Hamburg. Der FC St. Pauli muss vorerst auf seinen verletzten Abwehrchef verzichten. Dänisches Toptalent steht in den Startlöchern.
Rein äußerlich ließ sich Lasse Sobiech nichts anmerken, als er am Dienstagvormittag in Zivilkleidung freundlich und mit einem Lächeln auf den Lippen zahlreiche Autogrammwünsche erfüllte. Dabei war zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass er seine Fußballkleidung in den kommenden Wochen im Spind lassen kann. Der Verteidiger des FC St. Pauli zog sich am Sonnabend beim 0:2 gegen Eintracht Braunschweig einen Muskelfaserriss im Beckenbereich zu. Frühestens am vierten Spieltag gegen Bielefeld (10. September) steht der Abwehrchef wieder zur Verfügung. Da auch Philipp Ziereis nach seiner Erkältung erst an diesem Mittwoch wieder ins Training einsteigen kann, könnte am Freitag (20.45 Uhr) im DFB-Pokal-Spiel beim VfB Lübeck die Stunde von Jacob Rasmussen schlagen.
Der Däne, der für sein niedriges Alter erstaunlich erwachsen wirkt, gilt für viele Experten in der Fußballbranche als der interessanteste Neuzugang bei St. Pauli. Trotz seiner erst 19 Jahre hat Rasmussen eine unglaubliche Reife und Präsenz auf dem Platz. Immer wieder dirigiert der bisherige Kapitän des dänischen U-19-Nationalteams seine Nebenleute, als hätte er Hunderte Erstligaspiele auf dem Buckel. Dementsprechend cool reagiert der Skandinavier, wenn man ihn auf sein mögliches Profidebüt gegen Lübeck anspricht. „Wenn der Trainer sich dazu entscheidet, mich spielen zu lassen, bin ich natürlich da“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Ich musste mich hier erst einmal reinfinden, habe aber mittlerweile meine Rolle in der Mannschaft gefunden“, sagte Rasmussen, der mit dem Wort „Herausforderer“ wenig anfangen kann.
Bilder vom 0:2 gegen Braunschweig:
Fehlstart für St. Pauli nach Heimpleite gegen Braunschweig
Dabei ist seine Rolle klar definiert. Rasmussen lauert auf seine Chance, sollten Sören Gonther oder Philipp Ziereis schwächeln. „Wir müssen nicht beste Freunde sein und sind Konkurrenten, aber genauso gönnen wir es dem anderen, wenn er spielt. Auf dem Platz wollen wir füreinander sterben“, sagte Rasmussen in perfektem Deutsch. Dass er überhaupt Innenverteidiger wurde, ist eher dem Zufall geschuldet. In der Jugend spielte der Däne im defensiven Mittelfeld. „Dann wurde ich nach hinten geschoben. Es war eigentlich ein Experiment. Aber das hat gut geklappt“, grinste Rasmussen.
Auf Experimente will St. Pauli im DFB-Pokal verzichten Gut, dass mit Rasmussen ein Lübeck-Kenner im Kader steht. Die U 23 des Kiezclubs spielte am vergangenen Sonntag in der Regionalliga Nord gegen den VfB und unterlag unnötig 0:1. Es war der perfekte Anschauungsunterricht für St. Pauli „Wir müssen bei Ballverlusten gut abgesichert sein, da Lübeck sehr gut und schnell kontern kann. Auch bei Standardsituationen sind sie sehr stark. Da müssen wir wach sein“, sagte Rasmussen, der aber keinen Zweifel daran lässt, dass die Profis es besser als der Nachwuchs machen werden. „Wir sind der Favorit.“ Womöglich mit Neuling Rasmussen in der Startformation.