Hamburg. St. Paulis prominenter Neuzugang hat bisher überwiegend enttäuscht. In Nürnberg ist der Stürmer nun erst recht gefordert.
An Spiele gegen den 1. FC Nürnberg hat Sami Allagui immer noch ganz besondere Erinnerungen. „Es ist zwar schon einige Jahre her, aber es waren echte Highlights für die ganze Stadt, als wir mit Greuther Fürth die Lokalderbys gegen Nürnberg gespielt haben. Doch das ist jetzt Schnee von gestern“, erzählt der Stürmer, der seit Saisonbeginn beim FC St. Pauli unter Vertrag steht. Am Montagabend (20.30 Uhr) ist es für ihn wieder einmal so weit. Dann tritt er mit seinem aktuellen Team beim 1. FC Nürnberg an.
Auch wenn Allagui, der vor gut sieben Jahren von Fürth zum FSV Mainz 05 wechselte, heute keine typischen Derby-Gefühle mehr empfindet, wenn er gegen Nürnberg spielt, so wird das Spiel am Montag für ihn doch eine besondere Bedeutung haben. Erstmals in einem Pflichtspiel für St. Pauli muss er ohne seinen Sturmpartner und Kumpel Aziz Bouhaddouz auskommen, der mit einem Bänderriss im Sprunggelenk ausfällt. Es steht zu erwarten, dass Cheftrainer Olaf Janßen zumindest in der Startformation auf einen zweiten, echten Angriffsspieler verzichtet und eher den quirligen Norweger Mats Möller Daehli in einer etwas zurückgezogenen Position als offensiven Mittelfeldspieler aufbietet sowie Waldemar Sobota und Cenk Sahin über die Außenbahnen angreifen lässt.
Der 31 Jahre alte Tunesier soll für Torgefahr sorgen
So wird der 31 Jahre alte Tunesier Allagui noch etwas mehr gefordert sein, im Angriffszentrum die Nürnberger Verteidiger zu beschäftigen und für Torgefahr zu sorgen. Dafür hatte ihn schließlich auch Interims-Sportchef Andreas Rettig ablösefrei vom Bundesligisten Hertha BSC geholt.
Bisher allerdings hat der technisch beschlagene Offensivspieler, der im Sommer als St. Paulis Königstransfer galt, die in ihn gesetzten Erwartungen noch nicht in dem gewünschten Umfang erfüllen können. Beim 1:0-Sieg in Bochum zu Saisonbeginn legte er zwar dem Torschützen Christopher Buchtmann den Ball mustergültig auf, und beim Pokalaus in Paderborn erzielte er den späten 1:2-Anschlusstreffer, verpasste danach aber auch den noch möglichen Ausgleich.
Fußball sei zu 40 Prozent Glück
„Ich habe im Heimspiel gegen Dresden allerdings auch ein reguläres Tor zur 3:1-Führung erzielt, das dann wegen angeblicher Abseitsstellung nicht anerkannt wurde. Sonst hätten wir da schon zwei Punkte mehr auf dem Konto gehabt“, argumentiert der Stürmer. „Und in Darmstadt sprang ein Ball von mir vom Innenpfosten zurück ins Feld und nicht ins Tor.“ Daran könne man sehen, so Allagui, dass Fußball „zu 40 Prozent Glück“ sei. Und dieses Glück werde auch wiederkommen.
Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass St. Paulis Nummer elf beim 0:3 in Darmstadt mit einem recht lässig ausgeführten Strafstoß den möglichen 1:2-Anschluss vergab, der dem Spiel noch eine Wende hätte geben können. Bisheriger Tiefpunkt in seiner noch kurzen St.-Pauli-Zeit aber war, dass er im jüngsten Heimspiel gegen Heidenheim (1:0) bereits nach den ersten 45 Minuten von Trainer Olaf Janßen auswechselt wurde, weil dieser das Spielsystem von dem an diesem Tag schlecht funktionierenden 4-4-2 auf das dann wesentlich effektivere 4-2-3-1 mit Bouhaddouz als einziger Spitze umstellte.
„Ich denke trotzdem, dass das System mit zwei Stürmern sehr gut zu uns passt und wir damit auch gute Leistungen gezeigt haben, auch wenn Aziz und ich noch keine Tore in einem Punktspiel erzielt haben“, sagt Allagui. „Ich bin zuversichtlich, dass wir beide noch eine Menge Tore schießen werden.“
Nachdem er in den vergangenen zwei Jahren bei Hertha BSC wegen einer langwierigen Verletzung zunächst eine Saison komplett verpasst und danach nur „Joker“-Einsätze bekommen hatte, hält sich Allagui jetzt, zweieinhalb Monate nach dem Trainingsstart, für fit. „Körperlich fühle ich mich bei 100 Prozent“, betonte er am Freitag. An einem Konditionsrückstand kann es demnach also nicht mehr liegen, dass er sich insbesondere in der Rückwärtsbewegung nach einem Ballverlust nicht so intensiv einbringt, wie es seine Mitspieler meist praktizieren. Wenn ihm von jetzt an dafür Tore gelingen, werden ihm die Kollegen, von denen er sich selbst „sehr, sehr gut aufgenommen“ fühlt, seine schwächeren Momente sicher auch verzeihen.