St. Pauli reagiert auf die sportliche Krise: Trainer Lienen bleibt, Sportchef Meggle muss gehen. Wer wird sein Nachfolger?
Diese Demission hatte sich nach den Geschehnissen vom Montagabend angedeutet: Der FC St. Pauli hat Sportchef Thomas Meggle mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Präsident Oke Göttlich informierte die Mannschaft gegen 14.30 Uhr, danach machte der Club die Entscheidung öffentlich. "Die Gründe für die Entscheidung liegen in unterschiedlichen Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Clubs", teilte Göttlich mit.
Dennoch betonte er: "Der FC St. Pauli hat Thomas viel zu verdanken. Er hatte maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt vor zwei Jahren und am sportlichen Aufschwung in der letzten Saison."
Meggle stellte Kader falsch zusammen
Meggle hatte das 1:1 (1:1)-Unentschieden der Hamburger am Montagabend gegen den 1. FC Nürnberg schon gar nicht mehr im Millerntorstadion verfolgt. Bereits vor dem Spiel hatte es nach Abendblatt-Informationen eine kurzfristig anberaumte Präsidiumssitzung gegeben, auf der die bedrohliche Lage und mögliche Lösungen erörtert wurden. Das Ergebnis: Meggle muss als Konsequenz der sportlichen Talfahrt gehen.
Nur ein Punkt für St. Pauli gegen Nürnberg
Dem 41-Jährigen wird vereinsintern angelastet, einen nicht zweitligatauglichen Kader zusammengestellt zu haben. Besonders die Abgänge der Leistungsträger Marc Rzatkowski (2 Millionen/Salzburg), Sebastian Maier (ablösefrei/Hannover), Lennart Thy (ablösefrei/Bremen) und Enis Alushi (ablösefrei/Nürnberg) konnten nicht kompensiert werden.
Wettbewerbsübergreifend sind die Hanseaten seit acht Spielen sieglos, der Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz beträgt nach einem Drittel der Saison bereits fünf Punkte. Bei Fragen zur sportlichen Krise wirkte Meggle zuletzt ratlos. Höhepunkt war vor drei Wochen die Flucht in Oliver-Kahn-Floskeln vor dem richtungsweisenden Heimspiel gegen Erzgebirge Aue (1:2).
Lienen bleibt, wer folgt auf Meggle?
Trainer Ewald Lienen soll seine Arbeit bei den Hamburgern hingegen fortsetzen. Der 62-Jährige wurde von den Fans in der ausverkauften Arena demonstrativ unterstützt, auch die Mannschaft stellte sich hinter den Coach.
Bis Ende der Woche will der Verein auf einer Pressekonferenz weitere Details zur Beurlaubung Meggles und wer sein Nachfolger werden soll bekannt geben. Dem Vernehmen nach wird Geschäftsführer Andreas Rettig nicht in Doppelfunktion arbeiten. Vielmehr soll ein externer Sportchef die Führung des Vereins verstärken. Möglich ist aber, dass Retting den Job übergangsweise übernimmt.
Meggle, der zuvor als Spieler, Co-Trainer, U23-Coach und Cheftrainer für St. Pauli tätig war, hatte das Amt des Sportchefs im Dezember 2014 von Rachid Azzouzi übernommen.