Hamburg. Die beeindruckende Erfolgsserie hat aber auch einen Nachteil: Zahlreiche Spieler sind bei anderen Vereinen heiß begehrt.
„Erst nach zehn Spieltagen schaue ich mal auf die Tabelle“, hatte Ewald Lienen kürzlich gesagt. „Erst dann hat sie auch eine gewisse Aussagekraft.“ Für den Trainer des FC St. Pauli wird nach dem Heimspiel gegen den SV Sandhausen an diesem Sonnabend (13 Uhr, Sky und Liveticker abendblatt.de) also der Zeitpunkt gekommen sein, das Ranking der Zweiten Liga und die Position seines Teams darin zu betrachten. Schlechtestenfalls könnten die Kiezkicker – das steht jetzt schon fest – auf Platz vier rutschen und bestenfalls sogar auf den ersten Tabellenrang klettern.
Auf jeden Fall wird Lienen unabhängig vom Ausgang des Spiels gegen Sandhausen eine Tabellensituation für sein Team betrachten können, die vor einem Jahr die reinste Utopie gewesen wäre. Die Grafik verdeutlicht, um wie viel besser sich der FC St. Pauli derzeit präsentiert als in der vergangenen Saison. 18 Punkte hat das Team in der aktuellen Spielzeit nach nur neun Spieltagen bereits gesammelt, was einen Punkteschnitt von exakt 2,0 pro Partie bedeutet. Vor einem Jahr standen nach neun Ligaspielen erst elf Zähler zu Buche, was einem Schnitt von nur 1,22 Punkten entspricht. Zu diesem Zeitpunkt war das Team aber immerhin durch ein 3:0 gegen Union Berlin auf den zehnten Rang geklettert.
Danach ging es dann wochenlang erst einmal bergab. Daher ist ein anderer Vergleich zwischen der aktuellen und der Saison zuvor noch eindrucksvoller. Erst am 23. Spieltag, nach einem 0:0 im Heimspiel gegen den späteren Absteiger Erzgebirge Aue, hatte der FC St. Pauli jene Marke von 18 Punkten erreicht, die er nun schon nach neun Partien auf dem Konto hat. Der Punkteschnitt betrug damals, Anfang März dieses Jahres, armselige 0,78 Zähler pro Spiel, was den letzten Tabellenplatz zur Folge hatte.
Lienen warnt vor Sandhausen
Wie die Grafik auch zeigt, stand die Mannschaft in der vergangenen Saison nur einmal auf einem besseren Tabellenplatz als in der jetzigen Spielzeit – am ersten Spieltag. Beide Male hatte es ein Unentschieden zum Saisonauftakt gegeben. Das 1:1 gegen Ingolstadt reichte Ende Juli 2014 für Platz sieben, das 0:0 gegen Bielefeld vor gut zwei Monaten bedeutete Rang neun, was in dieser Saison die bisher schlechteste Platzierung war. Vor einem Jahr stand St. Pauli nur nach dem ersten Spieltag auf einem einstelligen Tabellenplatz, um danach dauerhaft in die zweite Tabellenhälfte zu rutschen. Jetzt befindet sich der Club schon seit dem zweiten Spieltag im vorderen Tabellendrittel.
Damit dies auch einen längeren Zeitraum so bleibt, wäre ein weiterer Heimerfolg an diesem Sonnabend gegen den SV Sandhausen sehr hilfreich. „Das ist eine stabile und gefährliche Mannschaft“, warnt St.-Pauli-Trainer Lienen vor dem Team aus dem Rhein-Neckar-Kreis. Bereits 17 Treffer konnte der SVS in dieser Saison erzielen. Dagegen nehmen sich die neun Tore der St. Paulianer ausgesprochen bescheiden aus. Doch bekanntlich gründet sich der Erfolg der Braun-Weißen auf der sicheren Defensive, die bisher nur vier Gegentreffer zuließ. Schon seit 404 Spielminuten hat kein Kontrahent mehr ein Tor gegen St. Pauli erzielt.
„Die Jungs sind auf einem richtig guten Weg. Es gehört zu ihrer Weiterentwicklung dazu, dass sie die gute Defensivarbeit beibehalten und trotzdem in der Offensive clevere Entscheidungen treffen“, sagte Lienen am Donnerstag über seine Mannschaft. Gleichzeitig stellte er klar: „Es ist nicht das erklärte Ziel, immer ohne Gegentor zu bleiben.“ Vielmehr sei es durchweg nur das Bestreben, in jedem einzelnen Spiel ein Tor mehr als der jeweilige Gegner zu erzielen. Bei einem Resultat wie 5:4 aber fühle sich sein Team nicht wohl.
Der aktuelle Erfolg des FC St. Pauli bringt es aber auch mit sich, dass andere Clubs vor allem auf die St. Paulianer ein Auge werfen, deren Verträge am Saisonende auslaufen. Das sind aus der zu erwartenden Startelf gegen Sandhausen mit Marc Hornschuh, Lasse Sobiech, Philipp Ziereis, Christopher Buchtmann, Waldemar Sobota, Sebastian Maier und Lennart Thy immerhin sieben Akteure. „Wir haben schon im April und Mai mit allen wichtigen Spielern, deren Verträge auslaufen, Termine vereinbart, wann wir uns über die Zukunft unterhalten. Derzeit haben wir keine Anfragen von anderen Vereinen für einen unserer Spieler vorliegen“, sagte Sportchef Thomas Meggle, der gerade aus Baltimore vom Antrittsbesuch beim künftigen Ausrüster Under Armour zurückgekommen war.
Die voraussichtlichen Aufstellungen
FC St. Pauli: Himmelmann – Hornschuh, Sobiech, Ziereis, Buballa – Rzatkowski, Buchtmann – Sobota, Maier, Dudziak – Thy.
SV Sandhausen: Knaller – Klingmann, Kister, Hübner, Paqarada – Linsmayer, Kulovits – Wooten, Zillner, Kosecki – Jovanovic.