Hamburg. Kiezkicker überwintern als Schlusslicht. Gegen den VfL nützt auch eine 60-minütige Überzahl nichts. Buballa verschluckt Zunge.
Zwei Punkte und einen Spieler verloren: Der FC St. Pauli geht nach einem 1:1 (0:1) gegen den VfL Bochum als Tabellenletzter in die Winterpause der Zweiten Fußball-Bundesliga.
In einem kampfbetonten Spiel am ausverkauften Millerntor gelang der Mannschaft von Trainer Ewald Lienen nach Rückstand zwar noch der Ausgleich durch Aziz Bouhaddouz (76. Minute), doch angesichts einer 60-minütigen Überzahl war der Punktgewinn am Ende zu wenig.
Peniel Mlapa hatte die ruppig auftretenden Gäste (eine Rote und fünf Gelbe Karten) mit der zweiten Chance in Führung gebracht (20.). Zu diesem Zeitpunkt hätten allerdings die Kiezkicker schon in Front liegen können.
Doch Bouhaddouz' spektakulärer Versuch per Außenristhacke über Bochums Torhüter Manuel Riemann hinweg nach einer missglückten Rückgabe von Timo Perthel landete am Querbalken.
Die Höhepunkte des Spiels
Buballa verliert das Bewusstsein
Riemann und Perthel standen auch nach dem Führungstreffer im MIttelpunkt zweier unschöner Szenen. Zunächst traf es St. Paulis Daniel Buballa, der nach einem Luftduell mit dem Keeper minutenlang liegen blieb.
Wie sich später herausstellte, hatte Buballa seine Zunge verschluckt und war kurzzeitig bewusstlos. Schwer benommen wurde der 26-Jährige schließlich vom Feld getragen und mit einem Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus eingeliefert. Geschäftsführer Andreas Rettig gab nach Spielende Entwarnung: "Er ist wieder ansprechbar.“
Für den Linksverteidiger kam Richard Neudecker ins Spiel - und musste eine rüde Attacke von Perthel gegen Ryo Miyaichi mitansehen. Der Kung-fu-Tritt brachte nicht nur Rettig auf die Palme, der heftig mit Schiedsrichter Felix Zwayer diskutierte. Schließlich schickte der Unparteiische nach Rücksprache mit seinen Assistenten den Bochumer mit glatt Rot vom Feld (28.).
Drei Minuten später hätte die kurzzeitige Unordnung in Bochums Hintermannschaft beinahe zum Ausgleich geführt, doch Bouhaddouz und Sören Gonther behinderten sich im Strafraum gegenseitig.
Keller und Riemann legen auf
In der Folge rannte St. Pauli an, bis zur Halbzeit blieben die Angriffsbemühungen trotz sechsminütiger Nachspielzeit aber weitestgehend im Ansatz stecken.
Auch in der zweiten Hälfte konnte sich St. Pauli bis auf zwei Ausnahmen (65. Miyaichi / 74. Gonther) keine klaren Möglichkeiten erspielen. Der Hartnäckigkeit Joel Kellers und einem Fehler Riemanns war schließlich der Ausgleich zu verdanken.
In der 76. Minute setzte Keller an der linken Eckfahne erfolgreich nach und flankte hoch nach innen. Dort ließ Bochums Torhüter den Ball fallen und servierte somit mustergültig für Bouhaddouz, der nur noch zu seinem fünften Saisontreffer einschieben musste. Lienen quittierte den Ausgleich ganz nüchtern mit einem Eintrag in seinen Notizblock.
Die Statistik
Lienen gibt sich versöhnlich
Mit dem Auftritt seiner Mannschaft zeigte sich der Trainer hinterher zufrieden, allerdings trauerte der 63-Jährige der vergebenen Siegchance hinterher: „Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat gegen einen leidenschaftlich verteidigenden Gegner alles reingehauen. Leider ist uns der Ausgleich nicht früher gelungen. Sonst hätten wir noch länger den Druck aufrechterhalten können.“
Ähnlich beurteilte Kapitän Gonther das letzte Ligaspiel des Jahres: „Leider haben wir viele Chancen nicht genutzt. Es ist bitter, nur einen Punkt mitgenommen zu haben. Aber ich bin mir 100-prozentig sicher, dass wir eine bessere Rückrunde spielen werden.“