Hamburg. Der bisherige Upsolut-Geschäftsführer Toetzke ist ausgeschieden, Kompagnon von Geldern ist als Berater für den Kiezclub tätig.

Wer in diesen Tagen die Fanshops des FC St. Pauli in der Südtribüne des Millerntor-Stadions oder auf der Reeperbahn betritt, nimmt die entscheidende Veränderung nicht wahr. Die angebotenen Artikel haben sich ebenso wenig verändert wie das Design der Läden und das Personal. Doch seit Beginn des neuen Jahres fließen die Überschüsse des Verkaufs der Fanartikel erstmals seit vielen Jahren wieder vollständig auf das Konto des FC St. Pauli.

Was bei anderen Vereinen völlig normal ist und nie anders war, ist beim FC St. Pauli ein bemerkenswerter Vorgang, weil die Merchandisingsrechte nach knapp zwölf Jahren jetzt wieder in der Hand des Kiezclubs sind. Möglich wurde dies bekanntlich durch den Ende November 2015 vollzogenen Kauf der Upsolut Merchandising GmbH und Co. KG von den Mehrheitseignern Lagadère (51 Prozent) und Miles (39 Prozent). Zehn Prozent der Anteile hatte St. Pauli zuvor schon besessen. Die erste Rate des Kaufpreises von 1,26 Millionen Euro war zum 31. Dezember 2015 fällig, die zweite ist es am 31. August.

Der unerwartete Deal sah auch vor, dass alle 80 Mitarbeiter der aufgekauften Gesellschaft übernommen werden. Das galt allerdings nicht für die drei bis dahin tätigen Geschäftsführer. Michael Hinz hatte schon zum Zeitpunkt Kaufvertragsbeurkundung erklärt, dass er ausscheide. Offen war damals noch die Zukunft der beiden anderen Geschäftsführer Christian Toetzke und Bernd von Geldern. Diese hat sich jetzt auch geklärt. Toetzke, der einst Upsolut einer der Gründer von der Sportveranstaltungs- und Vermarktungsfirma Upsolut (Cyclassics, Triathlon) war, ist ausgeschieden. Der beim bisherigen Miteigentümer Miles angestellte Bernd von Geldern ist auch nicht mehr Geschäftsführer, arbeitet aber nebenberuflich seit Jahresbeginn als Berater auf Honorarbasis für den FC St. Pauli. Diese Tätigkeit ist auf drei Monate begrenzt. Seine Aufgabe ist es dabei vor allem, für einen reibungslosen Übergang zu sorgen. „Ich stehe mit meinem Rat zur Verfügung, wenn ich von St. Pauli gefragt werde“, relativiert er seinen zeitlichen Aufwand. Insbesondere gehe es darum, das Unternehmen in die im Verein vorhandene Struktur sinnvoll zu integrieren.

Upsolut machte 8,5 Millionen Euro Umsatz

Zuletzt hatte die Upsolut Merchandising-Gesellschaft einen Umsatz von rund 8,5 Millionen Euro verbucht und daraus einen Gewinn von rund 500.000 Euro erzielen können. Gut 20 Prozent des Umsatzes entfielen auf Fanartikel von Union Berlin. St. Paulis Zweitliga-Konkurrent ist allerdings sehr bald nach dem Verkauf von Upsolut aus dem Vertrag ausgestiegen.

Der Kiezclub hatte 2004 in höchster finanzieller Not seine Merchandising-Rechte für rund eine Million Euro verkauft. Fünf Jahre später klagte St. Pauli wegen vermeintlicher Sittenwidrigkeit der Laufzeit von 30 Jahren gegen Upsolut. Nach unterschiedlichen Urteilen war das Verfahren bis zuletzt anhängig, wurde aber durch den Aufkauf überflüssig.

An den Preisen der Fanartikel hat sich über den Jahres- und damit Besitzerwechsel im Übrigen nichts geändert. Ein Trikot kostet für Erwachsene 69,95 und in Kindergrößen 54,95 Euro. Zum Vergleich: Beim HSV kosten die entsprechenden Trikots 79,95 und 59,95 Euro. Im Angebot beim FC St. Pauli ist auch immer noch ein Weltpokalsiegerbesieger-Shirt vom 2:1 gegen Bayern München im Februar 2002 für 19,95 Euro. Eine Kapitänsbinde mit Totenkopf gibt es für fünf Euro.

Der FC St. Pauli hat eine Partnerschaft mit dem Audiostreaming-Anbieter Denn Deezer vereinbart. Das global tätige Unternehmen wird dem Club unter anderem eine digitale Plattform zur Verfügung stellen, auf der künftig auch exklusive Inhalte des Zweitligisten angeboten werden.