Der FC St. Pauli siedelt Insektenvölker am Stadion an. Spezielle Blumenmischung soll Nachbarn zum Mitmachen animieren
Am Wochenende in Brasilien: Während des Viertliga-Fußballspiels zwischen Treze und Campinese werfen sich plötzlich alle Spieler auf den Boden und verharren für einige Sekunden. Ein gewaltiger Schwarm schwarz-gelber Insekten bevölkert den Rasen – und verschwindet so schnell und friedlich wieder, wie er gekommen war.
Nicht auszuschließen ist, dass am Millerntor solche Unterbrechungen bald Normalität werden. Wie der FC St. Pauli gestern stolz mitteilte, siedelt der Verein ab sofort zwei Bienenvölker am Stadion an. Dies geschieht, um auf das zunehmende Bienensterben aufmerksam zu machen. Zugleich wird der erste Stadionhonig des Landes frisch am Millerntor produziert. Der Name: „EWALDBIENENHONIG.“
Die clubinternen Reaktionen sind euphorisch. „Ich finde es richtig und wichtig, dass wir mit einer solchen Maßnahme auch ökologisch Verantwortung übernehmen“, freute sich Cheftrainer Ewald Lienen. „Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.“
Um die Begeisterung für dieses neue Projekt teilen zu können, bekommen Kinder aus dem Stadtteil die Chance, bei der Honigernte dabei zu sein, um Einblick in das so sensible Ökosystem der Bienen zu erhalten. Mittels einer Webcam ist live zu sehen, wie und wo die Bienen leben (www. kiezhelden.com). In Kürze soll es auch eine besondere „FC St. Pauli Blumenmischung“ zu kaufen geben, damit die Bienen auch in den Blumenkästen der benachbarten Balkone genug Nahrung finden. „Andere haben die Balkone für die Meisterschaft, wir für die Bienen“, animiert Geschäftsführer Andreas Rettig zum Mitmachen.
Was für eine Marketingidee – leider nicht komplett zu Ende gedacht. Unter 20.000 Bienenarten müsste es doch eine in den Clubfarben geben. Dann könnte St. Pauli mit Recht behaupten: „Hamburg blüht braun-weiß.“ In jedem Fall sollte Lienen prüfen, ob ihn kampflustige und dressierfähige Flieger nicht auch bei Bedarf auf dem Platz unterstützen könnten. So bekäme die Fußballerphrase „Die Joker haben gestochen“ eine völlig neue Bedeutung.