Hamburg. Mit der letzten Aktion des Spiels gegen Heidenheim gelingt dem Joker der Siegtreffer für den FC St. Pauli. Auch Kiel gewinnt.
Es war kurz vor 15 Uhr, einige Zuschauer gedanklich schon auf dem Nachhauseweg, da hallte ein Freudenschrei über den Kiez. Mit einem Last-Minute-Tor von Joker Johannes Flum hat der FC St. Pauli seinen zweiten Saisonsieg in der Zweiten Fußball-Bundesliga gefeiert. Der eingewechselte Ex-Freiburger traf in der Nachspielzeit (90.+3) mit der letzten Aktion des Spiels zum umjubelten 1:0 (0:0) gegen den 1. FC Heidenheim. „Mein erstes Tor für St. Pauli, mein erstes Tor in der 2. Bundesliga – ich freue mich total“, meinte der Schütze strahlend. Und fügte hinzu: „Wir hatten heute einfach das Glück des Tüchtigen.“
Tatsächlich durfte St. Paulis Trainer Olaf Janßen hinterher vor allem die kämpferische Leistung seiner Mannschaft würdigen: "Es war nicht zu erwarten, dass wir nach der schwachen ersten Halbzeit in der zweiten Hälfte so viel Energie aufbringen würden. Die Mannschaft darf diesen besonderen Moment genießen, weil sie sich den Sieg mit aller Kraft gewünscht hat." Heidenheim habe sehr kompakt gestanden und es St. Pauli schwer gemacht, Räume zu finden. "Aber ich hatte immer das Gefühl, dass wir noch belohnt werden. Der Last-Minute-Sieg ist bitter für Heidenheim und glücklich für uns." Dass ein Spiel nach einem Tor direkt abgepfiffen wird, habe er zuvor noch nicht erlebt.
Bouhaddouz vergibt Führung per Kopf
In der schwachen ersten Halbzeit neutralisierten sich vor 29.546 Zuschauern im ausverkauften Millerntorstadion beide Teams, nennenswerte Torchancen gab es nicht. Beide Abwehrreihen hatten das Geschehen im Griff. Ein Distanzschuss des Heidenheimers Arne Feick, der knapp das Tor verfehlte, war die einzige echte Chance. Janßen: "In der Pause habe ich den Jungs gesagt: Das Beste ist, dass es 0:0 steht."
St. Paulis Trainer reagierte, indem er den zweiten Stürmer Sami Allagui aus dem Spiel nahm und durch Mats Möller Daehli ersetzte, um mehr Präsenz im Zentrum des Spielfelds zu schaffen. „Dadurch hatten wir einen Spieler mehr im Mittelfeld. Das hat uns geholfen“, sagte Mittelfeldmann Christopher Buchtmann. Nach der Pause hatte dennoch zunächst Nikola Dovedan für die Gäste eine weitere Tormöglichkeit, verfehlte aber das Ziel knapp (49.). Danach intensivierten auch die Hamburger ihre Bemühungen, Aziz Bouhaddouz scheiterte allerdings mit einem Kopfball aus fünf Metern (84.). Bis dann Flum nach einem aus Heidenheimer Sicht völlig unnötigen Eckball die Übersicht behielt und aus kurzer Entfernung den Ball ins Tor drückte.
Schmidt lobt Heidenheims Auftreten
"So zu verlieren ist bitter", haderte Heidenheims Trainer Frank Schmidt. Eine Halbzeitführung wäre aufgrund des selbstbewussten und druckvollen Auftretens seiner Mannschaft nicht unverdient gewesen. "Aber es ist auch nicht einfach, wenn man auf ein Team trifft, das zu Hause am Millerntor eine 0:3-Niederlage gegen Darmstadt geraderücken will."
Mit sieben Punkten hat St. Pauli wieder Anschluss ans vordere Tabellendrittel. Heidenheim muss sich dagegen nach der dritten Niederlage in Folge mit vier Zählern nach unten orientieren. Nach der Länderspielpause tritt der FC St. Pauli am 11. September zum nächsten Punktspiel beim 1. FC Nürnberg an.
Kiel gewinnt dank Ducksch
Der 1. FC Nürnberg unterlag derweil im achten Aufeinandertreffen mit Aue zum ersten Mal. Dominik Wydra (60.), Dimitrij Nazarov (73.) und der starke Pascal Köpke (77.), Sohn des früheren Nürnberger Keepers und heutigen Bundestorwarttrainers Andreas Köpke, trafen vor 9000 Zuschauern für die Gastgeber, die damit ihren Aufwärtstrend fortsetzten. Unter Interimstrainer Robin Lenk haben die Sachsen in zwei Spielen vier Punkte gesammelt.
Kingsley Schinder in der 20. und St.-Pauli-Leihgabe Marvin Ducksch in der 29. Minute mit seinem dritten Saisontreffer brachten Kiel vor 8600 Zuschauern in der Regensburger Continental-Arena mit 2:0 in Führung. Marvin Knoll (43.) traf nur noch zum Anschluss. Kiel zog an den punktgleichen Nürnbergern vorbei und nähert sich mit sieben Zählern langsam der Spitze. Regensburg bleibt bei drei Punkten stehen.
St. Pauli: Himmelmann – Dudziak, Avevor, Hornschuh, Buballa – Nehrig (62. Flum) – Sobota, Sahin – Buchtmann – Allagui (46. Möller Daehli), Bouhaddouz.
Heidenheim: Kevin Müller – Busch, Mathias Wittek, Beermann, Feick (75. Pusch) – Griesbeck – Dovedan, Titsch-Rivero (65. Theuerkauf) – Skarke (83. Halloran), Schnatterer – Verhoek.
Tor: 1:0 Flum (90.+3). Schiedsrichter: Thorben Siewer (Olpe). Zuschauer: 29.546 (ausverkauft). Gelbe Karten: Feick, Dovedan, Pusch.
Statistik (Quelle: deltatre): Torschüsse: 13:10; Ecken: 11:3; Ballbesitz: 57:43 Prozent; gewonnene Zweikämpfe: 92:77.