Maria Alm. Der Kiezclub bezieht sein Trainingslager in Maria Alm. Auch der umworbene Sören Gonther ist dabei.

Drückende Wärme mit mehr als 30 Grad Celsius im Schatten und kaum einem Windzug – so empfing am Sonntagnachmittag die österreichische 2100-Einwohner-Gemeinde Maria Alm am Steinernen Meer die Mannschaft des FC St. Pauli. Bis zum 21. Juli absolviert das Profiteam hier in der Region Hochkönig sein Sommertrainingslager, um sich auf die neue Zweitligasaison vorzubereiten.

Bereits am frühen Sonntagabend bat Cheftrainer Ewald Lienen seine Spieler zur ersten lockeren Übungseinheit auf den Trainingsrasen in rund 800 Metern Höhe über dem Meeresspiegel. Nach dem Direktflug von Hamburg nach Salzburg und der gut einstündigen Busfahrt über kurvige Landstraßen sollten die Spieler ihre Muskeln lockern, ehe an diesem Montag das volle Trainingsprogramm startet. „Wir werden in der Regel zwei Einheiten pro Tag absolvieren. Nur an den drei Tagen, an denen unsere Testspiele anstehen, werden wir weniger machen“, sagte Trainer Lienen am Sonntag. „Vielleicht wird der eine oder andere, der etwas aufzuholen hat, auch noch morgens zusätzlich einen Lauf absolvieren“, kündigte er zudem an.

Insgesamt 25 Feldspieler und drei Torhüter umfasst St. Paulis Team in Maria Alm. Aus der U-23-Mannschaft sind Abwehrspieler Brian Koglin und Mittelfeldspieler Tim Pahl dabei, der sich schon am vergangenen Freitag im Testspiel beim SV Babelsberg 03 (3:0) als Torschütze auszeichnen konnte. Aus dem Profikader sind auch alle zuletzt angeschlagenen Spieler mitgekommen. „Ihre Blessuren sind nicht so schwerwiegend. Sie sollen hier alle ins Programm einsteigen“, sagte Lienen.

Die einzige Ausnahme bildet Mittelfeldtalent Richard Neudecker, der weiterhin mit einem individuellen Programm seine Schambeinentzündung auskuriert. Der Neuzugang von 1860 München sollte aber allein schon deshalb mitreisen, um sich weiter in sein neues Team zu integrieren.

Ebenfalls zur Reisegruppe gehört St. Paulis Kapitän Sören Gonther, der bekanntlich vom Ligakonkurrenten Karlsruher SC umworben wird. Anfang vergangener Woche hatte KSC-Manager Jens Todt noch verkündet, die Entscheidung über einen Transfer werde innerhalb weniger Tage fallen.

Dies war aber offenbar Wunschdenken seinerseits. Der FC St. Pauli ist nicht bereit, den 29 Jahre alten Innenverteidiger, der vertraglich noch ein Jahr an den Kiezclub gebunden ist, für die von Todt angeblich gebotenen rund 200.000 Euro ziehen zu lassen. Mehr noch: Trainer Lienen wäre auch bei einer Verdoppelung dieser Ablöseofferte gegen einen Transfer des Routiniers. „Wir sind doch nicht dazu da, die Pro­bleme des Karlsruher SC zu lösen“, sagte Lienen im Gespräch mit dem Abendblatt am Sonntag. Die Badener haben dringenden Bedarf an erfahrenen Innenverteidigern und locken Gonther mit einem Dreijahresvertrag und der Zusage, ein „Kopf der Mannschaft“ (Jens Todt) zu werden.

St. Paulis Trainer Lienen aber stellte klar, dass Gonther auch in seinen Planungen sehr wohl eine wichtige Rolle spielt, auch wenn in der vergangenen Saison Lasse Sobiech und Philipp Ziereis in den weitaus meisten Spielen ein sehr stabiles Innenverteidiger-Duo gebildet hatten. „Der Kampf um die Plätze ist absolut offen. Es spielt jetzt überhaupt keine Rolle mehr, ob jemand in der vergangenen Saison regelmäßig gespielt hat. Sören hat hier auf jeden Fall die Chance, sich bei uns wieder einen Stammplatz zu erkämpfen“, sagte Lienen. „Außerdem wollen wir unter anderem auch ein Spielsystem mit einer Dreierabwehrkette ausprobieren. Dafür brauchen wir dann auch drei gestandene Innenverteidiger.“

Insgesamt wird es laut Lienen im Trainingslager darum gehen, verschiedene taktische Variationen im offensiven und defensiven Bereich einzustudieren. „Wir wollen uns in taktischer Hinsicht weiterentwickeln“, sagte er. Um erneut in höheren Regionen der Zweiten Liga mitzuspielen, wird es als notwendig angesehen, unterschiedliche Systeme umsetzen zu können.