Hamburg. Weil sie zu euphorisch gejubelt hatten, wurden die Gremiumsmitglieder offenbar von der Tribüne gebeten. Harsche Kritik vom Sportchef.

Dicke Luft beim FC St. Pauli: Mit dem Ergebnis des Spiels beim TSV 1860 München können die Hamburger zwar zufrieden sein. Doch was sich während der Partie auf der Tribüne ereignete, sorgt für gewaltigen Unmut. 1860-Investor Hasan Ismaik wollte die Gremiumsmitglieder des FC St. Pauli von der VIP-Tribüne entfernen lassen – weil sie zu euphorisch gejubelt hatten. Das berichtet St. Paulis Sportchef Andreas Rettig am Sonntag in einem Interview auf der Vereinshomepage.

Sportchef Andreas Rettig
Sportchef Andreas Rettig

Rettig schildert, dass die Gremiumsmitglieder, die in unmittelbarer Nähe des jordanischen Geschäftsmannes saßen, bereits nach dem Ausgleich zum 1:1 bei ihrem Jubel von einem Ordner zur Mäßigung aufgerufen wurden. "Nach weiterem Jubel nach dem 2:1 wurden sie aufgefordert die Plätze zu verlassen und sich umzusetzen." Wenig später habe man behauptet, dass falsche Karten ausgestellt worden sein. Die Hamburger jedoch weigerten sich, die Tribüne zu verlassen und blieben auf ihren Plätzen. 1860 München wollte sich auf Abendblatt-Anfrage nicht zu dem Thema äußern.

"Dann gute Nacht Fußballdeutschland"

Rettig übte am Sonntag harsche Kritik: "Das Verhalten der Löwen-Verantwortlichen der letzten Wochen sollte auch dem letzten Fußballfan in Deutschland die Augen geöffnet haben und sollte all denen, die nach Investoren schreien, Mahnung und Warnung zugleich sein. Auch von einer investorengelenkten Geschäftsführung erwarte ich einen professionellen Umgang."

Zugleich forderte der Sportchef ein konsequenteres Eingreifen der Verbände. "Wenn auf dem Altar des vielen Geldes Meinungsfreiheit und respektvoller Umgang mit Mitarbeitern, Medien und anderen Clubs auf der Strecke bleiben, dann gute Nacht Fußballdeutschland."

Die Deutsche Fußball Liga sieht bei dem neuen Ärger rund um 1860 München und dessen Investor Hasan Ismaik aber keine rechtliche Handhabe. „Angesichts der Tatsache, dass die Clubs sowohl auf ihrem Trainingsgelände als auch im eigenen Stadion Hausrecht ausüben und die DFL in diesem Fall nicht direkt berührt ist, besitzt die DFL hier keine statuarische Grundlage, weitergehend tätig zu werden“, hieß es in einer Erklärung der Dachorganisation vom Montag.

Investor Hasan Ismaik regiert bei 1860 München mit eiserner Faust – und erntet damit immer wieder Kritik. Die Münchner Löwen hatten zuletzt für Aufregung gesorgt, indem sie Journalisten die Dauerakkreditierung entzogen.