Hamburg. Vor 40 Jahren gelang dem Kiezclub mit Kapitän Rolf Höfert zum ersten Mal der Sprung in die Bundesliga.

Als die Spieler des FC St. Pauli am Abend des 7. Mai 1977 nach ihrem 1:0-Auswärtssieg beim SC Herford wieder gen Hamburg fuhren, ahnten sie nicht, dass sie 24 Stunden später Historisches feiern würden. Der Däne Nils Tune-Hansen hatte mit seinem Treffer in Herford zwar dafür gesorgt, dass das Team vom Millerntor seinen ersten Tabellenplatz in der Zweiten Liga Nord mit 51:21 Punkten nach 36 von 38 Spielen festigte, aber noch war Arminia Bielefeld nicht abgehängt. Das aber änderte sich tags darauf, als die Ostwestfalen, übrigens mit Einwechsel­spieler Ewald Lienen, überraschend beim Bonner SC 1:2 verloren, damit 46:26 Zähler aufwiesen und St. Pauli nicht mehr einholen konnten.

Der FC St. Pauli war also quasi auf dem heimischen Sofa aufgestiegen, zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte war der Stadtteilverein in der Ersten Bundesliga. Live-Ticker im Internet, Übertragungen bei Sky – nein, das alles gab es nicht, nur das gute alte Radio. „Kaum war das Ergebnis aus Bonn bekannt, haben wir uns zusammentelefoniert – noch so richtig auf Festnetz“, erzählt Rolf Höfert, der damalige Kapitän der Aufstiegsmannschaft. Kurze Zeit später saß die gesamte Truppe in der Kneipe, um den an diesem Tag noch unverhofften Bundesliga-Aufstieg zu feiern. Und in welcher Lokalität war das Ganze? „Im Bierbrunnen bei Horst Blankenburg“, erzählt Rolf Höfert.

In 27 Spielen blieb die Mannschaft ungeschlagen

Dazu muss man wissen, dass ebendieser Horst Blankenburg zu jener Zeit beim HSV spielte und ein Jahr zuvor im Erdgeschoss des dem HSV gehörenden Hauses an der Ecke Rothenbaumchaussee/Hallerstraße das Lokal „HSV Bierbrunnen“ gegründet hatte. Das alles störte die feiernden St. Paulianer wenig, man kannte sich unter Hamburgs Profifußballern eben und schätzte sich. In der Anfangsphase der Saison 1976/77 hatte sich der Aufstieg keinesfalls abgezeichnet, auch wenn dies vom damaligen Präsidium mit dem Slogan „St. Pauli auf dem Weg nach oben“ stark propagiert worden war. „Nach elf Spielen hatten wir aber nur 11:11 Punkte und waren Tabellenelfter“, erinnert sich Höfert. „Danach aber sind wir in 27 Spielen ungeschlagen geblieben.“

Bundestrainer Helmut Schön, der nach dem Zweiten Weltkrieg selbst ein paar Spiele für St. Pauli bestritten hatte, gratulierte ebenso zum Aufstieg wie Günter Netzer, den Vizepräsident Werner Velbinger eigentlich hatte als Spieler verpflichten wollen. Und St.-Pauli-Mitglied Hans Apel (SPD), damals Bundesfinanzminister, schickte aus London ein Telegramm. Eine Woche später, beim letzten Heimspiel gegen Union Solingen, gratulierte Apel höchstpersönlich den Spielern.

Das Restprogramm der Abstiegskandidaten

„Wir hatten eine ganze Reihe richtig guter Typen in der Mannschaft wie die leider schon verstorbenen Walter Frosch und Manfred Mannebach, aber auch Gino Ferrin, Dietmar Demuth, Walter Oswald, Dieter Schiller und Franz Gerber gehörten dazu. Entscheidend war dazu, dass wir im Aufstiegsjahr von größeren Verletzungen verschont geblieben sind“, erzählt der heute 68 Jahre alte Höfert, der sechs Jahre zuvor vom HSV Barmbek-Uhlenhorst zu St. Pauli gekommen war. „Das war leider in der Saison danach etwas anders, sonst hätten wir eine reelle Chance auf den Klassenerhalt gehabt.“

Bescheiden auftretender Trainer

Großen Anteil am Aufstieg 1977 hatte nach Höferts Einschätzung auch der nach außen bescheiden auftretende Trainer Diethelm Ferner. „Er hat uns taktisch sehr weit nach vorn gebracht. Dazu waren wir so fit wie nie zuvor, nachdem wir im Trainingslager in Dänemark regelmäßig drei Einheiten am Tag absolviert hatten“, erzählt Höfert, der im Januar 1978 ein Angebot des FC Bayern München erhielt. Doch St. Pauli verzichtete auf die Ablöse von 400.000 D-Mark. Höfert blieb in Hamburg, verletzte sich kurz danach an der Achillessehne und konnte St. Pauli im Abstiegskampf nicht mehr helfen.

Grundlage für weiteren sportlichen Höhepunkt

Dennoch war der Aufstieg im Mai 1977 die Grundlage für einen weiteren sportlichen Höhepunkt. Am 3. September gewann St. Pauli im Volksparkstadion das erste Bundesliga-Lokalderby beim HSV mit 2:0. Danach wurde allerdings nicht in der HSV-Kneipe gefeiert.