Nürnberg. Erst in der zweiten Halbzeit kommt der FC St. Pauli beim 1. FC Nürnberg besser ins Spiel. Sobota schießt das glückliche 1:0.
Sie waren erschöpft und glücklich, ließen sich von ihren mitgereisten Fans für den 1:0-Auswärtssieg beim 1. FC Nürnberg feiern. Und doch wussten die Spieler des FC St. Pauli, dass dieser zweite Auswärtserfolg der Saison und der damit verbundene fünfte Tabellenplatz mit reichlich Dusel zustande gekommen war. Dazu passte, dass das Siegtor durch eine Vorlage des Gegners ermöglicht wurde.
St. Paulis Trainer Olaf Janßen hatte schon am Tag vor dem Spiel angedeutet, dass er für die Startelf eine Überraschung parat haben könnte. Er ließ Cenk Sahin zunächst auf der Ersatzbank, nominierte Eigengewächs Maurice Litka für die Anfangsformation. Litka hatte sich dies auch mit einem couragierten Auftritt als Einwechselspieler im jüngsten Testspiel gegen den FC Groningen (3:0) verdient. Im zentralen Mittelfeld ersetzte Johannes Flum wie erwartet den mit einem Bänderriss im Sprunggelenk ausgefallenen Christopher Buchtmann. Bei den Nürnbergern gab der aus Stuttgart gekommene Tobias Werner sein Debüt, und der im Sommer aus Kaiserslautern verpflichtete Innenverteidiger Ewerthon gab sein Startelfdebüt.
Schon 25 Minuten vor dem Anpfiff hatte Olaf Janßen die 2500 St.-Pauli-Fans begrüßt, indem er in die Kurve ging und ihnen für die lange Reise am Montag Beifall zollte. Dass der Spieltermin in Verbindung mit einer langen Abreise ein Grund für Unmut war, machten die Fans mit einem Plakat deutlich. Darauf waren alle Abendtermine von Auswärtsspielen der vergangenen Monate aufgeführt. Es waren seit Anfang April nicht weniger als acht zu später Stunde, entweder an einem Freitag oder Montag. In dieser Zeit fand nur ein einziges Auswärtsspiel an einem Nachmittag statt.
Himmelmann reaktionsschnell gegen Valentini
Auf dem Spielfeld blieb die Qualität des Spiel zunächst unterdurchschnittlich. Viele Fehlpässe prägten das Geschehen, dazu hatten Akteure beider Seiten auffällige Probleme mit der Standfestigkeit. Ein Schuss ans Außennetz von Litka (9. Minute) und ein auf das lange Eck gezirkelter Distanzschuss von Waldemar Sobota (12.) waren in der ersten Halbzeit die einzigen halbwegs gefährlichen Szenen der St. Paulianer in der Offensive. Auf der anderen Seite wurden sie vom 1. FC Nürnberg auch nur in wenigen Situation vor schwierige Aufgaben gestellt. In der 33. Minute musste Torwart Robin Himmelmann seine Reaktionsschnelligkeit mit einer Parade gegen Enrico Valentini unter Beweis stellen. Nach der darauffolgenden Ecke durfte er in höchster Not den Ball über die Torlatte lenken. Zuvor hatte schon St. Paulis Innenverteidiger Christopher Avevor seinen Keeper mit einer ungenauen Kopfball-Rückgabe in Schwierigkeiten gebracht. Werner setzte nach und prallte mit Himmelmann zusammen. Beide mussten behandelt werden, konnten aber weiterspielen.
Der Auftakt zur zweiten Halbzeit war dann weit aufregender als der gesamte erste Abschnitt. Nach einem Freistoß Valentinis und einem Querschläger vor dem Strafraum schoss Nürnbergs Verteidiger Georg Margreitter den Ball an die Latte. Direkt im Anschluss versuchte es auch Werner mit einem Volleyschuss, der auf die Querstange flog. Es war eine kritische Phase für St. Pauli, zumal innerhalb von fünf Minuten auch noch Bernd Nehrig und Jeremy Dudziak nach Fouls Gelbe Karten sahen.
Sobota nutzt Margreitters Fehler eiskalt zum 1:0
Es schien nur eine Frage von Minuten, bis Nürnberg die Führung erzielen würde. Wie kurios aber Fußball sein kann, erlebten die 27.375 Zuschauer in der 63. Minute. Ein weiter Abschlag Himmelmanns, der nur für ein bisschen Entlastung sorgen sollte, verlängerte Nürnbergs Margreitter so unglücklich mit dem Kopf, dass der Ball perfekt in den Lauf Sobotas fiel. Der Pole nutzte diese unverhoffte Chance eiskalt und schob den Ball zur 1:0-Führung (63.) ein. Es war ein höchst glücklicher Moment für die Hamburger.
Die Nürnberger bemühten sich danach zwar noch stärker, St. Pauli unter Druck zu setzen, doch zu hochkarätigen Chancen kamen sie, abgesehen von einem unübersichtlichen Getümmel im Hamburger Strafraum (76.), nicht mehr. Als auch noch die fünfminütige Nachspielzeit überstanden war, jubelten die Kiezkicker und ihre Fans ausgelassen. Sie wussten aber auch, dass sie selten zuvor so glücklich ein Spiel gewonnen haben. Es war angesichts des gesamten Auftritts noch glücklicher als das jüngste 1:0 gegen Heidenheim mit dem Siegtor in letzter Sekunde.