Hamburg. Nach der Entlassung Thomas Meggles überträgt der FC St. Pauli Geschäftsführer Andreas Rettig auch die Sportchef-Aufgaben.
Es war die naheliegendste und unter dem gegebenen Zeitdruck auch die praktikabelste Lösung. Andreas Rettig, seit 1. September vergangenen Jahres kaufmännischer Geschäftsführer des FC St. Pauli, übernimmt mit sofortiger Wirkung auch die Aufgaben des am Dienstag freigestellten Sportchefs Thomas Meggle – und zwar kommissarisch bis zum Saisonende. Diese Entscheidung verkündete am frühen Mittwochnachmittag St. Paulis Präsident Oke Göttlich. Zudem bestätigte er, dass ebenfalls ab sofort Olaf Janßen zusätzlich als Co-Trainer unter Chefcoach Ewald Lienen fungieren wird. Der 50-Jährige, der vom VfB Stuttgart kommt und einen Vertrag bis Juni 2019 erhielt, wird an diesem Donnerstag erstmals an der Kollaustraße auf dem Trainingsplatz stehen.
„Wir haben Andreas Rettig eindringlich gebeten, den Job von Thomas Meggle kommissarisch mit zu übernehmen. Das ist auf großes Drängen geschehen. Natürlich ist das eine Doppelbelastung. Wir erachten es zu diesem Zeitpunkt aber für notwendig, dort jemanden zu haben, der mit seiner Erfahrung und Qualität mit einer solchen Situation umzugehen weiß“, sagte Göttlich mit Blick darauf, dass der Kiezclub nach elf Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz steht.
„Wir haben in den vergangenen Wochen bereits sehr viel in unterschiedlichen personellen Konstellationen geredet“, sagte Göttlich und stellte klar, dass diese Besprechungen bereits lange vor den desaströsen Spielen gegen Aue (1:2) und in Sandhausen (0:3) stattgefunden haben. Jetzt gelte es, keine Zeit mehr zu verlieren. „Für uns zählt jeder Spieltag“, sagte Göttlich. „Jeder Kleinstriss führt in einer solchen Situation zu einem großen, ausufernden Fluss. Das können wir uns nicht leisten.“
Rettigs Wintertransfers müssen sitzen
Rettigs wichtigste Aufgabe wird es jetzt sein, die Mannschaft in der kommenden Winterpause gezielt zu verstärken. Insbesondere im Mittelfeld besteht akuter Bedarf an einem kreativen Spieler. Göttlich wies in diesem Zusammenhang Vorwürfe zurück, die Vereinsführung habe von den eingenommenen Ablösesummen für Marcel Halstenberg, Marc Rzatkowski und Ante Budimir zu wenig wieder in die Mannschaft investiert. „Unsere Schatulle ist in dieser Saison so weit geöffnet wie noch nie zuvor. Wir haben den höchsten Zweitliga-Lizenzspieleretat, den der FC St. Pauli jemals hatte, und liegen damit an sechster bis achter Stelle der Liga. Wir leben hier auf großem Fuß“, sagte der Präsident.
Der Profitetat dürfte bei rund elf Millionen Euro liegen. Insbesondere die allseits für richtig gehaltenen Vertragsverlängerungen mit Schlüsselspielern wie Torwart Robin Himmelmann sowie den Verteidigern Lasse Sobiech, Philipp Ziereis und Marc Hornschuh seien nur mit einem erhöhten finanziellen Aufwand möglich gewesen.
Janßen wollte weg vom VfB
Zur Erweiterung des Trainerteams sagte Göttlich: „Wir haben uns auf ausdrücklichen Wunsch und mit Zustimmung von Ewald Lienen dazu entschlossen, das Trainerteam weiter zu verstärken und mit Olaf Janßen einen erfahrenen, ausgewiesenen Fachmann dazuzuholen.“ Janßen war zu Beginn der Saison beim VfB Stuttgart Co-Trainer unter Jos Luhukay, übernahm nach dem Rückzug des Niederländers für zwei Spiele das Traineramt, ehe der VfB Hannes Wolf verpflichtete, der Miguel Moreira als Co-Trainer mitbrachte. Somit blieb für Janßen unfreiwillig nur noch ein Job als Scout.
Einen ersten Kontakt mit Lienen hatte er am ersten Spieltag dieser Saison bei St. Paulis Spiel in Stuttgart Anfang August. Göttlich wies die mögliche Interpretation zurück, Janßen sei quasi als Aufpasser oder gar als potenzieller Nachfolger Lienens verpflichtet worden. Vielmehr habe Lienen auf die Frage nach möglichen Veränderungen, um die sportliche Krise zu überwinden, die personelle Stärkung des Trainerteams selbst vorgeschlagen.
Die DFL hat die genauen Ansetzungen für die Zweitliga-Spieltage 18 bis 20 bekannt gegeben. Der FC St. Pauli spielt jeweils sonntags um 13.30 Uhr zu Hause gegen Stuttgart (29. Januar), in Braunschweig (5. Februar) und zu Hause gegen Dresden (13. Februar).
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