Hamburg. Der FC St. Pauli bereitet sich in Oberstaufen im Hotel des ehemaligen Top-Stürmers Karl-Heinz Riedle auf die neue Saison vor.
Der Chef des Hauses wird nicht da sein, wenn der Tross des FC St. Pauli an diesem Dienstagnachmittag im Hotel Evviva! in Oberstaufen im Allgäu eintrifft. Erst am kommenden Sonnabend kommt Karl-Heinz Riedle von einer Japan-Reise als internationaler Repräsentant von Borussia Dortmund zurück in seine Heimat im Allgäu. Der frühere Weltklassestürmer, der im September 50 Jahre alt wird, hat aber natürlich vor seiner Abreise nach Tokio alles organisieren lassen, damit die St.-Pauli-Profis ideale Bedingungen vorfinden. Die 18 Doppelzimmer und zwei Suiten des „Aktiv- und Tagungshotels“ hat der Kiezclub bis zum 16. Juli komplett für sich gebucht.
Der gesamte Ablauf ist also auf die Bedürfnisse der Hamburger Fußballer abgestimmt. „Meine Schwester betreibt das Hotel und hat wie bei jeder Mannschaft etwas Spezielles vorbereitet“, sagt Riedle noch etwas geheimnisvoll. Zwei bis drei Profimannschaften kann die Familie Riedle pro Jahr begrüßen. „Wir sind ein kleines, familiäres Haus und haben ein Team, das sich mit viel Herzblut um die Gäste kümmert“, erzählt der Weltmeister von 1990.
Dies sei, so sagt Riedle weiter, ja auch eine Parallele zur Heimat des FC St. Pauli, dem Millerntor-Stadion. „Für mich war es als Spieler immer ein Highlight, dort aufzulaufen, weil es eben so klein und stimmungsvoll war.“ Sowohl mit Werder Bremen als auch mit Dortmund hatte Riedle in der Bundesliga gegen St. Pauli gespielt. Dazu kamen Auftritte beim „Tag der Legenden“ am Millerntor. Umgekehrt kennt auch St. Paulis Cheftrainer Ewald Lienen Riedles Hotel in Oberstaufen. Als Coach von Arminia Bielefeld hatte er dort schon mal ein Trainingslager absolviert. „Außerdem habe ich Ewald schon kennengelernt, als er auf Teneriffa war“, erzählt Riedle.
Der Kader des FC St. Pauli 2015/16
Lienen hat alles detailliert geplant
Lienen hat unterdessen die Tage bis zur Abreise am Donnerstag kommender Woche detailliert durchgeplant. Pro Tag werden zwei Trainingseinheiten auf dem Programm stehen. Der Rasenplatz liegt direkt neben dem Hotel. An den Tagen der drei Testspiele wird es nur jeweils eine Einheit geben.
Schwerpunkte werden dabei verschiedene taktische Varianten sowie das Aufbau- und Angriffsspiel sein. Wir haben ja nicht viel Zeit und tasten uns jede Woche ein bisschen mehr heran“, sagt Trainer Lienen. Wichtig ist ihm dabei, dass seine Spieler unterschiedliche Ausrichtungen beherrschen und dabei in der Lage sind, diese auch während eines Spiels situationsbedingt zu wechseln. „Ganz entscheidend ist, dass jeder einzelne Spieler weiß, wie er sich in einer bestimmten Situation zu verhalten hat. Schlecht ist es immer, wenn einer 100 Meter seinem Gegenspieler hinterherrennen muss“, sagt der Trainer. Die in der Schlussphase der vergangenen Saison erfolgreich praktizierte, betont defensive Ausrichtung soll also nicht die ausschließlich angewandte Taktik sein: „Wir werden sicher auch mal hinten auf den Gegner warten, aber auch mal vorn pressen und bei einem Ballverlust den Gegner sofort wieder unter Druck setzen, um ihn zu einem ungenauen Abspiel zu zwingen.“
In den Testspielen am Donnerstag bei Austria Lustenau, am Sonnabend beim FC Winterthur und am Dienstag kommender Woche gegen den SC Freiburg in Friedrichshafen will Lienen die jeweilige Startformation jeweils mindestens eine Stunde lang auf dem Feld lassen und nicht mehr wie noch in den ersten Freundschaftsmatches der Vorbereitung zur Halbzeitpause komplett durchwechseln. Am 18. Juli zur offiziellen Saisoneröffnung am Millerntor will er gegen den spanischen Erstligisten Rayo Vallecano dann die Elf auf den Rasen schicken, die das erste Punktspiel gegen Bielefeld bestreiten könnte.