Hamburg. Cheftrainer Lienenbestätigt großen Handlungsbedarf im Angriff und verteidigt Verpflichtung Hedenstads. Nehrig vor Vertragsverlängerung.

Als der FC St. Pauli am Sonntag als ersten Zugang für die kommende Saison Außenverteidiger Vegar Eggen Hedenstad bekannt gegeben hatte, rief dies bei vielen Anhängern und Beobachtern des Clubs zumindest Erstaunen hervor. Der 24 Jahre alte Norweger ist in der laufenden Spielzeit beim SC Freiburg nur zu sechs, zumeist sehr kurzen Einsätzen gekommen. Zudem hat der FC St. Pauli im Hinblick auf die nahe Zukunft auf anderen Positionen einen wesentlich größeren Handlungsbedarf. So stehen im Sturm die Abgänge von Lennart Thy (Bremen), des derzeit verletzten John Verhoek (Heidenheim) und des zuletzt schon verliehenen Ante Budimir (Crotone) definitiv fest. Dazu ist ungewiss, ob St. Pauli die Option bei Fafa Picault zieht. Doch bisher wurde nicht einmal ein neuer Mann für die vorderste Linie verpflichtet. Zumindest vordergründig muten also die Prioritäten der sportlichen Führung des Kiezclubs derzeit etwas skurril an.

„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Es stand schon ewig lange fest, dass wir Hedenstad verpflichten“, erläuterte am Montag St. Paulis Cheftrainer Ewald Lienen und bestätigte, dass der Club sehr wohl intensiv nach neuen Stürmern sucht. „Das ist unser primäres Thema. Wir wären allerdings auf dem Holzweg, wenn wir jetzt nur Stürmer verpflichten wollten. Wenn wir uns insgesamt verbessern wollen, ist es vielmehr die logische Konsequenz, dass wir den Kader breiter aufstellen müssen“, sagte Lienen weiter. Hedenstad sei als schneller Offensivverteidiger ein Spielertypus, den man so bisher nicht im Team habe.

St. Pauli gegen Union Berlin:

FC St. Pauli gegen Union Berlin

Hält auch die Unhaltbaren: Torwart Robin Himmelmann
Hält auch die Unhaltbaren: Torwart Robin Himmelmann © WITTERS | TimGroothuis
Berlins Dennis Daube (M) stand im besonderen Fokus der Partie
Berlins Dennis Daube (M) stand im besonderen Fokus der Partie © dpa | Axel Heimken
Dennis Daube spielte zehn Jahre für den FC St. Pauli
Dennis Daube spielte zehn Jahre für den FC St. Pauli © dpa | Axel Heimken
Berlins Michael Parensen (l) und St. Paulis Christopher Buchtmann kämpfen um den Ball
Berlins Michael Parensen (l) und St. Paulis Christopher Buchtmann kämpfen um den Ball © dpa | Axel Heimken
Waldemar Sobota imZweikampf mit Eroll Zejnullahu
Waldemar Sobota imZweikampf mit Eroll Zejnullahu © WITTERS | TimGroothuis
Zejnullahu im Duell mit Christopher Buchtmann
Zejnullahu im Duell mit Christopher Buchtmann © WITTERS | TimGroothuis
Viele Torchancen hatte Trainer Ewald Lienen in der ersten Halbzeit nicht zu verzeichnen
Viele Torchancen hatte Trainer Ewald Lienen in der ersten Halbzeit nicht zu verzeichnen © WITTERS | TimGroothuis
Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus leitete die Partie am Millerntor
Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus leitete die Partie am Millerntor © WITTERS | TimGroothuis
FCSt. Paulis Trainer Ewald Lienen feuert vor dem Spiel die Fans an
FCSt. Paulis Trainer Ewald Lienen feuert vor dem Spiel die Fans an © dpa | Axel Heimken
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Lienen: Bei Stürmern besonders verantwortungsvoll

Grundsätzlich ist die Nachfrage der Proficlubs nach torgefährlichen Stürmern im Vergleich zum Angebot deutlich größer als dies auf den anderen Positionen der Fall ist. Dies erhöht den Preis bei einem gleichzeitig auch noch größeren Risiko, dass der verpflichtete Spieler die Erwartungen nicht erfüllt. „Wenn wir hundertprozentig von einem Spieler überzeugt sind und er bezahlbar ist, verpflichten wir ihn auch. Wenn das aber nicht der Fall ist, holen wir nicht einfach irgendwelche Leute, nur um Ende April schon den Kader komplett zu haben. Wir werden jetzt jedenfalls nicht nervös. Gerade bei Stürmern gehen wir besonders sorgfältig und verantwortungsvoll vor“, sagte Ewald Lienen am Montag.

Dabei stellte St. Paulis Trainer aber auch klar, dass er künftig eine größere Auswahl als bisher im Sturm haben wil. „Wenn wir mal in einem System mit zwei Stürmern spielen, möchte ich trotzdem auch noch einen zum Einwechseln haben“, sagte er. In dieser Saison war bisher fast immer der laufstarke Lennart Thy der einzige nominelle Angreifer in der Startformation. Seit sich John Verhoek Anfang März beim Auswärtsspiel in Heidenheim am Knöchel verletzt hat, gibt es dazu auch keine echte Alternative mehr.

Nehrig muss Einbußen hinnehmen

Unterdessen zeichnet sich ab, dass Bernd Nehrig, 29, auch in der kommenden Saison beim FC St. Pauli spielen wird. Der defensive Mittelfeldspieler, der 2013 von der SpVgg. Fürth ans Millerntor gekommen war, hatte um ein Signal des Vereins bis Ende März gebeten, ob man ihn behalten wolle. „Dies ist geschehen. Wir befinden uns jetzt in konkreten Vertragsverhandlungen“, sagte er am Montag.

Der gebürtige Heidenheimer wird sich voraussichtlich mit einem leicht reduzierten Gehalt anfreunden müssen, nachdem er seit seiner Verpflichtung durch Ex-Sportchef Rachid Azzouzi vor knapp drei Jahren zu St. Paulis Spitzenverdienern gehörte. Erst in dieser Saison konnte sich Nehrig, von dem Lienen viel hält, als Stammspieler etablieren.