St. Pauli reagiert auf die sportliche Krise: Trainer Lienen bleibt, Sportchef Meggle muss gehen. Wer wird sein Nachfolger?

Diese Demission hatte sich nach den Geschehnissen vom Montagabend angedeutet: Der FC St. Pauli hat Sportchef Thomas Meggle mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Präsident Oke Göttlich informierte die Mannschaft gegen 14.30 Uhr, danach machte der Club die Entscheidung öffentlich. "Die Gründe für die Entscheidung liegen in unterschiedlichen Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Clubs", teilte Göttlich mit.

Dennoch betonte er: "Der FC St. Pauli hat Thomas viel zu verdanken. Er hatte maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt vor zwei Jahren und am sportlichen Aufschwung in der letzten Saison."

Meggle stellte Kader falsch zusammen

Meggle hatte das 1:1 (1:1)-Unentschieden der Hamburger am Montagabend gegen den 1. FC Nürnberg schon gar nicht mehr im Millerntorstadion verfolgt. Bereits vor dem Spiel hatte es nach Abendblatt-Informationen eine kurzfristig anberaumte Präsidiumssitzung gegeben, auf der die bedrohliche Lage und mögliche Lösungen erörtert wurden. Das Ergebnis: Meggle muss als Konsequenz der sportlichen Talfahrt gehen.

Nur ein Punkt für St. Pauli gegen Nürnberg

Die St. Pauli-Fans lieben ihn: Ein Pappherz mit dem Vornamen von Trainer Lienen
Die St. Pauli-Fans lieben ihn: Ein Pappherz mit dem Vornamen von Trainer Lienen © dpa | Axel Heimken
Grenzenloser Jubel beim FC St. Pauli: Buchtmann (2.v.l.) erzielte das 1:0 für die Kiezkicker
Grenzenloser Jubel beim FC St. Pauli: Buchtmann (2.v.l.) erzielte das 1:0 für die Kiezkicker © Witters | TayDucLam
Christopher Avevor (m.) und Nürnbergs Kevin Möhwald (r.) kämpfen um den Ball
Christopher Avevor (m.) und Nürnbergs Kevin Möhwald (r.) kämpfen um den Ball © dpa | Axel Heimken
In der 20. Minute gelang dem 1. FC Nürnberg der Ausgleich
In der 20. Minute gelang dem 1. FC Nürnberg der Ausgleich © Bongarts/Getty Images | Oliver Hardt
Laszlo Sepsi, Guido Burgstaller und Tim Leibold feiern den Treffer zum 1:1
Laszlo Sepsi, Guido Burgstaller und Tim Leibold feiern den Treffer zum 1:1 © dpa | Axel Heimken
Trainer Ewald Lienen gestikuliert am Spielfeldrand. Insgesamt war er jedoch mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden
Trainer Ewald Lienen gestikuliert am Spielfeldrand. Insgesamt war er jedoch mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden © dpa | Axel Heimken
Marvin Ducksch im Duell mit Laszlo Sepsi und Even Hovland
Marvin Ducksch im Duell mit Laszlo Sepsi und Even Hovland © dpa | Axel Heimken
Marvin Ducksch und Nürnbergs Lukas Mühl
Marvin Ducksch und Nürnbergs Lukas Mühl © dpa | Axel Heimken
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Dem 41-Jährigen wird vereinsintern angelastet, einen nicht zweitligatauglichen Kader zusammengestellt zu haben. Besonders die Abgänge der Leistungsträger Marc Rzatkowski (2 Millionen/Salzburg), Sebastian Maier (ablösefrei/Hannover), Lennart Thy (ablösefrei/Bremen) und Enis Alushi (ablösefrei/Nürnberg) konnten nicht kompensiert werden.

Wettbewerbsübergreifend sind die Hanseaten seit acht Spielen sieglos, der Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz beträgt nach einem Drittel der Saison bereits fünf Punkte. Bei Fragen zur sportlichen Krise wirkte Meggle zuletzt ratlos. Höhepunkt war vor drei Wochen die Flucht in Oliver-Kahn-Floskeln vor dem richtungsweisenden Heimspiel gegen Erzgebirge Aue (1:2).

Lienen bleibt, wer folgt auf Meggle?

Trainer Ewald Lienen soll seine Arbeit bei den Hamburgern hingegen fortsetzen. Der 62-Jährige wurde von den Fans in der ausverkauften Arena demonstrativ unterstützt, auch die Mannschaft stellte sich hinter den Coach.

Bis Ende der Woche will der Verein auf einer Pressekonferenz weitere Details zur Beurlaubung Meggles und wer sein Nachfolger werden soll bekannt geben. Dem Vernehmen nach wird Geschäftsführer Andreas Rettig nicht in Doppelfunktion arbeiten. Vielmehr soll ein externer Sportchef die Führung des Vereins verstärken. Möglich ist aber, dass Retting den Job übergangsweise übernimmt.

Meggle, der zuvor als Spieler, Co-Trainer, U23-Coach und Cheftrainer für St. Pauli tätig war, hatte das Amt des Sportchefs im Dezember 2014 von Rachid Azzouzi übernommen.