Hamburg. Bernd Nehrig ist 31 Jahre alt geworden. Der Kapitän des FC St. Pauli wünscht sich Gesundheit und einen Sieg.
Vollgepackt mit einem Stapel an Süßigkeiten verlässt Geburtstagskind Bernd Nehrig am Donnerstag das Trainingsgelände an der Kollaustraße. „Das Team hat sogar für mich gesungen – aber nur, weil die Jungs gehofft haben, etwas umsonst zu essen zu kriegen“, scherzt der Kapitän des FC St. Pauli, der 31 Jahre alt geworden ist.
„Happy Birthday, du alte Kampfmaschine“, schrieb Mannschaftskollege Lasse Sobiech bei Instagram. Youngster Richard Neudecker hatte ihm ein Stück Kuchen mitgebracht, von den Fans gab es Schokolade zum Ehrentag. „Ich fühle mich gut, bin gesund und spiele jedes Spiel von der ersten bis zur letzten Minute“, sagt Nehrig. Es würde sich wie bei einem guten Wein verhalten: „Je älter, desto besser.“
Alter birgt nicht nur Nachteile
Das zunehmende Alter birgt eben nicht nur Nachteile im Profigeschäft. Im Gegenteil. „Ich reagiere gelassener, als ich es mit Anfang 20 getan hätte“, sagt Nehrig und erklärt seine Aussage anhand der 0:4-Heimniederlage gegen Ingolstadt: „Für mich ist alles beschissen gelaufen. Aber mittlerweile habe ich die Ruhe und das Wissen, dass so etwas mal vorkommen kann.“ Gemeinsam mit Jan-Philipp Kalla (31), Sami Allagui (31) und Philipp Heerwagen (34) zählt Nehrig zu den ältesten Spielern beim Kiezclub. Gedanken um seine Zukunft nach der Karriere macht sich der Defensivabräumer allerdings noch nicht.
„Die würde ich mir machen, wenn ich mich kaum noch bewegen könnte. Wenn mein Zustand so bleibt, sehe ich keine Probleme, noch drei oder vier Jahre weiterzuspielen“, sagt Nehrig, der als Plan B eine abgeschlossene Ausbildung zum Automobilkaufmann in der Tasche hat. Statt von der Fußballrente träumt der gebürtige Heidenheimer von dem Sprung in die Erste Liga. „Die Bundesliga ist bis zum Ende der Karriere mein Ziel. Wenn ich das nicht hätte, dann hätte ich auch kein Feuer und Engagement mehr.“ Am allerliebsten würde er mit seinem FC St. Pauli aufsteigen. Doch das ist ein weiter Weg.
Richtungsweisende Partie
Die Kiezkicker stehen vor dem Auswärtsspiel bei Eintracht Braunschweig an diesem Sonntag (13.30 Uhr) mit 13 Punkten auf Tabellenplatz acht. Die Partie kann richtungsweisend für den Zweitligisten sein. Denn: Gewinnen die Hamburger, können sie bis auf Rang vier hochklettern. Verlieren sie, würde Gegner Braunschweig (elf Punkte) vorbeiziehen, und St. Pauli könnte im Worst-Case-Szenario auf Platz elf abrutschen. „Das interessiert mich alles nicht“, sagt Nehrig in seiner gewohnt direkten Art, „ich gucke am 34. Spieltag auf die Tabelle.“
Nach der überzeugenden Rückrunde in der vergangenen Saison (34 Punkte in 17 Spielen) sind die Erwartungen an das Team von Olaf Janßen gestiegen. In der laufenden Spielzeit hält St. Pauli zwar den Kontakt zur Spitze, ist aber mit vier Siegen, einem Unentschieden und drei Niederlagen bisher nicht in der Lage, eine konstante Leistung abzurufen. Nehrig erklärt: „Uns stehen keine Blinden auf dem Feld gegenüber. Jeder kann gegen jeden gewinnen. Die Zweite Liga ist extrem ausgeglichen.“
Auswärtsbilanz ist vielversprechend
Nicht zum ersten Mal haben die Kiezkicker am vergangenen Wochenende gegen Düsseldorf (1:2) den Start verschlafen und wurden prompt mit zwei Gegentreffern in der ersten halben Stunde bestraft. Das soll gegen Braunschweig besser funktionieren. „Wir wollen von der ersten Minute an wach sein. Gott sei Dank haben wir auswärts die Anfangsphase noch nicht verschlafen. Das kann uns positiv stimmen“, sagt der Kapitän.
In der Tat sieht die Auswärtsbilanz von St. Pauli vielversprechend aus: Drei der vier Partien konnten jeweils mit einem 1:0-Sieg für sich entschieden werden. Dagegen steht die Heimstärke der Eintracht: Die Löwen haben in dieser Saison noch kein Spiel vor eigenem Publikum verloren.
Neben einem Sieg wünscht sich Bernd Nehrig vor allem eines für sein neues Lebensjahr: „Ich will gesund bleiben. Und wünsche mir, dass wir weiterhin in der Truppe – die auch ein Stück weit Familie geworden ist – jeden Tag Spaß haben. Auch in schlechten Phasen.“
Zweite Bundesliga, 9. Spieltag: Fr, 18.30 Uhr: Ingolstadt – Darmstadt, Kaiserslautern – Fürth; Sa, 13.00 Uhr: Nürnberg – Bielefeld, Aue – Union, Kiel – Bochum; So, 13.30 Uhr: Braunschweig – St. Pauli, Heidenheim – Dresden, Sandhausen – Regensburg; Mo, 20.30 Uhr: Düsseldorf – Duisburg