams zählen. Diesem Anspruch wurde St. Pauli bisher allerdings nur auswärts gerecht. Drei Siege aus vier Spielen auf fremdem Platz stehen bisher zu Buche, saisonübergreifend gelangen in der Liga sogar sieben Auswärtssiege aus den jüngsten acht Partien.
Sieben Punkte aus den letzten drei Spielen
Allerdings warnte St. Paulis Trainer Olaf Janßen davor, sich zu sehr an dieser Auswärtsstärke und den guten Erfahrungen in den jüngsten drei Spielen in Braunschweig mit insgesamt sieben Punkten zu berauschen. „Das war in der Vergangenheit. Wir sollten im Hier und Jetzt bleiben. Wenn man glaubt, dass es schon gut gehen wird, weil es auch zuletzt immer gut gegangen ist, wird man ein paar Prozent weniger auf den Platz bringen“, sagte er am Freitag.
Gleichzeitig betonte er die hohe Qualität der Niedersachsen. „Braunschweig ist zu Hause eine Macht und defensiv sehr stark. Sie sind im Umschaltspiel eine der stärksten Mannschaften der Liga. Wir müssen uns auf einen extremen Kampf und eine sehr anspruchsvolle Aufgabe einstellen. Die Eintracht will uns in diesem Spiel punktemäßig überholen“, sagte er und verriet, sein Team besonders darauf eingestellt zu haben, dass die Braunschweiger auch in ihren Heimspielen den längeren Ballbesitz gern dem jeweiligen Gegner überlassen. Mit einer solchen Ausrichtung hat St. Pauli schon bei der 0:3-Niederlage in Darmstadt schlechte Erfahrungen gemacht.
Braunschweig hat einen breiten Kader
Janßen wird voraussichtlich die von ihren Verletzungen genesenen Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann und Stürmer Aziz Bouhaddouz mit in den Kader für das Braunschweig-Spiel nehmen. Beide konnten in den vergangenen Tagen am Teamtraining teilnehmen, sind aufgrund ihres körperlichen Rückstands aber keine ernsthaften Kandidaten für einen Startelfeinsatz. Noch nicht wieder stehen Verteidiger Marc Hornschuh und Offensivakteur Mats Möller Daehli zur Verfügung, deren Genesung aber auch Fortschritte macht, sodass sie in der anstehenden Länderspielpause wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.
Braunschweig muss unterdessen definitiv auf die gesperrten Salim Khelifi, Mirko Boland und Maximilian Sauer sowie auf die verletzten Christoffer Nyman und Hendrick Zuck verzichten. Diesen Ausfällen will Janßen aber keine entscheidende Bedeutung beimessen. „Braunschweig hat einen breiten Kader mit genügend gestandenen Zweitligaspielern“, sagte er und verwies darauf, dass er auch die Personalprobleme seines eigenes Teams eher gelassen betrachtet habe.
Eintracht Braunschweig: Fejzic – Becker, Baffo, Valsvik, Reichel – Moll, Samson – Hochscheidt, Yildirim, Hernandez – Kumbela.
FC St. Pauli: Himmelmann – Zander, Sobiech, Avevor, Buballa – Nehrig, Flum – Sobota, Sahin, Dudziak – Allagui.
Schiedsrichter: Gräfe (Berlin).
Der FC St. Pauli wird am Montagabend im schweizerischen Brunnen (Kanton Schwyz) mit dem international ausgeschriebenen Role Model Award der Stiftung „Football is more“ ausgezeichnet und ist damit Nachfolger des FC Liverpool, des FC Arsenal London und von Werder Bremen. Vor Ort werden der Technische Direktor Ewald Lienen und CSR-Abteilungsleiter Christian Prüß den Preis für den FC St. Pauli aus den Händen von Prinz Constantin von und zu Liechtenstein entgegennehmen.