Hamburg. Mit einem Video-Appell schwört Oke Göttlich die Anhänger der Kiezkicker auf sportliche und politische Herausforderungen ein.

Da war Oke Göttlich sogar schneller als Joachim Gauck: Mit einer ebenso ernsthaften wie ironischen Weihnachtsansprache hat der Präsident des FC St. Pauli die Anhänger des Fußball-Zweitligisten auf die besinnlichen Tage und das anstehende neue Jahr eingestimmt - und dabei jeden einzelnen in die Pflicht genommen.

"Wir alle müssen Verantwortung übernehmen, um unsere Welt nicht weiter aus den Fugen geraten zu lassen", appelliert Göttlich vor der Kulisse des Millerntor-Stadion in einem Video, das der Verein bereits an Heiligabend online stellte und auf Facebook einen Tag später bereits rund 75.000 Mal aufgerufen wurde.

Die Worte wählte Göttlich dabei aber nicht nur in Hinblick auf die politische, sondern auch die eigene sportliche Lage. "Wir werden den aufkommenden Rechtspopulismus in der Welt nicht akzeptieren, sondern unsere Kraft nutzen, um ihn zu lindern", predigt der 41-Jährige, der auch "politisch motivierte Ungerechtigkeiten" wie im Fall des in der Türkei angeklagten und später freigesprochenen ehemaligen St.-Pauli-Profis Deniz Naki anspricht.

Weihnachtsbaum fängt Feuer

Eine bessere Welt sei nur mit entsprechender Kommunikation zerstrittener Lager zu erreichen, sagt Göttlich, der sich für seinen Appell im Stile eines Staatsoberhauptes sogar extra eine Brille aufsetzte. "Wir müssen in hysterischen Social-Media-Zeiten wieder lernen, Fehler verzeihen zu können", sagt Göttlich vor dem Hintergrund eines brennenden Weihnachtsbaumes.

Ein Bild auch mit vereinsinterner Symbolkraft, schließlich ziert der Kiezclub nach 16 Spieltagen weiterhin das Tabellenende. In der Rückrunde solle dieses Bild nun gemeinsam korrigiert werden, beschwört Göttlich: "Das gesamte Trainerteam um Ewald (Lienen/Anm.d.Red.) wird eure Kraft spüren und auf unsere Mannschaft auf dem Rasen übertragen, um den Klassenerhalt zu schaffen."