Hamburg. Stand der Kapitän in der Rückrunde in der Startelf, verlor das Team nicht. Hält die Serie in Kaiserslautern?

Es scheint in diesen Tagen so, als würde Sören Gonther alles gelingen, was er anpackt. In der vergangenen Woche absolvierte der Kapitän des FC St. Pauli via Internet vor dem Training eine Prüfung für sein BWL-Fernstudium. Bilanzierung stand auf dem Plan. „Das ist kein leichtes Themengebiet“, sagt der 30-Jährige. „Aber die Prüfung ist mit 2,3 gut gelaufen“, freut sich der 30-Jährige.

Gonthers ganz persönliche Bilanz auf dem Platz liest sich vor dem Auswärtsspiel an diesem Freitag (18.30 Uhr, Sky und Liveticker auf abendblatt.de) beim 1. FC Kaiserslautern ähnlich gut. In sechs Spielen stand der Abwehrspieler in der Rückrunde in der Startelf. Verloren hat St. Pauli keine dieser Partien, fuhr fünf Siege und ein Remis ein.

Turbulente Zeiten

Das Duell auf dem Betzenberg scheint also mit Erfolgsgarant Gonther in der ersten Elf nur noch reine Formsache zu sein. „Wenn es ein Selbstläufer wäre, wäre es schön. Alleine kann ich es aber nicht richten, würde mich aber freuen, meine Bilanz aufrechterhalten zu können“, sagt Gon­ther, dem man anmerkt, mit wie viel Freude er gerade seinen Job ausübt.

Gonther hat nicht vergessen, dass durchaus turbulente Zeiten hinter ihm liegen. Im vergangenen Sommer stand er unmittelbar vor einem Wechsel zum Karlsruher SC, der ihm ein finanziell und auch sportlich interessantes Angebot unterbreitet hatte. „Ich wollte nie weg, musste mich aber aufgrund meines Alters und meiner sportlichen Situation bei St. Pauli damit auseinandersetzen“, sagt Gonther, der die verweigerte Freigabe aber professionell akzeptiert hat.

Sein Ansehen innerhalb der Mannschaft hat trotz des Beinaheabschieds keinesfalls gelitten. Im Gegenteil: Die Mannschaft stand zu Gonther und wählte ihn erneut zum Kapitän. „Das hat für mich eine sehr hohe Bedeutung. Es zeigt, dass mir die Mannschaft vertraut. Das ist das Resultat der Arbeit, die ich hier reingesteckt habe“, sagt der Defensivspieler.

Ohnehin ist der gebürtige Schrecksbacher ein Mann für den Verlässlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Loyalität an oberster Stelle stehen. Bisher schnürte Gonther im Profibereich lediglich für den SC Paderborn und den FC St. Pauli. „Zwei Clubs in zehn Jahren ist wirklich nicht viel. Da gibt es Spieler mit mehr Vereinen“, so Gonther, der auf die immer schnelllebigere Fußballwelt verweist.

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    Einen klassischen Karriereplan hat der Familienvater nie gehabt. Nur einmal hat er sich selbst ein Ultimatum gesetzt. „Als ich meinen Zivildienst geleistet habe, spielte ich meine dritte Saison in der Oberliga in Baunatal“, erinnert sich Gonther: „Ich habe mir gesagt, dass ich in diesem Jahr den Sprung in den Profibereich schaffen muss. Sonst hätte ich studiert und es mit dem Fußball erst einmal gelassen“, sagt Gonther: „Aber ich spielte eine gute Saison und bekam das Angebot aus Paderborn.“

    Gonther mit sich im Reinen

    Wenn man Gonther sprechen hört, merkt man, dass jemand vor einem sitzt, der mit sich im Reinen ist. „Ich würde alles wieder so machen“, sagt der Verteidiger, der in seiner Karriere immer wieder von Verletzungen heimgesucht wurde. Ein Kreuzbandriss hat ihn sogar eine Bundesliga-Karriere gekostet. „Zu meiner Paderborner Zeit habe ich die beste Hinrunde meines Lebens gespielt. Ich stand in Verhandlungen mit zwei Erstligaclubs. Wenn ich damals gesund geblieben wäre, hätte ich den Schritt gemacht“, sagt Gon­ther. Doch es kam alles ganz anders.

    Das Restprogramm der Abstiegskandidaten

    Trotz der schweren Knieverletzung verpflichtete St. Pauli den Verteidiger. „Es war nicht selbstverständlich, dass St. Pauli mich mit Kreuzbandriss geholt hat. Ich habe der verpassten Gelegenheit mit der Bundesliga nie nachgetrauert. Alles hat im Leben seinen Sinn“, sagt Gonther, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. „Wir haben über eine Vertragsverlängerung gesprochen.

    Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich bei St. Pauli bleiben möchte“, so der Kapitän, der längst noch nicht zum alten Eisen gehört. „Ich fühle mich so gut, wie noch nie, und glaube, dass ich noch vier Jahre auf dem Niveau spielen kann“, sagt Gonther: „Wenn alles gut läuft, spiele ich so lange, bis ich mit dem Studium fertig bin.“ Und dann? Sportdirektor bei St. Pauli? „Ich glaube eher nicht“, scherzt Gonther. „Ich halte mir Optionen offen, und schaffe mir durch mein Studium zusätzliche Qualifikation.“

    32. Spieltag: Fr: K’lautern – St. Pauli,
    Heidenheim – Hannover, Dresden – 1860
    (alle 18.30 Uhr); Sa: Sandhausen – Nürnberg, Düsseldorf – Würzburg (beide 13 Uhr);
    So: Stuttgart – Aue, Bochum – Bielefeld, Fürth – KSC (alle 13.30 Uhr);
    Mo: Braunschweig – Berlin (20.15 Uhr).