Hamburg. Der Tabellenletzte der Zweiten Liga verzichtet auf eine Last-Minute-Verstärkung. Meggle vertraut dem Team.

Wer einen aufgeregten Thomas Meggle mit einem latenten Hang zur Hektik erwartet hatte, der wurde am Mittwochvormittag bitter enttäuscht. Der Sportdirektor des FC St. Pauli wirkte tiefenentspannt, scherzte und lächelte mit der Sonne um die Wette. Der vielzitierte „Deadline Day“ war zumindest an der Kollaustraße sterbenslangweilig ...

Der Kiezclub, der mit drei Niederlagen in Folge in die Zweite Liga gestartet ist, verzichtete auf einen Last-Minute-Transfer. „Wir lassen uns davon nicht treiben. Unser Kader ist gut genug, um eine stabile Saison zu spielen“, sagte der 41-Jährige, der über den letzten Tag der Transferperiode unzählige E-Mails, SMS und Anrufe von Beratern bekam, die ihm Spieler „andrehen“ wollten. Doch die Botschaft an die Spielerberater war deutlich: St. Pauli will keinen Paniktransfer tätigen.

Es ist durchaus eine lobenswerte Einstellung, dass man beim Kiezclub nicht nur einen Transfer tätigt, um Aktivität zu demonstrieren. Dennoch muss man bereits früh in der Saison konstatieren, dass es durchaus Bedarf gegeben hätte. Auf der Linksverteidigerposition ist Daniel Buballa, der bisher äußerst unglücklich agierte, nahezu konkurrenzlos. Und auch im offensiven Mittelfeld fehlt es St. Pauli an Torgefahr und Kreativität. Gerade im Zentrum fehlt ein Spieler, der für Überraschungsmomente sorgt. St. Pauli war bisher zu leicht auszurechnen. Mit Ausnahme der ersten 45 Minuten im Saisonauftaktspiel gegen Stuttgart (1:2) tat sich die Mannschaft von Trainer Ewald Lienen schwer, klare Chancen zu kreieren. Das Angriffsspiel war zu statisch, die Stürmer hingen in der Luft. Das Problem: Spieler, die das offensichtliche Defizit ausgleichen könnten, sind preislich nicht realistisch oder schlichtweg nicht verfügbar. „Ein Spieler hilft uns nicht unbedingt weiter, um die Ziele, die wir haben, zu erreichen. Wir haben nach links und rechts geschaut. Die Optionen, die auf dem Markt waren, hätten das eben Angesprochene nicht behoben“, sagte Meggle, der aber auch weiß, dass der Verzicht auf eine Verstärkung kritisch hinterfragt wird, sollte die sportliche Wende in der Liga nicht schnell gelingen.

Neudecker wieder beim Mannschaftstraining

Meggle macht keinen Hehl daraus, dass ihm bewusst ist, dass der Fehlstart nicht unterschätzt werden darf. Ein grundsätzliches Qualitätsproblem sieht der Sportchef aber nicht. „Die Mischung stimmt bei uns. Wir haben zehn, elf Spieler mit großer Zweitliga-Erfahrung im Kader, dazu noch viele junge Profis, die über großes Potenzial verfügen. Dass wir keinen Neuen mehr holen, ist auch ein klares Signal an die Öffentlichkeit und die Mannschaft, dass wir dem Kader vertrauen“, sagte Meggle, der durch den Verzicht auf einen Transfer hofft, dass sich junge Spieler wie Maurice Littka oder Nico Empen, die trotz starker Vorbereitung zuletzt keine Berücksichtigung fanden, so entwickeln, dass sie perspektivisch mehr helfen können als ein externer Profi, bei dem man nicht weiß, was man bekommt.. „Es ist wichtig, dass junge Spieler zu Spielminuten kommen. Nur durch die Partien entwickeln sich Talente“, sagte Meggle.

Zudem könnte bei St. Pauli mit Defensivallrounder Richard Neudecker (19) ein Sommerneuzugang zeitnah endlich ins Geschehen eingreifen. Der hochveranlagte Österreicher macht nach seiner Schambeinentzündung große Fortschritte. Mittlerweile kann Neudecker regelmäßig am Mannschaftstraining teilnehmen. Gut möglich, dass der Juniorennationalspieler bereits in Kürze in den Kader rutschen könnte.