Hamburg. St. Paulis Ex-Geschäftsführer kehrt am Sonntag mit Nürnberg zurück ans Millerntor. Franken setzten große Hoffnungen in den 44-Jährigen.

„Es ist ein ambivalentes Gefühl“, sagt Michael Meeske, wenn er an den kommenden Sonntag denkt. Im Millerntor-Stadion werden von 13.30 Uhr an der FC St. Pauli, für den er zehn Jahre als Geschäftsführer tätig war, und sein aktueller Arbeitgeber 1. FC Nürnberg aufeinandertreffen und um Punkte kämpfen. „Natürlich verfolge ich immer noch sehr intensiv die Spiele des FC St. Pauli, aber am Sonntag kann ich auf meine Vergangenheit keine Rücksicht nehmen. Dann drücke ich nur Nürnberg die Daumen“, sagte Meeske, der beim „Club“ als Geschäftsführer auch Vorstandsmitglied ist.

Seit dem 1. September ist der 44 Jahre alte Meeske für den FCN tätig. „Ich habe mich sehr gut in der Stadt eingelebt“, sagt er, der von Anfang an eine Wohnung in der Nähe der Burg bezogen hat und so fast mitten im Geschehen der Frankenmetropole lebt. „Ich finde, dass Nürnberg einiges zu bieten hat und in der allgemeinen Bewertung unterschätzt wird“, sagt er.

Fans setzen große Hoffnungen in Meeske

Orientieren musste sich der kühle Rechner, den einst Präsident Corny Littmann zum damals in finanziellen Problemen steckenden FC St. Pauli geholt hatte, nicht nur in der Stadt, sondern auch erst einmal in den Gegebenheiten des Traditionsclubs 1. FC Nürnberg. Schon früh stellte er nüchtern fest, dass die Ausgabenstrukturen immer noch sehr stark von den letzten Erstligajahren geprägt sind, die Einnahmen aber nach dem Bundesligaabstieg im Mai 2014 nur noch gehobenes Zweitliga-Niveau aufweisen. „Es wird auf Dauer nicht gut gehen, wenn man einfach so weitermacht wie bisher“, sagt Meeske, von dem der Aufsichtsrat des FCN, aber auch viele Anhänger erhoffen, dass er – wie zuvor jahrelang beim FC St. Pauli – der Garant für solide Finanzen sein wird.

Auf der einen Seite prüft Meeske nun diverse Möglichkeiten, neue Einnahmequellen zu generieren, etwa durch stärkere Mitgestaltungsmöglichkeiten beim Betrieb des Stadions oder eine wieder umfassendere Präsenz des Clubs in Franken. Auf der anderen Seite aber sind Sparmaßnahmen unvermeidlich. „Ich bin der böse Mann, der die Geschenke wieder einsammelt, die vorher verteilt worden sind“, sagt Meeske mit einer Portion Selbstironie.

„St. Pauli steht auch finanziell besser da“

Ein wichtiger Schritt zur finanziellen Gesundung könnte dabei sein, dass Meeske nach intensiven Verhandlungen erreicht hat, dass das Trainingsgelände des „Clubs“ am Valznerweiher nun doch beliehen werden kann, was bisher nicht gestattet war. „Damit besteht nun die Möglichkeit, dass wir kurzfristige und teure Kredite in ein langfristiges und deutlich günstigeres Darlehen umwandeln können“, erläutert Meeske. Insgesamt geht dabei um rund zehn Millionen Euro.

„Im Moment steht der FC St. Pauli nicht nur in der Tabelle, sondern auch in finanzieller Hinsicht besser da als der FCN“, räumt Meeske ein. Das Gesamtpotenzial sei aber beim traditionsreichen „Club“, der in seiner Geschichte immerhin neunmal Deutscher Meister (zuletzt 1968) war und im gesamten nordbayerischen Raum ein großes Thema ist, ungleich größer als beim Stadtteilclub, „wenngleich letztlich nur die Realität zählt, und da müssen wir zunächst mal wieder aufholen“.

Abschließend stellt Meeske klar, dass die Nürnberger am Sonntag nicht noch einmal in Trikots mit dem Hamburger Olympia-Logo auflaufen werden wie zuletzt im Pokalspiel gegen Düsseldorf. „Das war nicht meine Idee, hat mir aber sehr gefallen“, sagt Meeske, der sich auch schon als Angestellter des FC St. Pauli zur Olympiabewerbung der Hansestadt bekannt hatte.