Hamburg. Nach dem 1:1 gegen Nürnberg verdichten sich die Anzeichen, dass Meggle gehen muss. Lienen wundert sich über Abstinenz des Kollegen.

Sie hatten bis zum Schluss gekämpft, versucht, den zweiten Saisonsieg zu erzwingen, und standen am Ende immerhin mit einem Punkt da. Der FC St. Pauli bot beim 1:1 (1:1) gegen den 1. FC Nürnberg am Montagabend wie von Cheftrainer Ewald Lienen verlangt eine kämpferisch deutlich bessere Leistung als bei den vier Niederlagen zuvor. Doch der große Befreiungsschlag blieb aus. „Es ist schade, dass die Mannschaft sich nicht mit einem Sieg belohnt hat. Aufgrund der Leidenschaft hätten wir ihn verdient gehabt“, sagte Lienen.

Wo ist Meggle?

So aber bleibt die Situation rund um den Club angespannt. Bereits vor dem Spiel hatte es nach Informationen des Abendblatts eine kurzfristig anberaumte Präsidiumssitzung gegeben, auf der die sportlich bedrohliche Lage und mögliche Lösungen erörtert wurden. Sportchef Thomas Meggle war während des Spiels und auch danach nicht zu sehen. Am späten Abend verdichteten sich die Anzeichen, dass Meggle vor dem Aus steht. „Heute morgen im Hotel haben wir noch miteinander gesprochen. Ich habe ihn beim Spiel nicht gesehen. Darüber habe ich mich auch gewundert“, sagte Lienen. Medienchef Christoph Pieper konnte die Frage nicht beantworten: „Wo er ist, kann ich jetzt nicht sagen.“ Auf Nachfrage sagte auch Vereinspräsident Oke Göttlich, er wisse nicht, wo Meggle ist.

Offenbar scheint die Beurlaubung von Meggle beschlossen zu sein. Damit würde der Verein den 41-Jährigen verantwortlich machen für den Absturz der Hamburger auf den letzten Platz. Nach Abendblatt-Informationen soll ein neuer externer Sportchef ans Millerntor kommen. Andreas Rettig bleibt demnach weiterhin Geschäftsführer beim FC St. Pauli.

Bislang hatte es lediglich Spekulationen um die Zukunft von Trainer Lienen gegeben. Diese hatte auch die Mannschaft mitbekommen. „Wir Spieler sind ja nicht doof. Wir wollen aber weiter mit diesem Trainerteam arbeiten“, sagte Christopher Buchtmann.

Buchtmann traf zum 1:0

Und das zeigte sein Team zuvor auch auf dem Platz. „Zum ersten Mal hat man gespürt, dass wir den Abstiegskampf angenommen haben. Wir haben mit Energie gespielt“, sagte Kapitän Lasse Sobiech, der nach seiner Verletzungspause im DFB-Pokal zurück in die Innenverteidigung rückte. Dennoch ließ Lienen Defensiv-Talent Brian Koglin in der Startelf. Der 19-Jährige nahm diesmal die Position des linken Verteidigers ein. In der Offensive erhielt Cenk Sahin eine Chance.

„Wir mussten etwas verändern. Wir können nicht nur verteidigen, wir wollten das Spiel etwas höher anlegen, um zu mehr Torgefahr zu kommen“, erläuterte Lienen seine Taktik. Die ging auch gleich zu Beginn auf. Marvin Ducksch verfehlte mit einem Schuss nur knapp das Nürnberger Tor (2. Minute), Ryo Miyaichi zwang FCN-Torwart Thorsten Kirschbaum mit einem 20-Meter-Schuss zu einer Faustabwehr (5.), ehe nur eine Minute später Christopher Buchtmann allein vor Kirschbaum die Nerven behielt und den Ball zum 1:0 ins Netz lupfte.

Wie schon in allen fünf Saisonspielen zuvor, in denen die St. Paulianer mit 1:0 in Führung gegangen waren, kassierten sie auch diesmal den Ausgleich. Tobias Kempe spielte einen Eckball in den Strafraum, Tim Matavz verlängerte, ­sodass der in den Fünfer geeilte Guido Burgstaller keine Mühe hatte, zum 1:1 (20.) einzuschieben.

Lienen: "Wir sind auf dem richtigen Weg"

Der Treffer war die logische Folge der passiven Spielweise. Die Nürnberger erwiesen sich als das von der Spielanlage reifere Team. Hinzu kam, dass der FC St. Pauli wieder einmal vom Verletzungspech eingeholt wurde. Schon in der zwölften Minute waren Ryo Miyaichi und Tim Leibold mit den Köpfen zusammengestoßen. Nach einer halben Stunde musste der Japaner ausgewechselt werden. Wie sich herausstellte, zog er sich eine Gehirnerschütterung zu und wurde zur Beobachtung über Nacht ins Krankenhaus eingeliefert.

St. Pauli kämpfte weiter leidenschaftlich und verdiente sich die Unterstützung der Fans. Zum Helden des Abends hätte Cenk Sahin werden können, als er nach einem Abschlag von Torwart Robin Himmelmann alleine auf Kirschbaum zulief und ihm den Ball in die Arme spielte (80.). So blieb es bei einem 1:1, das dem FC St. Pauli im Kampf um den Klassenerhalt praktisch nichts genützt hat.

„Der Punkt ist gut für die Moral. Wichtig ist die Art und Weise, wie wir gespielt haben“, sagte Trainer Lienen, der mit dem 1:1 nur bedingt zufrieden war. „Ganz glücklich wäre ich, wenn wir drei Punkte geholt hätten. Aber wir sind auf dem richtigen Weg.“

Nur Sportchef Meggle wird diesen Weg wohl nicht mehr begleiten...