Hamburg. Der von Werder Bremen ausgeliehene Rechtsverteidiger wächst zu einer wichtigen Personalie beim FC St. Pauli heran.

Mit Trainingshose und grauem Kapuzenpulli schlendert Luca Zander in den Medienraum an der Kollaustraße. Er ruckelt sich einen Stuhl zurecht und lehnt sich zurück. Unter seiner Nase liegt ein fremdes Smartphone. Die Aufnahme läuft. „Soll ich rangehen, wenn es klingelt?“, scherzt der 22-Jährige. „Vielleicht hat ja noch jemand ein paar Fragen an mich?“

Nicht nur auf dem Platz strotzt der Youngster vor Selbstbewusstsein. Erst im Sommer hat der FC St. Pauli den Rechtsverteidiger für zwei Jahre vom Erstligisten Werder Bremen ausgeliehen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten ist Zander auf dem besten Weg, sich zu einer wichtigen Personalie beim Kiezclub zu entwickeln.

Letzten drei Partien hat er durchgespielt

Die letzten drei Zweitligapartien hat der Neuzugang durchgespielt. „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich spielen durfte – und dann auch noch über die volle Distanz“, sagt Zander. Doch ein Platz in der Startelf beim Auswärtsspiel in Braunschweig am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) ist kein Selbstgänger. „Ich muss mich jede Woche aufs Neue im Training zeigen.“ Und vor allem muss er sich weiterhin gegen Konkurrenten wie Jan-Philipp Kalla und den derzeit offensiv eingesetzten Jeremy Dudziak behaupten.

Zurück im Training

Zander ist in Weyhe nur wenige Kilometer vom Weserstadion entfernt aufgewachsen. Hier liegen seine Wurzeln. Mit elf Jahren ist er von seinem Heimatverein zu Werder gewechselt und hat dort sämtliche Jugendmannschaften durchlaufen. Mit gerade einmal 20 Jahren feierte Zander 2015 unter Trainer Robin Dutt sein Bundesliga-Debüt gegen Bayer 04 Leverkusen (0:3). Ein weiteres Spiel gegen Wolfsburg (0:6) folgte. Dann wurde er in die Drittligamannschaft abgeschoben.

Langfristig beim Kiezclub durchbeißen

Der Wechsel in die Zweite Liga zu St. Pauli ist ein Gewinn für alle Parteien. Das Talent will sich langfristig – und nicht nur für die bisherigen drei Partien – beim Kiezclub durchbeißen. „Das ist mein Ziel. Dafür arbeite ich jeden Tag“, sagt Zander.

Chefcoach Olaf Janßen ist von dem Potenzial seines Sprösslings überzeugt. „Er ist ein Außenverteidiger, der sehr modern in beide Richtungen spielen kann. Ich bin froh, dass wir ihn noch für die nächsten zwei Jahre haben“, sagt Janßen, der dennoch vorsichtig mit seinem Lob umgeht: „Er braucht noch Spielpraxis. Die ein oder andere Fehlerquelle müssen wir noch ausmerzen. Seine Flanken könnten noch ein bisschen gefährlicher kommen.“

Verbundenheit zur Heimat bleibt

Wie seine Zukunft aussehen soll, weiß der ehemalige U20-Nationalspieler noch nicht. „Ich bin kein Mensch, der sich so weit im Voraus Gedanken macht. Jetzt bin ich erst einmal hier und hoffe, dass ich viel spielen kann“, sagt Zander, der mit seiner Freundin Celine mitten im Herzen von Hamburg-Altona wohnt. „Es gefällt mir hier. In Bremen habe ich eher außerhalb der Stadt gelebt. Jetzt kann ich alles mit dem Fahrrad erreichen.“

Doch die Verbundenheit zur Heimat bleibt. Allein schon wegen seiner Familie. „Ich versuche alle zwei Wochen nach Hause zu fahren. Aber nur, wenn es passt“, erzählt er. Was seine alten Mannschaftskollegen in Bremen treiben, verfolgt Zander regelmäßig.

Dass er beim Nordderby am Sonnabendabend gegen den HSV nicht im Volksparkstadion sein kann, ärgert ihn. „Wir fahren an dem Abend schon nach Braunschweig. Aber ich werde es mir mit Sicherheit im Fernsehen angucken“, sagt er. Einen Tipp gibt er trotzdem ab: „2:0 für Bremen.“ Selbstbewusst wie immer.