Hamburg. Der Kiezclub schließt eine Leihe seiner Jungprofis nicht aus. Markus Gellhaus soll als neuer Co-Trainer präsentiert werden.
Am Nachmittag spionierte Andreas Rettig im „Feindesland“. Bei der Eröffnung des HSV-Campus mischte sich der Sportdirektor des FC St. Pauli unter das Volk und inspizierte den neuen Prachtbau des Stadtrivalen. Das Thema Nachwuchsförderung und vor allem Durchlässigkeit steht bei St. Pauli schon seit Jahren auf der Agenda. Die dauerhafte Integration von Talenten in der Profimannschaft gelang in der jüngeren Vergangenheit schleppend. Das soll sich perspektivisch ändern.
Vor vier Wochen verlängerte St. Pauli die Verträge mit Flügelstürmer Maurice Litka (2020), Torhüter Svend Brodersen, Offensivallrounder Jan-Marc Schneider und Defensivtalent Yi-Young Park (alle 2019) vorzeitig. Eine Entscheidung für die Zukunft, die aber auch eine Frage aufwirft: Wie groß ist die Chance, dass die Talente Einsatzzeiten in der Zweiten Liga erhalten? „Die vergangene Saison hat gezeigt, dass Nachwuchsspieler durchaus Chancen auf Einsätze haben“, sagt Rettig.
Häufig nur ein Platz auf der Tribüne
Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass jungen Spielern trotz der vielen Verletzungen im Profikader häufig nur ein Platz auf der Tribüne blieb. Zusammen kamen die Jungprofis Joel Keller, Litka, Park, Schneider, Dennis Rosin, dessen auslaufender Vertrag noch nicht verlängert wurde, Nico Empen und Brian Koglin in der vergangenen Saison auf 23 Zweitligaeinsätze.
Mehr Spielpraxis gab es für die Youngster in erster Linie in der U-23-Mannschaft, in der die „Profileihgaben“ das Korsett gebildet hatten. Doch es ist kein Geheimnis, dass der Sprung von der Regionalliga Nord in die Zweite Liga groß, vielleicht sogar zu groß ist. „Wir spielen nun mal Regionalliga, deshalb ist es müßig.
Avevor ein Wechselkandidat
Spielpraxis so hoch wie möglich zu sammeln ist immer besser“, sagt Rettig, der nicht ausschließt, dass der Kader in der Sommerpause noch verschlankt wird. Die Tür für wechselwillige Profi ist beim Kiezclub jedenfalls nicht geschlossen. Ganz im Gegenteil: „Bis zum Ende der Transferperiode Ende August ist alles möglich“, lautet die eindeutige Botschaft von St. Paulis Interims-Sportchef.
Ein Wechselkandidat dürfte Defensivspieler Christopher Avevor sein. Der 25-Jährige kam auf lediglich sieben Einsätze und spielte über die gesamte Saison kaum eine Rolle. Doch auch das in der Fußballszene gängige Modell, Talente auszuleihen, um in einer der drei Profiligen Erfahrungen zu sammeln, ist beim FC St. Pauli ein Thema, mit dem man sich aktuell beschäftigt. „Wenn Spieler mit dem Wunsch auf uns zukommen, werden wir darüber sprechen“, sagt der 54-Jährige.
Markus Gellhaus (46) soll nach Informationen des „Kicker“ in dieser Woche als neuer Co-Trainer präsentiert werden.