Hamburg. Kiezkicker überwintern als Schlusslicht. Gegen den VfL nützt auch eine 60-minütige Überzahl nichts. Buballa verschluckt Zunge.

Zwei Punkte und einen Spieler verloren: Der FC St. Pauli geht nach einem 1:1 (0:1) gegen den VfL Bochum als Tabellenletzter in die Winterpause der Zweiten Fußball-Bundesliga.

In einem kampfbetonten Spiel am ausverkauften Millerntor gelang der Mannschaft von Trainer Ewald Lienen nach Rückstand zwar noch der Ausgleich durch Aziz Bouhaddouz (76. Minute), doch angesichts einer 60-minütigen Überzahl war der Punktgewinn am Ende zu wenig.

Peniel Mlapa hatte die ruppig auftretenden Gäste (eine Rote und fünf Gelbe Karten) mit der zweiten Chance in Führung gebracht (20.). Zu diesem Zeitpunkt hätten allerdings die Kiezkicker schon in Front liegen können.

Doch Bouhaddouz' spektakulärer Versuch per Außenristhacke über Bochums Torhüter Manuel Riemann hinweg nach einer missglückten Rückgabe von Timo Perthel landete am Querbalken.

Die Höhepunkte des Spiels

3. Minute

Die Latte verhindert die frühe Führung für St. Pauli: Bochums Perthel will zu Torhüter Riemann zurückköpfen. Bouhaddouz spritz dazwischen und hebt den Ball artistisch mit der linken Außenhacke über den Bochumer Schlussmann hinweg an den Querbalke.

12. Minute

Mlapa bringt den Ball wie einst Uwe Seeler mit dem Hinterkopf auf St. Paulis Kasten, doch der ehemalige Bochumer Torhüter Heerwagen ist auf dem Posten und pariert per Flugeinlage.

14. Minute

Buballa rauscht im Luftduell mit Riemann zusammen. Bochums Torhüter kann weitermachen, St. Paulis Mittelfeldmann muss dagegen mit der Bahre vom Platz getragen und gegen Neudecker ausgetauscht werden.

20. Minute

Tor für Bochum. Ausgangspunkt ist ein Einwurf von der rechten Seite, nach dem sich die Gäste zur Strafraumgrenze durchkombinieren. Dort landet der Ball bei Mlapa, der ansatzlos und verdeckt für Heerwagen ins rechte untere Eck trifft.

27. Minute

Rote Karte für Bochums Perthel. Der Verteidiger muss für eine Kung-fu-Einlage gegen Miyiachi büßen.

31. Minute

Riesenchance zum Ausgleich: Nach einem Freistoß fliegt der Ball über Sobiechs Kopf an den Fünfmeterraum, doch dort behindern sich Bohuaddouz und Gonther gegenseitig, weshalb letzterer schließlich in den Mittagshimmel schießt.

61. Minute

Erst 30 Minuten später die nächste ernst zu nehmende Torgelegenheit für St. Pauli, doch Choi verspringt im Strafraum der Ball.

65. Minute

St. Pauli nähert sich wieder an, diesmal bringt Miyaichi immerhin einen Schuss auf das Bochumer Gehäuse, doch Riemann fängt sicher.

74. Minute

Sobota kommt mit einer Flanke durch und findet Gonther, dessen Kopfball jedoch leichte Beute für Riemann ist.

76. Minute

TOOOOOOR für St. Pauli. Der Ausgleich! Keller setzt an der Eckfahne erfolgreich nach und flankt den Ball hoch in den Fünfer. Dort lässt Riemann das Spielgerät fallen, Bouhaddouz riecht den Braten und schiebt ein.

1/10

Buballa verliert das Bewusstsein

Riemann und Perthel standen auch nach dem Führungstreffer im MIttelpunkt zweier unschöner Szenen. Zunächst traf es St. Paulis Daniel Buballa, der nach einem Luftduell mit dem Keeper minutenlang liegen blieb.

Wie sich später herausstellte, hatte Buballa seine Zunge verschluckt und war kurzzeitig bewusstlos. Schwer benommen wurde der 26-Jährige schließlich vom Feld getragen und mit einem Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus eingeliefert. Geschäftsführer Andreas Rettig gab nach Spielende Entwarnung: "Er ist wieder ansprechbar.“

Für den Linksverteidiger kam Richard Neudecker ins Spiel - und musste eine rüde Attacke von Perthel gegen Ryo Miyaichi mitansehen. Der Kung-fu-Tritt brachte nicht nur Rettig auf die Palme, der heftig mit Schiedsrichter Felix Zwayer diskutierte. Schließlich schickte der Unparteiische nach Rücksprache mit seinen Assistenten den Bochumer mit glatt Rot vom Feld (28.).

Drei Minuten später hätte die kurzzeitige Unordnung in Bochums Hintermannschaft beinahe zum Ausgleich geführt, doch Bouhaddouz und Sören Gonther behinderten sich im Strafraum gegenseitig.

Keller und Riemann legen auf

In der Folge rannte St. Pauli an, bis zur Halbzeit blieben die Angriffsbemühungen trotz sechsminütiger Nachspielzeit aber weitestgehend im Ansatz stecken.

Auch in der zweiten Hälfte konnte sich St. Pauli bis auf zwei Ausnahmen (65. Miyaichi / 74. Gonther) keine klaren Möglichkeiten erspielen. Der Hartnäckigkeit Joel Kellers und einem Fehler Riemanns war schließlich der Ausgleich zu verdanken.

In der 76. Minute setzte Keller an der linken Eckfahne erfolgreich nach und flankte hoch nach innen. Dort ließ Bochums Torhüter den Ball fallen und servierte somit mustergültig für Bouhaddouz, der nur noch zu seinem fünften Saisontreffer einschieben musste. Lienen quittierte den Ausgleich ganz nüchtern mit einem Eintrag in seinen Notizblock.

Die Statistik

St. Pauli

Heerwagen - Hedenstad, Sobiech, Gonther, Keller - Hornschuh (46. Empen) - Sobota, Miyaichi, Choi, Buballa (17. Neudecker/90. Rosin) - Bouhaddouz. - Trainer: Lienen

Bochum

Riemann - Gyamerah, Hoogland, Perthel, Rieble - Losilla, Stiepermann - Merkel, Wurtz, Quaschner (87. Novikovas) - Mlapa (46. Canouse). - Trainer: Verbeek

Schiedsrichter

Felix Zwayer (Berlin)

Tore

0:1 Mlapa (20.), 1:1 Bouhaddouz (76.)

Gelbe Karten

Sobota  - Stiepermann, Gyamerah, Wurtz, Hoogland, Quaschner

Rote Karte

  - Perthel (28.)

Zuschauer

29.546 (ausverkauft)

1/7

Lienen gibt sich versöhnlich

Mit dem Auftritt seiner Mannschaft zeigte sich der Trainer hinterher zufrieden, allerdings trauerte der 63-Jährige der vergebenen Siegchance hinterher: „Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat gegen einen leidenschaftlich verteidigenden Gegner alles reingehauen. Leider ist uns der Ausgleich nicht früher gelungen. Sonst hätten wir noch länger den Druck aufrechterhalten können.“

Ähnlich beurteilte Kapitän Gonther das letzte Ligaspiel des Jahres: „Leider haben wir viele Chancen nicht genutzt. Es ist bitter, nur einen Punkt mitgenommen zu haben. Aber ich bin mir 100-prozentig sicher, dass wir eine bessere Rückrunde spielen werden.“