Hamburg. Edeljoker Johannes Flum beschert dem FC St. Pauli den glücklichen 1:0-Heimsieg gegen den 1. FC Heidenheim.
Das fröhliche Lächeln wollte gar nicht mehr aus seinem Gesicht weichen. Immer wieder erzählte Johannes Flum am Sonnabend die Geschichte seines Treffers gegen den 1. FC Heidenheim. „Heimspiel, das Tor vor unserer Fankurve, mein erstes Tor für St. Pauli, auch mein erster Zweitligatreffer. Und Kapitän war ich auch noch. Ich freue mich total, dass mir diese Premiere unter solchen Umständen gelungen ist. Das ist unbeschreiblich, etwas ganz Besonderes“, sagte der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler, der im vergangenen Winter aus Frankfurt zum FC St. Pauli gekommen ist.
Die angezeigte Nachspielzeit von zwei Minuten war schon vorüber, als der von St. Paulis Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann getretene Eckball in den Heidenheimer Strafraum flog, von Aziz Bouhaddouz leicht mit Kopf berührt Richtung Tor flog und der auf der Torlinie stehende Heidenheimer Norman Theuerkauf den Ball vor die Füße von Flum abprallen ließ. „Es war ja gar nicht möglich, das Tor nicht zu machen“, befand der umjubelte Schütze, der in der 62. Minute für den leicht angeschlagenen Kapitän Bernd Nehrig eingewechselt worden war.
Ballsicherheit, Übersicht und Kopfballstärke
Dabei hatte er auch gleich die Kapitänsbinde übernommen. Da Nehrigs Stellvertreter Lasse Sobiech wegen seiner Kopfverletzung noch ausfiel und Philipp Heerwagen als Ersatztorwart auf der Bank saß, war Johannes Flum in der internen Hierarchie der Nächste, der die Binde mit dem Totenkopf tragen durfte. Sein Treffer zum 1:0 war buchstäblich in letzter Sekunde gefallen, denn Schiedsrichter Thorben Siewer pfiff das Spiel nicht mehr an.
„Der Trainer hat ein glückliches Händchen bewiesen“, frotzelte Johannes Flum rund eine Viertelstunde nach seinem Glücksmoment, auf den er mehr als ein halbes Jahr hatte warten müssen. In der vergangenen Winterpause hatte ihn Interims-Sportchef Andreas Rettig von Eintracht Frankfurt zum damaligen Zweitliga-Schlusslicht St. Pauli geholt. Mit seiner Erfahrung von 131 Erstligaspielen, seiner Ballsicherheit, Übersicht und Kopfballstärke sollte der frühere Freiburger zu einer Schlüsselfigur im Kampf um den Klassenerhalt werden. Es war ein Plan, der in der Realität nur indirekt aufging.
Im Spiel stärker als im Training
Flum hatte sich gegen die immer stärker werdenden, zentralen Mittelfeldspieler Buchtmann und Nehrig nicht dauerhaft durchsetzen können und war in der Rückrunde nur zu sechs Startelfeinsätzen gekommen. Nach der Saison attestierten aber alle Beteiligten Flum, die Trainingsqualität deutlich erhöht und damit seine Mitspieler zu besseren Leistungen animiert zu haben.
Auch in der Anfangsphase der laufenden Saison hat sich an dem Bild nichts Wesentliches verändert, auch wenn jetzt Olaf Janßen Cheftrainer ist. In den ersten vier Punktspielen kam Flum nur in Darmstadt (0:3) und jetzt gegen Heidenheim als Einwechselspieler zum Einsatz. „Wir haben mehrere Gespräche geführt, er wäre gern mal früher ins Spiel gekommen. Heute hat er unter Beweis gestellt, wozu er im Spiel in der Lage ist im Vergleich zum Training“, sagte Janßen nach dem ersten Heimsieg seit Ende April. „Das heißt nicht, dass er schlecht trainiert. Aber im Spiel kommen bei ihm immer noch ein paar Prozent mehr.“
Allagui enttäuschte
Flum selbst sagt zu dem Thema: „Ich habe dem Trainer gesagt, dass er mich jederzeit bringen kann. Klar möchte ich spielen, aber ich mache keinen Terz. Wir brauchen alle Spieler. Auch ich werde meine Einsätze bekommen, da bin ich mir ganz sicher.“ Der Glücksmoment in letzter Sekunde konnte bei nüchterner Betrachtung nicht darüber hinwegtäuschen, dass das St.-Pauli-Team in der ersten Halbzeit eine uninspirierte Vorstellung ohne Mut und Elan geboten hatte. Dem jeweils ballführenden Akteur boten sich in der vorderen Spielhälfte fast nie Anspielstationen, weil die Offensivkräfte viel zu statisch agierten.
Trainer Janßen reagierte schon in der Halbzeitpause mit einer Systemumstellung und einer dafür nötigen Auswechslung des völlig enttäuschenden Stürmers Sami Allagui. An seiner Stelle kam der wendige Norweger Mats Möller Daehli auf das Feld, spielte auf der Zehnerposition und entzog sich so dem direkten Zugriff der Heidenheimer Innenverteidiger. „Waldemar Sobota und ich können mit Mats ganz gut zocken. Seine Einwechslung tat uns richtig gut. Wir hatten dann einen Mann mehr im Mittelfeld“, sagte Christopher Buchtmann. „So sind auch die Ecken in der zweiten Halbzeit entstanden.“ Die elfte führte zum Siegtor.
Mit sieben Punkten aus den ersten vier Spielen weist St. Pauli eine vielversprechende Bilanz in einer Liga auf, in der jetzt kein Spiel mehr ohne Punktverlust ist. Die kommenden zwei Wochen bis zum Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg (11. September) will Trainer Janßen auch nutzen, um die Spielsysteme seines Team weiter zu verfeinern.