Hamburg. Thy-Time am Millerntor: Beim Sieg über Düsseldorf schießt der Stürmer St. Pauli mit seinem Viererpack auf einen direkten Aufstiegsrang.

Der Jubel im Millerntorstadion kannte keine Grenzen, als Schiedsrichter Florian Meyer ohne eine Sekunde Nachspielzeit pünktlich um 22.03 Uhr abpfiff. Im Mittelpunkt stand Lennart Thy, der beim 4:0 (2:0)-Sieg des FC St. Pauli gegen eine erschreckend schwache Düsseldorfer Fortuna die Sternstunde seiner bisherigen Karriere erlebte und gleich alle vier Treffer erzielte. Punktgleich mit Spitzenreiter Freiburg klettere St. Pauli auf den zweiten Tabellenplatz der Zweiten Liga. St. Paulis Trainer Ewald Lienen fand nach dieser furiosen Vorstellung „kaum Worte. Wir sind froh, wenn wir ein Tor schießen, auch mal zwei, aber vier, da kann man schon mal durcheinanderkommen. Viel besser kann man das nicht spielen. Das war eine großartige Leistung der Mannschaft.“

Überraschend hatte Lienen den Südkoreaner Kyoung-Rok Choi in die Startelf beordert. Der 20-Jährige hatte am Ostermontag dieses Jahres die ersten beiden Treffer beim damaligen 4:0 gegen Düsseldorf erzielt. Es war vor acht Monaten der Beginn einer atemberaubenden Aufholjagd, an deren Ende der Klassenverbleib stand. Möglicherweise glaubte Lienen, mit Chois Aufstellung erneut ein Signal setzen zu können. Bisher war dieser in der laufenden Spielzeit nur neunmal eingewechselt worden. Zudem rückte Sebastian Maier in die Startformation. Dafür mussten Jan-Philipp Kalla und Jeremy Dudziak zunächst auf die Reservebank.

Es war aber nicht Choi, sondern Thy, der groß auftrumpfte. Schon in der elften Minute nutzte er eine Flanke von Linksverteidiger Daniel Buballa zum Führungstreffer. Gekonnt nahm er den Ball mit der Brust an, schoss ihn mit rechts an den linken Innenpfosten. Von dort sprang dieser zum 1:0 ins Netz. Nur zwölf Minuten später ließ Thy die St.-Pauli-Anhänger erneut jubeln. Und wieder war der linke Innenpfosten im Spiel. Diesmal sprang der Ball nach Philipp Ziereis’ Kopfball nach einem Freistoß von Waldemar Sobota ins Feld zurück. Thy schaltete am schnellsten, sprintete dem Ball hinterher und schoss ihn aus der Drehung ins Düsseldorfer Tor – 2:0.

Thy ist der Held des Abends

Nachdem Thy in dieser Saison erst einen Treffer erzielt hatte, zum 1:0-Sieg in Leipzig, war er nun in einer Halbzeit gleich doppelt erfolgreich. Es hätte sogar ein Hattrick sein können. Nach einem Steilpass Chois lief Thy allein auf das Tor zu, doch Fortuna-Schlussmann Michael Rensing wehrte den Torschuss mit dem Fuß zur Ecke ab. Auch Choi (35.) und Sebastian Maier (45.) scheiterten aus bester Schussposition an Rensing, der sein Team zunächst im Spiel hielt. Und im Düsseldorfer Angriff fiel Stürmerstar Didier Ya Konan in der ersten Halbzeit nur mit einem rüden Foul an Ziereis auf.

Einzelkritik: Choi bewies Spielwitz

Wer zu Beginn des zweiten Abschnitts ein Aufbäumen des prominent besetzten Tabellen-16. erwartet hatte, sah sich getäuscht. Es fiel den St. Paulianern leicht, die Angriffsbemühungen der Fortuna zu unterbinden, die auch bei den Standardsituationen ungefährlich blieben. Doch auch St. Pauli kam zwischenzeitlich kaum zu Torchancen. Choi scheiterte aus spitzem Winkel an Rensing, ehe Düsseldorf auf volle Offensive setzte und in Joel Pohjanpalo und Ihlas Bebou zwei Stürmer einwechselte, die Ya Konan unterstützen sollten. Doch kaum war dies geschehen, entschied St. Pauli das Spiel endgültig zu seinen Gunsten. Ausgangspunkt zum 3:0 war erneut ein Freistoß im Mittelfeld. Rechts lief sich Sobota frei und hatte viel Zeit zu einer präzisen Flanke. Der Ball fand den Kopf Thys, der diesen links unten ins Tor drückte.

Thy war damit zum Helden des Abends geworden. Drei Treffer in einem Spiel waren ihm im Profibereich zuvor nie gelungen. Und es kam noch besser: Nach feinem Zuspiel von Marc Rzatkowski schoss er aus spitzem Winkel auch noch das 4:0. Der Rest war Party, die auch noch lange nach Spielschluss kein Ende nehmen wollte. Thy jedenfalls schnappte sich den Ball und war überglücklich: „Vier Tore in einem Spiel, einfach unfassbar. Solch ein Spiel genieße ich natürlich. Das ist mein Highlight seit ich bei St. Pauli bin.“