Hamburg. Zum zweiten Mal ist der Ex-Profi für das Scouting beim FC St. Pauli zuständig. Mit Akribie versucht Studer, neue Talente heranzuholen.

Für einen kurzen Moment muss Stefan Studer in sich gehen, als er hört, dass er in der Fußballszene den Ruf eines Trüffelschweins genießt. „Trüffelschwein? Ist das ein Kompliment? Ich weiß, was gemeint ist, finde aber, dass es zu elitär klingt“, sagt der 51-Jährige, der seit 1. November Chefscout beim FC St. Pauli ist.

Es sind Worte, die ins Bild passen. Studer ist ein Mann, der sich nicht gern in der Öffentlichkeit inszeniert und von Interview zu Interview eilt. Studer arbeitet lieber im Verborgenen. „Scouting ist eine sensible Geschichte. In die Tiefe gehen kann man öffentlich nicht. Das kann sich eine Abteilung nicht erlauben. Man hält sich lieber im Hintergrund auf“, sagt der ehemalige Profi, der bereits von 2009 bis 2013 Chefscout beim Kiezclub war, ehe es den gebürtigen Buxtehuder zum Champions-League-Club Bayer Leverkusen und Fortuna Düsseldorf zog.

Richtig glücklich wurde der ehemalige Profi im Westen aber nicht. „St. Pauli ist in Person von Thomas Meggle auf mich zugekommen. Das Thema hat mich sehr gereizt“, sagt Studer, der keinen Hehl daraus macht, wie froh er über den Anruf von Meggle war.

Studer achtet auf das Sozialverhalten

Studer ist sich bewusst, dass die Mittel auf St. Pauli begrenzt sind. Dementsprechend detailversessen ist der neue Chefscout bei der Suche nach neuen Spielern. Einen Transfer eines Profis zu realisieren, den er nur auf Video gesehen hat, wird es unter Studer nicht geben. „Ich schaue mir einen Spieler mehrmals live im Stadion an, achte auf sein Sozialverhalten auf dem Platz. Auf Videos sieht man viele Laufwege und Gesichtszüge nicht“, erläutert Studer, der sowohl für die Profis, als auch für den Nachwuchs zuständig ist. Regelmäßig verfolgt er Spiele in von der U15-Regionalliga aufwärts, um möglichst viele Informationen über Talente einzuholen und schneller als die Konkurrenz zu sein.

Agenten-Absagen kosten Zeit

Auch Besuche bei Trainingseinheiten stehen auf Studers Agenda, wenngleich die Zeit eines Scouts begrenzt ist. „Ein großer Aufgabenbereich ist es, bei der Fülle an Namen, die einem angeboten werden, Agenten abzusagen und zu sagen: Diesen Spieler wollen wir nicht. Die Arbeit ist größer, als die passenden Spieler zu finden“, sagt Studer, der mit den vorhandenen Strukturen bei der Spielersichtung bei St. Pauli zufrieden ist. „Man hat auf St. Pauli immer talentierte junge Spieler bekommen. Das war zu meiner Zeit schon so und auch in den Generationen danach. Ein Max Kruse war hier oder auch Daniel Ginczek und Carlos Zambrano. Man muss viel investieren, unterwegs sein und viele Gespräche führen, um Transfers abzuwickeln“, sagt er.

In einer Zeit, in der immer mehr Geld in den Fußball fließt, muss der Ex-Bundesligaprofi kreativ sein. „Der deutsche Markt ist nach wie vor für uns interessant, genauso wie die angrenzenden Länder. Dänemark, Belgien und Niederlande“, sagt Studer.