Hamburg. Innenverteidiger wechselt ablösefrei zu St. Pauli. Warum Sobiech als Geringverdiener des HSV eine Abfindung erhält, ist erstaunlich.

Als der Vertrag endlich unterschrieben war, wusste Lasse Sobiech offenbar selbst nicht mehr so genau, wie die einzelnen Formulierungen in seinem neuen Arbeitspapier zu deuten sind. Zumindest schaute er ein wenig irritiert, als er auf die Länge seines Vertrags mit dem FC St. Pauli angesprochen wurde. Laufzeit bis 2016 mit Option auf ein weiteres Jahr, teilte der Verein am Freitag mit. „Wenn man das jetzt 1+1 nennen will, dann ist es so“, sagte Sobiech. Für ihn sei ohnehin nur wichtig, dass er nach wochenlangen Verhandlungen mit dem HSV nun endlich bei St. Pauli unterschrieben hat. „Es gab noch andere Möglichkeiten, aber ich habe mich für das Richtige entschieden“, sagte der Innenverteidiger.

Für St. Paulis Sportchef Thomas Meggle ist die Verpflichtung von Sobiech ein echter Coup, schließlich gelang es ihm nach dem Transfer von Ryo Miyaichi (FC Arsenal) bereits zum zweiten Mal in Folge, einen Spieler mit einem laufenden Vertrag ablösefrei zu verpflichten. „Wir sind froh darüber, dass sich Lasse trotz anderer Angebote für St. Pauli entschieden hat“, sagte Meggle. Sobiech hatte sein Arbeitsverhältnis mit dem HSV zuvor aufgelöst. Dort verdiente er nach Abendblatt-Informationen 600.000 Euro im Jahr – deutlich weniger als angenommen. Umso erstaunlicher, dass der HSV dem 24-Jährigen noch eine Abfindung zahlte, um ihn von der Gehaltsliste zu bekommen. Zumal die Hamburger selbst noch eine Rate von 500.000 der 1,4 Millionen Euro Ablöse aus dem Jahr 2013 an Borussia Dortmund zahlen müssen.

Sobiech gehört zu den Top-Verdienern bei St. Pauli

Ein Schnäppchen dürfte der Innenverteidiger für St. Pauli trotzdem nicht sein. In der Gehaltsliste wird Sobiech nun weit oben stehen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass St. Pauli sich die Option auf ein weiteres Jahr vorbehält. Sollte der Club möglicherweise absteigen, wäre Sobiech für die Dritte Liga zu teuer. Ein Szenario, mit dem sich der Verteidiger aber gar nicht befassen will. „Ich will mit dieser Mannschaft Erfolg haben und nicht wieder im unteren Drittel spielen.“

Mit vier Toren und starken Leistungen war der Abwehrspieler in der vergangenen Saison einer der Garanten für den Klassenerhalt. „Lasse ist aufgrund seiner Größe und Kopfballstärke defensiv wie offensiv unglaublich wertvoll für uns. Er ist einer der besten Innenverteidiger der Liga und bringt die Mentalität und Leidenschaft auf den Platz, die den FC St. Pauli ausmachen“, sagte Trainer Ewald Lienen.

Dass Sobiech an eine bessere Saison glaubt, liegt auch am japanischen Neuzugang Miyaichi. „Er ist ein Riesenkicker und ein überragender Typ“, sagt Sobiech. Am Freitagabend standen die beiden erstmals gemeinsam für St. Pauli auf dem Platz. Mit 9:1 (6:1) gewann der Kiezclub vor 2032 Zuschauern sein erstes Testspiel beim Oberligisten Buxtehuder SV. St. Paulis Tore erzielten Lennart Thy, Ante Budimir, John Verhoek (je 2), Miyaichi, Marcel Halstenberg und Testspieler Vincent Stenzel. Miyaichi spielte die ersten 45 Minuten, deutete sein Potenzial an und traf auch. Auch Sobiech durfte in Buxtehude eine Halbzeit ran. Er ist sportlich und menschlich nun endlich beim Kiezclub angekommen. „Ich freue mich riesig, nun als echter St. Paulianer eine erfolgreiche Saison zu spielen.“