Hamburg. Der Trainer dachte bei der Pause für Spielmacher Marc Rzatkowski an die beiden letzten Spiele vor der Winterpause.

Eine reichlich unfreiwillige Premiere hatte Marc Rzatkowski am vorvergangenen Sonntag begangen. Erstmals in dieser Saison musste der Mittelfeldspieler ein Spiel seines FC St. Pauli von der Reservebank aus verfolgen. Und auch zuletzt in Kaiserslautern war sein Platz beim Anpfiff nur am Rande des Spielfelds, ehe er in der 79. Minute eingewechselt wurde und noch eine riesige Torchance besaß.

„Ich hatte zuletzt den Eindruck, er sei etwas überspielt und sowohl physisch als auch mental nicht mehr so frisch wie in den Spielen zuvor“, begründete St. Paulis Cheftrainer Ewald Lienen jetzt seine Entscheidung, die ihren Ursprung beim mit 0:2 verlorenen Spiel vor zweieinhalb Wochen bei 1860 München hatte. Beim Training in den Tagen danach habe sich diese Einschätzung bestätigt. „Er war nicht begeistert, als ich ihm meine Entscheidung mitgeteilt habe“, erzählte Lienen jetzt. Nach dem 0:4 gegen Nürnberg habe Rzatkowski ihm dann gestanden, dass es viel schwerer auszuhalten sei, so ein Spiel von außen zu verfolgen, als selbst zu spielen.

So solle es auch sein, und an der grundsätzlichen Wertschätzung für Rzatkowski, den Lienen gern „Schatti“ nennt und nicht, wie die Mitspieler und Fans, „Ratsche“, habe sich auch nichts geändert. „Wenn er hundertprozentig fit ist, ist er einer unserer absolut besten Spieler im Kader. Das hat er über Monate gezeigt. Er spielt aber im zen­tralen Mittelfeld, also im Herz unserer Mannschaft. Da muss man körperlich und mental absolut frisch sein“, erläuterte Lienen. Es sei auch nachvollziehbar, dass der quirlige, nur 1,72 Meter große Ex-Bochumer diese Qualität zuletzt etwas verloren hatte. „Mit seiner Größe muss er bei jedem Zweikampf mit vollem Körpereinsatz spielen. Da haben es 1,90-Meter-Spieler leichter. Die können einen Gegenspieler auch mal an sich abprallen lassen.“

Lienen dachte bei der Pause für Rzatkowski auch an die beiden letzten Spiele vor der Winterpause am kommenden Montag in Bielefeld und nur vier Tage später gegen Karlsruhe: „Da brauche ich alle Spieler in einem frischen Zustand.“ Dem unter manchen Anhängern gehegten Verdacht, Rzatkowski habe sich wohl etwas zuschulden kommen lassen, widersprach Trainer Lienen auf Nachfrage vehement: „Da gab es überhaupt nichts.“