Hamburg/Nürnberg. Klar unterlegen, viele Ausfälle – trotzdem gewonnen: Der 1:0-Sieg in Nürnberg könnte Signalwirkung haben.
Ein kurzer Blick auf den Statistikzettel machte Olaf Janßen froh. „In der letzten Saison hatten wir nach 17 Spielen elf Punkte, heute haben wir bereits nach fünf Spielen zehn Punkte“, sagte der Trainer des FC St. Pauli nach dem 1:0 (0:0)-Sieg beim 1. FC Nürnberg: „Das sagt alles aus.“
Nach einer Spielzeit im nervenaufreibenden Klassenkampf deutet nach fünf Duellen der neuen Saison einiges darauf hin, dass die Kiezkicker eine gute Rolle in der Zweiten Fußball-Bundesliga spielen können. Auch wenn dies beim schmeichelhaften Auswärtsdreier nicht auf den ersten Blick sichtbar wurde.
„Man hat zwei, drei Spiele in einer Saison, die man gewinnt beziehungsweise verliert, und keiner weiß warum“, sagte der 50 Jahre alte Nachfolger von Kulttrainer Ewald Lienen. Bei den Hamburgern trifft das zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison bereits auf zwei Spiele zu.
Ein Sieg mit Signalwirkung?
In Nürnberg war St. Pauli klar unterlegen: weniger Torschüsse, weniger Ballbesitz, dafür reichlich Fehlpässe. Das Siegtor war ein echter Glückstreffer: Ein langer Abschlag von Torwart Robin Himmelmann landete vor den Füßen von Waldemar Sobota, der Richtung Tor startete und zum 1:0 (63.) traf. Ähnlich glücklich war zuvor der Siegtreffer beim 1:0 gegen den 1. FC Heidenheim zustande gekommen.
Für Kapitän Bernd Nehrig zählen nur die Ergebnisse: „Ob wir Glück hatten, interessiert morgen kein Schwein mehr. Wenn du 1:0 gewinnst, hast du ein Tor mehr gemacht und somit verdient gewonnen.“ Trainer Janßen hingegen sah den Dusel-Sieg in Nürnberg etwas kritischer: „Die Mannschaft weiß, dass wir fußballerisch so nicht auftreten sollten. Auch die Konter und die Umschaltsituationen haben wir nicht so gut ausgespielt. Dafür haben wir aber Herzblut und Engagement gezeigt.“
Janßen versuchte gar nicht erst, die Schwächen seiner Mannschaft zu verheimlichen oder schönzureden. Dennoch könnte der Auswärtscoup im Frankenland eine Signalwirkung haben.
Bouhaddouz und Sobiech vor Rückkehr
St. Pauli war mit großen Personalsorgen angereist und musste gleich auf eine komplette Achse von Führungsspielern verzichten. In Abwehrchef Lasse Sobiech, Mittelfeldlenker Christopher Buchtmann und Vollstrecker Aziz Bouhaddouz fehlte neben weiteren Profis gleich eine komplette Achse – dennoch verbat sich Janßen vor dem Spiel jegliche Jammerei.
Dieses Credo verinnerlichten seine Profis und verteidigten die Führung vor 27.375 Zuschauern mit großer Leidenschaft. Und ohne Frage auch mit einer gehörigen Portion Glück. Nach der Pause klatschten zwei Abschlüsse von Georg Margreitter und Tobias Werner innerhalb weniger Sekunden an die Latte.
Der Neuanfang nach dem Wechsel von Lienen auf den Posten des Technischen Direktors ist damit gelungen, der wichtige Dreier und der Sprung auf Rang fünf geben Janßen die nötige Ruhe, um sein Team weiterzuentwickeln. St. Pauli, drittbestes Team der Rückrunde der vergangenen Saison, ist voll auf Kurs.
Und die Personalsituation könnte sich zur kommenden Partie gegen den FC Ingolstadt am Sonnabend etwas entspannen. Bouhaddouz soll nach einem Außenbandriss im Sprunggelenk ins Teamtraining zurückkehren. Auch Sobiech könnte nach seiner Gehirnerschütterung wieder eine Option sein.