Hamburg. Innenverteidiger Philipp Ziereis steht für die neue defensive Qualität des Kiezclubs - obwohl er nur als Ersatz vorgesehen war.
Als der FC St. Pauli am 25. Juli mit dem Heimspiel gegen Arminia Bielefeld in die neue Zweitligasaison startete, musste Philipp Ziereis wieder die ungeliebte Rolle des Reservisten einnehmen. Trotz überzeugender Vorstellungen in den Testspielen der Vorbereitungsphase hatte sich Cheftrainer Ewald Lienen – objektiv wenig überraschend – für Lasse Sobiech und Sören Gonther als Innenverteidigerduo entschieden. Der vom HSV endgültig fest verpflichtete Sobiech galt als Königstransfer, Gonther war von seinen Teamkollegen gerade erst wieder zum Kapitän gewählt worden.
Inzwischen hat sich die Situation für den 22 Jahre alten Oberpfälzer, der am Donnerstag aufgrund von leichten Wadenproblemen individuell trainierte, grundlegend geändert. Wurde er beim 2:1-Sieg in Karlsruhe in der Schlussphase schon eingewechselt, um mit seiner Kopfballstärke und körperlichen Präsenz den knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen, so ist er seither erste Wahl. Gegen Fürth rückte er für den angeschlagenen Sobiech in die Startelf, war plötzlich sogar der Abwehrchef, als sich beim Aufwärmen auch noch Gonther verletzte und Yannick Deichmann, 21, sein Profidebüt als Partner von Ziereis gab.
Plötzlich fiel auf, dass der frühere Regensburger auch lautstark Kommandos geben konnte. „Das mache ich auch, wenn ich neben Lasse oder Sören spiele, weil es meine Aufgabe als zentraler Verteidiger ist, die Defensive mit Anweisungen zu organisieren. Von hinten kann man vieles besser erkennen“, sagt Ziereis. Mit diesen Aussagen spricht Ziereis über ein Problem, das sein Team noch in der Hinserie der vergangenen Saison mit sich herumschleppte – die Schweigsamkeit auf dem Spielfeld. Lienen hat es geschafft, dieses Manko weitgehend abzustellen, auch wenn er im Training seine Akteure immer mal wieder daran erinnern muss, dass sie sich „gegenseitig coachen“ sollen.
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Es ist offensichtlich, dass auch das verbale Zusammenspiel zu einer stabileren Defensive beigetragen hat. In den bisher vier Partien gab es nur drei Gegentreffer. Am Sonntag (13.30 Uhr) beim FSV Frankfurt will das Lienen-Team daran anknüpfen. „Alle Spieler haben es verinnerlicht, dass eine intensive Defensivarbeit die Grundlage für den Erfolg ist“, sagt Ziereis.
Linksverteidiger Marcel Halstenberg musste am Donnerstagvormittag die Trainingseinheit vorzeitig beenden. Der 23-Jährige zog sich in einem Zweikampf mit Lennart Thy eine Verletzung an der Wade zu. Ob er für das Spiel in Frankfurt ausfällt, ist noch unklar.