Hamburg. Bei der Heimpremiere von Trainer Olaf Janßen trennen sich St. Pauli und Dynamo Dresden nach einem Top-Spiel remis.
Völlig erschöpft sanken die Spieler des FC St. Pauli beim Abpfiff zu Boden und hatten weder Grund zu jubeln noch tief enttäuscht zu sein. Das 2:2 (1:1) gegen Dynamo Dresden war ein gerechtes Ergebnis in einem intensiven Zweitligaspiel. Zweimal war St. Pauli durch Christopher Buchtmann in Führung gegangen, doch diese hielt jeweils nur wenige Minuten.
Standing Ovations zur Verabschiedung von Gonther
Vor dem Spiel hatte es bereits Standing Ovations von den Zuschauern gegeben, als der zu Werder Bremen II gewechselte Dennis Rosin und vor allem der bisherige Kapitän Sören Gonther offiziell verabschiedet wurden. Aufsichtsrat Roger Hasenbein, Vizepräsident Joachim Pawlik und Geschäftsführer Andreas Rettig bedankten sich bei beiden für ihre aktiven Jahre beim FC St. Pauli. Rosin (21) hatte insgesamt sieben Jahre, Gonther (30) fünf Jahre für die Braun-Weißen gespielt. Letzterer unterbrach für die Verabschiedung sein Aufwärmprogramm auf dem Spielfeld. Bekanntlich war Gonther von St. Pauli nach Dresden gewechselt, wo er einen Drei-Jahres-Vertrag erhalten hat.
Auf der Gegengeraden solidarisierten sich derweil einige St.-Pauli-Fans per Transparent mit den Dresdner Anhängern. Konkret ging es dabei um den Protest gegen die vom DFB verhängte Maßnahme, dass die Dynamo-Fans nur mit einem Gutschein und der Vorlage ihres Personalausweises an der Gästekasse des Millerntor-Stadions ein Ticket bekommen konnten.
Aus diesem Grund hatten viele aufs Spiel verzichtet, sodass nur 700 Personen im Auswärtsblock auf der Nordtribüne standen und saßen. Wenn es um Protest gegen den DFB geht, sind sich offenbar selbst stark rivalisierende und politisch gegensätzlich ausgerichtete Fangruppen einig.
Einzelkritik: Buchtmann würde auch vom DOM treffen
St. Paulis Trainer Olaf Janßen hatte im Vergleich zum 1:0-Auswärtssieg beim VfL Bochum zum Saisonauftakt eine Änderung in der Startelf vorgenommen. Anstelle von Routinier Jan-Philipp Kalla nominierte er Jeremy Dudziak für die Position des rechten Außenverteidigers, der vor einer Woche im Testspiel gegen Stoke City einen Härtetest bestanden hatte. Es war sein erstes Pflichtspiel seit seiner Schulteroperation im Frühjahr.
Kapitän Nehrig sieht nach 55 Sekunden Gelb
Anders als in Bochum bekamen die St. Paulianer zunächst keinen Zugriff auf das Spiel und ließen immer wieder gefährliche Angriffe der ball- und kombinationssicheren Dresdner zu. Schon nach 55 Sekunden (!) sah Kapitän Bernd Nehrig nach einer harten Aktion gegen den bulligen Erich Berko die Gelb.
Eine Parallele zum Spiel in Bochum gab es dann aber doch. Reichlich unerwartet erzielte erneut Christopher Buchtmann mit einem Schuss aus rund 17 Metern in der 22. Minute das 1:0 für St. Pauli. Auch zehn Tage zuvor hatte der Mittelfeldspieler in einer Phase zur Führung getroffen, als der Gegner feldüberlegen war. Kleiner Unterschied: Diesmal schoss Buchtmann den Ball nach zwei Haken mit seinem rechten Fuß mit einer schönen Flugkurve ins Tor. Dabei ist der linke sein starker Fuß.
Viel wichtiger aber war, dass diesmal die Führung nicht hielt. Nur sieben Minuten später nutzte Dresdens Kapitän Marco Hartmann mitten im Strafraum einen Flachpass von Rico Benatelli von der rechten Seite zum Torschuss. Rechts unten schlug der Ball unhaltbar für Torwart Himmelmann zum 1:1 im Tor ein. Gleich mehrere Defensivakteure hatten nicht entschlossen genug eingegriffen. Der Ausgleich war fraglich verdient, Dresden hatte sich als die spielstarke Mannschaft präsentiert, die St. Paulis Trainer Olaf Janßen schon im Vorwege erwartet hatte.
Daehli setzt ein Signal im Alleingang
Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit änderte sich wenig am Bild. Der Janßen-Elf fehlte es auch an der Selbstverständlichkeit, mit der das Team zuletzt kombiniert hatte und zu gefährlichen Offensivaktionen gekommen war. Offenkundig waren die Spieler angesichts der Spielstärke des Gegners verunsichert und hatten Sorge, in Rückstand zu geraten. Ein Signal setzte dann ausgerechnet der zuvor zu zaghaft wirkende Mats Möller Daehli, als er einen Alleingang mit einem gefährlichen Torschuss (60.) abschloss. Dresdens Torwart Marvin Schwäbe wehrte den Ball aber noch zur Ecke ab.
Dresdens Keeper war dann aber doch geschlagen, als erneut Buchtmann mit aller Entschlossenheit und diesmal mit links den Ball zum 2:1 (69.) knapp unter die Latte schoss. Doch wieder ließ sich Dresden nicht beeindrucken und kam nur vier Minuten später zum erneuten Ausgleich. Einen Flachschuss des viel zu freien Philip Heise ließ Himmelmann abprallen, Lucas Röser schob aus kurzer Distanz zum 2:2 ins Netz.
Danach suchten beide Teams noch ihre Chance zum Siegtreffer, doch hochkarätige Einschussmöglichkeiten ergaben sich nicht mehr. So blieb es beim ersten Unentschieden zwischen beiden Teams in der Zweiten Liga.