Hamburg. Der 23-Jährige darf wieder auf seiner favorisierten Position im defensiven Mittelfeld spielen. „Da ist immer viel los“, sagt er.
„Ich bin wieder hier, in meinem Revier“, lautet der Refrain eines Hits von Marius Müller-Westernhagen. Auch wenn Christopher Buchtmann, 23, den 1998 veröffentlichten Song des heute 66 Jahre alten deutschen Rockstars nicht kennt, wie er am Dienstag bekannte, so beschreibt diese Zeile doch sehr gut die aktuelle Situation des Fußball-Profis des FC St. Pauli. Nach der schweren Zerrung, die sich Enis Alushi vor einer Woche im Heimspiel gegen Heidenheim (1:0) zugezogen hatte, rückte Buchtmann auf dessen Position im zentralen defensiven Mittelfeld. Beim 0:0 in Paderborn füllte er diese Position erstmals wieder über volle 90 Minuten mit großem Einsatz und insgesamt überzeugend aus.
Am Ende zeugten sogar ein paar Blutflecken auf seinem Trikot und seiner Hose vom vollen Einsatz des nur 1,75 Meter großen Mittelfeldspielers. „Das ist doch alles nur halb so schlimm“, sagte Buchtmann unmittelbar danach. „Im defensiven Mittelfeld ist eben immer etwas los. Man ist dort oft am Ball und muss auch viele Zweikämpfe bestreiten. Das gefällt mir einfach“, sagte er weiter.
Buchtmanns erste Alternativposition ist die des „Zehners“, also des offensiv-zentralen Mittelfeldspielers, der in dem Team von Trainer Ewald Lienen bevorzugten 4-2-3-1-System zum Teil auch schon als Halbstürmer agieren soll. „Auf der Zehn ist man auch immer darauf angewiesen, wie gut man selbst von hinten heraus bedient wird“, sagt der gebürtige Mindener. „Und man muss dort torgefährlicher sein.“ Ein heikler Punkt, denn Buchtmann hat in seinen bisher 59 Zweitligaspielen für St. Pauli genau einen Treffer erzielt. Der allerdings war ziemlich wichtig, nämlich das vorentscheidende 3:1 beim 5:1-Sieg gegen den VfL Bochum im letzten Heimspiel der vergangenen Saison.
FC St. Pauli verpasst Sieg in Paderborn
Buchtmann würde gerne bleiben
Buchtmann ist jetzt im vierten Jahr beim FC St. Pauli, nachdem er Ende August 2012 kurz vor Ende der Transferperiode vom 1. FC Köln ans Millerntor gekommen war. Am Ende der aktuellen Saison läuft sein Vertrag beim Kiezclub aus. „Es kann ja jeder sehen, dass ich mich hier sehr wohl fühle“, sagt Buchtmann und lässt damit durchblicken, dass er sich gut vorstellen kann, auch über den kommenden Sommer hinaus den braun-weißen Dress zu tragen.
„Noch hat es keine Gespräche darüber gegeben, aber es ist ja auch noch früh in der Saison“, sagt Buchtmann und erweckt dabei nicht den Eindruck, darüber enttäuscht zu sein. „Ich habe in dieser Saison ja auch erst fünf Spiele von Beginn an bestritten“, sagt er. Zu Beginn der aktuellen Spielzeit hatte er noch wegen eines Bänderrisses im Knie, den er sich Anfang Juli im Testspiel bei Frem Kopenhagen zugezogen hatte, unfreiwillig gefehlt.
Nun aber ist er wieder ein wichtiger Bestandteil des Teams, das dank einer stabilen Defensive und einer fast meisterlichen Effektivität mit 18 Punkten nach neun Spielen den dritten Rang der Zweitligatabelle einnimmt. Auf die Frage, was denn angesichts dieser im Vergleich zur Vorsaison glänzenden Zwischenbilanz noch möglich sei, antwortet er – ganz im Sinne von Trainer Lienen – ausweichend. „Unser Ziel ist es, am Sonnabend gegen Sandhausen zu gewinnen“, sagt er und setzt damit die weiterhin geltende Vorgabe um, immer nur an das kommende Spiel zu denken. „Wir wissen, woher wir kommen und sind einfach froh, dass es jetzt so läuft“, sagt Buchtmann fast demütig. Am starken Willen, auch am Sonnabend sein Revier zu verteidigen, ändert das jedoch nichts.
Ersatzkeeper Svend Brodersen, 18, nimmt derzeit an einem DFB-Torhüter-Lehrgang in Bitburg teil. Dort trainieren rund 20 Nachwuchs-Schlussmänner der Altersklassen U15 bis U19.