Hamburg. Der FC St. Pauli zeigt beim 1:2 gegen Fortuna Düsseldorf wieder wechselhafte Leistungen. Wird Bouhaddouz rechtzeitig fit?

Das Lob war ehrlich und tat gerade deshalb besonders weh. „St. Pauli hat sehr viel Druck gemacht. Ein Unentschieden wäre am Ende verdient gewesen“, sagte Friedhelm Funkel, der Trainer von Fortuna Düsseldorf, nachdem sein Team am Sonnabend mit 2:1 im Millerntor-Stadion gewonnen hatte. Tatsächlich hatten die St. Paulianer nach einer schwachen ersten halben Stunde ins Spiel gefunden, durch Cenk Sahin (34. Minute) einen sehenswerten Treffer zum 1:2-Anschluss erzielt und bis zum Ende seinen Fans die Hoffnung gegeben, zumindest noch einen Punkt ergattern zu können.

So verließen die Zuschauer, die mit dem FC St. Pauli sympathisieren, zwar mit einem weit besseren Gemütszustand das Stadion als eine Woche zuvor nach dem 0:4 gegen Ingolstadt, doch in der Endabrechnung standen auch diesmal keine Punkte auf der Habenseite der Hamburger.

Die Aussicht, sich nach dem 1:0-Auswärtssieg in Kiel am vergangenen Dienstag in der Spitzengruppe der Zweiten Liga festsetzen zu können, ist erst einmal wieder der Ernüchterung gewichen. Nach acht Punktspielen spiegelt der achte Tabellenplatz realistisch wider, wie inkonstant das Team des Kiezclubs bisher durch die Saison geht. Dabei offenbart sich die Wechselhaftigkeit nicht nur von Spiel zu Spiel, sondern oft auch während eines Matches.

Desolates Definsivverhalten

„Ich bin stolz, dass die Jungs bis zur letzten Minute alles reingeworfen haben“, fand St. Paulis Trainer Olaf Janßen mit Recht lobende Worte für sein Team, vergaß aber auch nicht, die Schattenseite zu erwähnen. „Wir sollten nicht mit dem Schicksal und dem Schiedsrichter hadern, sondern uns ganz brav ans eigene Näschen fassen und uns fragen, was in den ersten 30 Minuten los war. Warum wackeln wir, wenn wir eine Standardsituation gegen uns bekommen“, sagte der Coach und dachte dabei an das desolate Defensivverhalten vor dem 0:1 durch Takashi Usami (9.) im Anschluss an einen Eckball, der zunächst von Lasse Sobiech per Kopf abgewehrt zu sein schien.

Auswärts fünf Punkte mehr als zu Hause

Vor dem 0:2 durch den Ex-St.-Paulianer Rouwen Hennings (23.) betätigte sich zudem Innenverteidiger Christopher Avevor unfreiwillig als ungeschickter Passgeber für den Torschützen. „Nach dem 0:2 war es eine brutal schwierige Situation“, befand Janßen. Dass die rund 60 Minuten lange Aufholjagd nur zu einem Tor führte, war zwar zum Teil auch mit Pech zu erklären, doch im Endeffekt fehlte es bei den insgesamt 16 Torschüssen auch an der letzten Konsequenz. Ein Randaspekt war zudem, dass der international erfahrene, aber am Sonnabend ohne klare Linie agierende Top-Schiedsrichter Felix Brych den St. Paulianern zwei mögliche Strafstöße verweigerte.

Es zeugte von einer erfreulichen Fähigkeit zur Selbstkritik, dass sich die St.-Pauli-Profis mehrheitlich nicht lange mit den vermeintlich höheren Mächten aufhielten. „Ich bin keiner, der von Glück spricht. Es hat die letzte Entschlossenheit und Präzision gefehlt, um einen oder vielleicht sogar drei Punkte mitzunehmen“, sagt zum Beispiel Außenverteidiger Daniel Buballa.

Spieler in der Einzelkritik

Mittelfeldspieler und Kapitän Bernd Nehrig analysierte treffend: „Es ist auffällig, dass wir in den letzten zwei Heimspielen am Anfang ein paar Momente hatten, in denen wir nicht energisch, aufmerksam und zielstrebig genug waren. Wir dürfen uns jetzt nicht dafür feiern lassen, dass wir uns gesteigert haben. Fakt ist, dass wir verloren haben. Wir müssen unsere Chancen einfach eiskalt nutzen. Das gehört zur Weiterentwicklung dazu.“

Die bisherige Diskrepanz in der Punktausbeute ist jedenfalls gravierend. Während St. Pauli in den vier bisherigen Auswärtsspielen schon neun Punkte sammelte, sind in den vier Heimspielen nur vier Zähler zusammengekommen. Schon in der gesamten vergangenen Saison war das Team auswärts erfolgreicher als zu Hause.

Hoffen auf Bouhaddouz

Wie erfolgreich St. Pauli sein Heimspielproblem bekämpft, wird erst am 13. Oktober gegen Zweitliga-Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern zu besichtigen sein. Zuvor steht am kommenden Sonntag bei Eintracht Braunschweig das nächste Auswärtsspiel an. Saisonübergreifend gewann St. Pauli sieben der jüngsten acht Punktspiele auf fremden Plätzen.

Die Chance, in Braunschweig diese Bilanz auszubauen, besteht durchaus und ist am Sonnabend zumindest auf dem Papier noch etwas größer geworden, weil gleich drei Braunschweiger gesperrt sein werden. Beim 1:2 in Regensburg, der ersten Saisonniederlage der Eintracht, waren Salim Khelifi, Maximilian Sauer (beide Rot) und Mirko Boland (Gelb-Rot) des Feldes verwiesen worden. Bei St. Pauli besteht hingegen die Hoffnung, dass die gegen Düsseldorf verletzt fehlenden Aziz Bouhaddouz, Mats Möller Daehli und Marc Hornschuh wieder einsatzbereit sein werden.