Hamburg. St. Paulis Stürmer will die beim Afrika-Cup neu gewonnene Erfahrung im Abstiegskampf nutzen. Und er spricht über Konkurrent Thy.
So richtig gewöhnt hat sich Aziz Bouhaddouz an die klimatischen Bedingungen in Hamburg noch nicht wieder. Knapp vier Wochen weilte der Stürmer des FC St. Pauli mit der Nationalmannschaft Marokkos anlässlich des Afrika-Cups in Gabun. „Wir hatten 38 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit“, erzählt der 29-Jährige, der sich just nach seiner Rückkehr eine Erkältung eingefangen hatte. „Aber mir geht es jetzt wieder gut, ich bin einsatzfähig.“
Es waren beeindruckende Erlebnisse für den Mann, der noch vor vier Jahren in der Regionalliga auflief und am Scheideweg seiner Laufbahn als Profifußballer stand. Nun war er Teil der Erfolgsgeschichte Marokkos. Zum ersten Mal nach 13 Jahren überstand das 33-Millionen-Einwohner-Land die Gruppenphase und spielte sich bis ins Viertelfinale, wo gegen Ägypten (0:1) das Aus kam.
In der Heimat, so erzählt Bouhaddouz, sei ein wahrer Boom um die Fußballer entstanden. „Es war etwas ganz Besonderes, wie das ganze Land auf uns geschaut hat. Ein geiles Gefühl. Wären wir ins Halbfinale gekommen, hätten wir einen Empfang beim König gehabt. Das ganze Land ist überglücklich“, sagt Bouhaddouz, der von der guten Organisation des Turniers schwärmt. Einzig die Rasenflächen in den Stadien waren eine kleine Mogelpackung. „Im Fernsehen sah der Rasen perfekt aus, wie in der Champions League. Aber der Boden war hart wie Beton. So ist das halt in Afrika“, scherzt Bouhaddouz.
Bouhaddouz war selbst überrascht
Ein wenig überrascht war Bouhaddouz schon, dass er als Neuling, der nachnominiert wurde, auf Anhieb zum Stammpersonal zählte. Im ursprünglichen Aufgebot fehlte der Stürmer („Es war schon eine Enttäuschung.“), weilte mit seiner Frau im Urlaub in Dubai. Doch Silvester kam der Anruf, der ihn vor Freude strahlen ließ. Die Einladung zu seinem ersten großen internationalen Einsatz. „Das Turnier hat mich als Spieler besser gemacht. Wenn man sich gegen die Ochsen, die bei Manchester United oder Paris St. Germain regelmäßig Champions League spielen, behaupten muss, dann bringt einen das ungemein weiter. Gerade bei der Elfenbeinküste waren viele international erfahrene Spieler dabei“, sagt Bouhaddouz, der von seinem Nationaltrainer ein Sonderlob erhielt. „Er war sehr zufrieden mit mir, als Mensch, der für die Mannschaft alles gibt.“
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„Es war ein Kampf ums Überleben“
Von Sonntag an will er seine neuen Erfahrungen im Abstiegskampf der Zweiten Liga einbringen. Probleme, sich nach dem glanzvollen Auftritt beim Afrika-Cup wieder auf den brutalen Abstiegskampf einzulassen, sieht Bouhaddouz nicht. „Auch beim Afrika-Cup war es ein Kampf ums Überleben, nicht viele haben auf uns gesetzt. Das Leben geht jetzt hier weiter. Ich bin voll im Saft und vom Kopf hundertprozentig bei St. Pauli und im Abstiegskampf“, sagt Bouhaddouz, der auf seinen Platz im Sturmzentrum bei St. Pauli drängt.
In den bisherigen zwei Partien der Rückrunde konnte Vertreter Lennart Thy nicht recht überzeugen. „Es ist der Anspruch eines jeden Fußballers, dass er spielen will. Wichtig ist, meinen Rhythmus zu behalten. Ich brauche die Spiele“, sagt Bouhaddouz, der sich auch eine Doppelspitze mit Thy vorstellen kann. Egal in welcher Personalkonstellation: Bouhaddouz hat keinen Zweifel daran, dass St. Pauli zweitklassig bleibt. „Wir haben die individuelle Klasse im Kader, um in der Liga zu bleiben. Wir werden es zu hundert Prozent schaffen“, sagt Bouhaddouz, wohlwissend, dass das Klima im Abstiegskampf durchaus rau bleiben wird.